Die Baseballer schwimmen auf einer Woge des Erfolges: Randy Arozarena von den Tampa Bay Rays (li.) punktet gegen Robbie Ray von den Toronto Blue Jays. Foto: AP/Chris O'Meara

Der Eishockey-Club Tampa Bay Lightning holte den Stanley Cup, doch auch zwei andere Teams dieser Region haben viel vor: Die Baseballer der Rays und die Footballer der Buccaneers streben nach Titeln.

Stuttgart/Tampa - Die Jubelkolonne vom Flughafen durch die Stadt fiel ein paar Nummern kleiner aus als 2004. Damals hatten die Tampa Bay Lightning zum ersten Mal den Stanley Cup an die Westküste Floridas geholt, und so ziemlich alles, was Eishockey liebte und laufen konnte, war aus dem Häuschen. Im Corona-Jahr 2020 war es kein Triumphzug durch ein Spalier von Menschen, als die Cracks am Dienstag mit dem Stanley Cup zur Amalie Arena fuhren. Es standen zwar durchaus Fans an den Straßen, doch eine von Euphorie bewegte Jubelmeile war’s nicht. Auch die Feier in der Arena mit 20 000 Plätzen am Hillsborough Bay hatte mehr von einem netten Collegefest als von einer knalligen Party, auf der der wichtigste Eishockey-Titel im Vereinsgeschäft bejubelt wird.

Es war ein überdimensionales Familienfest, zugelassen waren wegen Corona lediglich Teammitglieder samt Familien, die wichtigsten Sponsoren sowie ausgesuchte Dauerkarteninhaber – und die Menschen verloren sich im großen Rund. Gefeiert wurde prächtig, Lightning-Kapitän Steven Stamkos setzte seinen einjährigen Sohn in den Pokal und sagte stolz: „Wir hatten es satt, stets von Patty Maroon zu hören, wie toll es sei, den Stanley Cup zu gewinnen.“ Der Stürmer war nach Tampa gewechselt, er hatte die Trophäe 2019 schon mit den St. Louis Blues geholt.

Nicht nur die Lightning schwimmen im warmen Florida auf einer Woge des Erfolges. Die Männer der Tampa Bay Rays haben die Hauptrunde der Major League Baseball (MLB) dominiert – sie gewannen neun ihrer letzten elf Spiele, sie beendeten 20 Partien mit einer Schlagleistung (slugging percentage) von mehr als 500; es war die beste Runde ihrer Geschichte in der MLB. Nun kämpfen sie in den Play-offs mit den Toronto Blue Jays ums Weiterkommen in Richtung World Series.

Bei den Rays ist sogar das Parken gratis

Der Erfolg der Rays ist eng verknüpft mit dem Namen Stuart Sternberg, einem Investmentbanker aus New York. Der hatte den wenig ruhmreichen Club 2005 als Eigner übernommen und ihn nach und nach saniert. Der Unternehmer steckte im Lauf der Jahre viel Geld in das Tropicana Field, die Heimspielstätte in St. Petersburg – es sollen an die 60 Millionen Euro gewesen sein. Ziel war es, den Fans den Besuch der Partien angenehm zu gestalten, so war der Parkplatz vor dem Stadion der erste eines Clubs aus der MLB, bei dem keine Parkgebühren verlangt wurden. Aktuell spielt das aber keine Rolle, weil rund um das Tampa Bay Zuschauer bei Sportveranstaltungen wegen Corona nicht zugelassen sind. Ausgerechnet jetzt, wo das homogene Team von Trainer Kevin Cash auf den womöglich größten Erfolg der Club-Geschichte zusteuert.

Auch die Tampa Bay Buccaneers müssen ihre Gegner in der NFL unter Ausschluss der Öffentlichkeit angreifen, auch deren Fans nervt das gewaltig. Sie sind ausgesperrt aus dem Raymond James Stadion, frühestens am 18. Oktober gegen die Packers aus Green Bay dürfen sie rein. Gerade jetzt, wo der Football-Club den Star-Quarterback Tom Brady verpflichtet hat und dessen Lieblings-Ballfänger Rob Gronkowski als Beifang ebenfalls im Tampa Bay angelandet wurde. Mit dem sechsmaligen Superbowl-Champion Brady wollen die Seeräuber in Richtung Superbowl schippern, zwei Siege und eine Niederlage stehen bislang zu Buche.

In Florida gibt es keine Einkommensteuer

Warum die Tampa-Bay-Area so attraktiv für Sportstars ist, liegt nicht nur am milden Klima über den Winter und dem warmen Meer. Man verdient gutes Geld. Quarterback Brady erhält für zwei Jahre 42 Millionen Euro von den Bucs, Stürmer Steven Stamkos unterschrieb 2016 bei Lightning einen Achtjahresvertrag mit einem Gesamtgehalt von 58 Millionen Euro, Rays-Werfer Charlie Morton kassiert pro Saison 13 Millionen Euro. Und zwar steuerfrei. Der Staat Florida erhebt keine Einkommensteuer, die Mehrwertsteuer lieg bei lächerlichen sechs Prozent – das macht das Leben angenehm sowie das Investieren leichter, was die Clubs aus dem Bundesstaat selbstverständlich bei der Anwerbung nutzen.

Alles wäre schön und wunderbar im amerikanischen Sport-Hotspot Tampa Bay, wenn die Region nicht auch ein Corona-Hotspot wäre mit den negativen Begleiterscheinungen wie Fan-Aussperrung und zahlreichen Beschränkungen. Selbst die Sportbars sind während der Partien der Lightning, der Rays und der Bucs weitgehend leer, nur wenige wagen sich in Bars, Kneipen und Restaurants. Womöglich ziehen die Baseballer in die World Series ein und kaum einer rund um Tampa bekommt es mit.