Vorschau auf den „Polizeiruf Sumpfgebiete“ Foto: ARD-Programmdirektion

Das ist ein Fall für Verschwörungstheoretiker: Im Münchner „Polizeiruf Sumpfgebiete“ verliert Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) den Verstand – oder nicht?

München - Lärmende Bohrmaschinen, dieses unverständliche Bayerisch oder die engelsgleiche, aber durchgeknallte Wendt (Judith Engel): Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) weiß noch gar nicht, was ihn gerade mehr nervt, da liegt die vermeintlich Verrückte schon tot zu seinen Füßen. Überfahren. Sie habe eine Liste mit Namen reicher Bankkunden, die Schwarzgeld in die Schweiz transferiert hätten. So viel hatte Meuffels kurz vor ihrer unglücklichen Begegnung mit dem Auto bei aller Gereiztheit noch mitbekommen. Und nun? Jetzt macht die Wendt ihn erst recht verrückt: Sie flackert mit blutenden Augen in seinen Träumen auf und faselt ständig etwas von einer Marlene.

Die Wendt und die Dietrich. Vergessen ist die große Liebe Constanze (Barbara Auer), mit der Meuffels im letzten Fall noch durchgebrannt ist. Der „Polizeiruf“ aus München setzt sich aus kleinen einzelnen Regieperlen zusammen und macht das moderne Horizontal-Erzählt-Gedöns nicht mit. Das lässt Meuffels, den preußischen Adelsspross, im Bayerischen noch haltloser erscheinen. Dabei hält er trotz allem doch die Kette zusammen – kraft seiner gesammelten Eigentümlichkeiten.

Alles ist käsig-krank

Denn wer hat hier in „Sumpfgebiete“ (Buch: Holger Karsten Schmidt und Volker Einrauch) nun den Dachschaden? Vielleicht doch der seltsame Meuffels selbst? Wird er als Wendts Mitwisser tatsächlich verfolgt? Oder wird er tatsächlich paranoid? Leidet er unter einem seelischen Stresssyndrom? Oder unter korrupten Chefs?

Überall ballen sich Jazz und Blues. Im Hintergrund des Films, in Meuffels Kopf. Die Regisseurin Hermine Huntgeburth lässt den Kommissar schön langsam verzweifeln. So wie sie ihrem Film die Farbe entzieht, lässt sie Meuffels’ Kräfte schwinden. Irgendwann wirkt alles käsig-krank, selbst das Clubhaus eines Tennisvereins sieht aus wie ein Sanatorium.

Hermine Huntgeburth fühlte sich beim Buch an Francis Ford Coppolas „Dialog“ aus den siebziger Jahren erinnert, ihre „Sumpfgebiete“ wiederum sind eine Hommage an Spionagethriller aus den sechziger und siebziger Jahren. Oliver Masucci zum Beispiel scheint als arroganter LKA-Mann geradewegs einer Jahrzehnte alten Kinoleinwand entstiegen zu sein. Und zumindest dieser Moment ist in diesem „Polizeiruf“ keine Einbildung.