Kraftvoll, wurfstark und immer ein Vorbild in Sachen Einsatzwille: Der neue Frisch-Auf-Kapitän Tim Kneule. Foto: Baumann

In seiner 13. Saison bei Frisch Auf Göppingen ist Tim Kneule erstmals Kapitän des Handball-Bundesligisten. Was der Nationalspieler von sich, der Mannschaft und dem neuen Trainer erwartet, sagt er im Interview.

Göppingen - Am kommenden Wochenende beginnt für Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen mit dem DHB-Pokal-Wettbewerb in Weilheim/Teck der Pflichtspielernst. Der neue Kapitän Tim Kneule blickt optimistisch auf die neue Saison und sieht die Mannschaft in der Pflicht.

Herr Kneule, wissen Sie noch, wer 2006 Ihr erster Kapitän bei Frisch Auf war?

(überlegt kurz) Das müsste Jaliesky Garcia gewesen sein.

Der charismatische Kubaner mit isländischem Pass.

Genau. Im Treppenhaus zu unserer Geschäftsstelle hängen alle Mannschaftsposter der vergangenen Jahre. Wenn ich da vorbeigehe, denke ich: Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.

Nun sind Sie in Ihrer 13. Saison bei Frisch Auf erstmals Kapitän der Mannschaft.

Und das ist eine Riesenehre für mich. Es gibt nur 18 Bundesligisten – in einem davon der Kapitän zu sein, das ist man nicht oft im Leben.

Wie gehen Sie Ihr neues Amt an?

Ich war ja schon im Mannschaftsrat, kenne die Abläufe und alle handelnden Personen im Verein. Das vereinfacht vieles. Aber klar ist: Ich spüre eine extrem große Verantwortung. Sie zu übernehmen wird mir großen Spaß machen.

Sie leben schon immer Leidenschaft durch Ihren Einsatz und Willen auf dem Spielfeld vor. Doch Sie sind kein Lautsprecher, eher der Mann der leisen Töne...

...vielleicht muss ich daran noch arbeiten und künftig noch mehr aus mir herausgehen. Entscheidend ist aber das Team anzufeuern, zu puschen, mit gutem Beispiel voranzugehen, für ein gutes Klima in der Mannschaft zu sorgen, die Neuen im Team zu integrieren.

Neu ist auch der Trainer. Steht das Team auch gegenüber Hartmut Mayerhoffer in der Pflicht?

Auf jeden Fall stehen wir in der Pflicht. Wir haben genug Trainer verschlissen – zuletzt mit Magnus Andersson und Rolf Brack zwei innerhalb von kurzer Zeit, aus welchen Gründen auch immer. Zurückschauen will ich gar nicht mehr, der Blick geht nach vorne. Und ich bin mir sicher, in Hartmut Mayerhoffer hat der Verein den richtigen Trainer verpflichtet.

Warum?

Das Menschliche passt: Er ist sympathisch, offen, ehrlich, gradlinig, gerecht. Was das Handballerische betrifft, behandelt er jeden Spieler gleich. Er verkörpert eine Mischung aus Kumpeltyp und Autoritätsperson. Voller Akribie arbeitet er in jeder Trainingseinheit daran, uns sein System zu vermitteln.

Was macht sein System aus?

In der Abwehr sollen wir auf den Halbpositionen noch mehr antizipieren, um mit schnellen Ballgewinne zu einfachen Toren zu kommen. Das bedingungslose Tempospiel wird in jedem Training gefordert.

Wie lautet die Zielsetzung für die neue Saison?

Wir werden das noch gemeinsam besprechen. Vollkommen unstrittig ist, dass es nach zwei zehnten Plätzen in der Bundesliga weiter nach oben gehen soll.

Wie weit?

Das ist extrem schwer zu sagen. Es geht sehr, sehr eng zu in der oberen Tabellenhälfte. Auch die Konkurrenz hat sich gut verstärkt. Wichtig ist, dass wir nicht wieder dieses große Verletzungspech haben wie in der vergangenen Saison.

Auf was kommt es sonst noch an?

Wir haben zum Teil die Großen der Liga aus der Halle gefegt und gegen die Kleinen versagt. Wir müssen einfach konstant gute und konzentrierte Leistungen bringen – egal, gegen wen wir spielen.

Am kommenden Wochenende steht die erste DHB-Pokal-Runde in Weilheim/Teck auf dem Programm. Wie lautet die Zielsetzung in diesem Wettbewerb?

Erst einmal wird das gleich eine ziemlich knifflige Aufgabe für uns. Gegen Drittligist HSG Konstanz sind wir am Samstag natürlich Favorit, bei einem Sieg wartet dann am Sonntag aller Voraussicht nach gleich das Derby gegen Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten. Packen wir das, wären wir mit zwei weiteren Siegen schon beim Final Four um den DHB-Pokal. Es wäre mal wieder an der Zeit, bei diesem Spektakel in Hamburg dabei zu sein. Aber das sehen natürlich alle Clubs so – und viel hängt eben immer von der Auslosung ab.

Wie sehen Sie Ihre Chancen, 2019 bei der WM im eigenen Land dabei zu sein?

Ich hoffe, sie stehen nicht schlecht. Vieles hängt auch von Verletzungen ab. Ich werde jedenfalls alles dafür geben, dabei zu sein. Gute, junge Spieler kommen nach, von daher wird es meine letzte Chance sein, bei einem großen Turnier für Deutschland am Ball zu sein.

Was trauen Sie in der Bundesliga den württembergischen Konkurrenten zu?

Ein Aufsteiger wie die SG BBM Bietigheim hat es naturgemäß immer schwer. Aber im Vorjahr haben es die Eulen Ludwigshafen vorgemacht, dass man als Außenseiter bestehen kann. Der TVB Stuttgart hat schon bewiesen, dass er die großen Teams der Liga ärgern kann. Jetzt muss der TVB mit beständigeren Auftritten zeigen, dass er den nächsten Schritt nach vorne machen kann. Ich freue mich jedenfalls sehr auf diese Nachbarschaftsduelle.

Wann wäre die Saison für Sie mit Frisch Auf eine gute?

Wenn es uns als Mannschaft gelingt, unsere Fans mit attraktivem und erfolgreichem Handball wieder zurückzuholen und wir alle sagen können: Frisch Auf ist zu Hause wieder eine Macht.

Zur Person

Tim Kneule wird am 18. August 1986 in Reutlingen geboren.

Kneule spielt seit 2006 für Frisch Auf Göppingen und hat mit dem Verein 2011, 2012 2016 und 2017 den EHF-Pokal gewonnen.

Für die deutsche Nationalmannschaft abolvierte er 30 Länderspiele (44 Tore).

Er ist verheiratet mit Julia. Das Paar hat zwei Kinder, Ida und Emil.

DHB-Pokal

Am kommenden Wochenende finden die ersten beiden DHB-Pokal-Runden statt.

Sie werden als Final-Four-Turnier ausgetragen.

Frisch Auf spielt in Weilheim/Teck am Samstag (20 Uhr) gegen Drittligist HSG Konstanz.

Der Sieger trifft am Sonntag (17.30 Uhr) ebenfalls in Weilheim auf den Sieger der Partie HSG Haßloch (dritte Liga) gegen Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten.