Die neuen 911er-Modelle, Carrera S und Carrera 4S, sind ab sofort bestellbar. Sie kosten ab 120 125 Euro beziehungsweise ab 127 979 Euro. Foto: Porsche

Porsche hat bei den Motoren des 911ers von Generation zu Generation kräftig aufgerüstet. Auf Dauer kann dies kein Erfolgsrezept sein, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Der Porsche 911 läuft und läuft und läuft. Bereits seit mehr als 50 Jahren wird der Sportwagen produziert, mehr als eine Million Exemplare dieses Bestsellers sind seither verkauft worden. Nun geht die achte Generation der Baureihe an den Start. Porsche ist bisher gut damit gefahren, die unverwechselbare Form bei jedem Modellwechsel eher behutsam weiterzuentwickeln. Der 911er ist damit zum Gesicht der Marke geworden. Das Vertrauen auf Kontinuität ist jedoch generell kein garantiertes Erfolgsrezept in der PS-Branche. Zu viel Festhalten am gewohnten Kurs kann gefährlich sein. Dies gilt insbesondere heute, wo sich die Autoindustrie in einem epochalen Wandel befindet, zu dem auch der Abschied vom Verbrennungsmotor gehört.

Bei den Motoren hat Porsche kräftig aufgerüstet

Porsche führt den anhaltenden Erfolg des 911ers zu einem großen Teil darauf zurück, dass der Sportwagen im Laufe der Jahrzehnte viele Siege auf Rennstrecken eingefahren hat. Wer solch ein Auto kauft, kann sich auch auf dem Weg ins Büro als Sieger fühlen. Diese Orientierung an einer spritzigen Fahrweise hat jedoch dazu geführt, dass die Stuttgarter im technischen Wettlauf um Spitzenleistungen bei den Motoren kräftig aufgerüstet haben. Der Ur-Elfer von 1963 hatte nur 130 PS, die neueste Generation des Porsche Carrera S startet mit 450 PS und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 308 Kilometern in der Stunde – als gäbe es keine Diskussion über den Klimawandel und als würden die Ölquellen ewig und unbegrenzt sprudeln.

Ein 911er mit Elektroantrieb ist nicht in Sicht

Die aktuelle Generation des 911ers dürfte bis Mitte des nächsten Jahrzehnts verkauft werden, wenn man den normalen Lebenszyklus in der Autoindustrie zugrunde legt. Die meisten Fachleute sind sich heute einig, dass bis dahin der Elektroantrieb seinen Siegeszug antreten wird. Auch Porsche stellt sich auf diese Zeitenwende ein – allerdings nicht mit dem 911er. Zwar ist das neue Modell für einen Hybridantrieb, eine Kombination mit Verbrenner und E-Motor, vorbereitet, nicht jedoch für den reinen Elektroantrieb. Der erste reine Stromer der Marke wird der Taycan sein, der Ende nächsten Jahres startet. Produktionschef Albrecht Reimold hat schon vollmundig angekündigt, dass das neue Elektroauto neben dem 911er die neue Ikone von Porsche werde.

Porsche versucht also einen Spagat: Batterieautos und Boliden mit Verbrenner. Dieser Spagat dürfte jedoch immer schwieriger werden. Auf längere Sicht ist die Jagd nach immer stärkeren Motoren und immer höheren Geschwindigkeiten kein Erfolgsrezept für den Dauerläufer Porsche 911.