Kita-Hund Smartie ist zu Besuch. Foto: FACTUM-WEISE

Tierischer Beistand in der Kita Chamäleon in Münchingen: Seit November bringt Leiterin Diana Bedrich ihren Havaneser-Welpen Smartie mit. Tiergestützte Pädagogik heißt das Konzept. Die Kinder finden den kleinen Spielkameraden mit dem schwarzen Fell super.

Korbtal-Münchingen - Tierischer Besuch in der Roten Gruppe in der Kindertagesstätte Chamäleon in Münchingen: der Kita-Hund Smartie, ein kleiner, pechschwarzer Havaneser-Welpe, ist mit der Leiterin Diana Bedrich gekommen. Das Buchstabenspiel, die Kuschelecke – all das interessiert mit einem Mal niemanden mehr.

Wo ist der Hund? Was macht er?

Wo ist der Hund? Was macht er? Das sind die Fragen der Stunde. „Warum kommt Smartie nicht zu mir, sondern geht zur Frau Bedrich?“, fragt ein Mädchen. Sie hat doch alles richtig gemacht: Die Hand von unten dem Hund zum Schnuppern hingehalten und erst dann zum Streicheln ausgestreckt. „Weil Frau Bedrich das Frauchen von der Smartie ist“, erklärt die Erzieherin der Gruppe mit leiser Stimme. „Verstehst du, sie ist so etwas wie die Mama von Smartie.“ Das Mädchen nickt, aber die Zweifel sind noch nicht ausgeräumt. „Hat Smartie Angst vor uns, weil wir böse zu ihr sind?“ Nein, sagt die Erzieherin. „Smartie sucht nur die Sicherheit. Wenn etwas neu für dich ist, freust du dich doch auch, wenn die Mama in der Nähe ist.“

Anfang November ist die Kindertagesstätte Chamäleon auf den Hund gekommen, seitdem läuft das Projekt „Tiergestützte Pädagogik“. Es läuft langsam an – genau so, wie es Diana Bedrich will. Denn der Welpe Smartie ist erst fünf Monate alt. Nicht nur die Kinder müssen sich an den Hund gewöhnen, auch der Hund an die sie. „Smartie braucht Ruhezeiten“, erklärt Bedrich. Von den acht Stunden, die die Kita öffnet, verlässt der Welpe bislang weniger als eine Stunde lang ihr Büro. Die Kinder verstünden das ganz gut. Die ersten Wochen kamen sie allenfalls in Zweier- oder Dreiergruppen zu Besuch. „Pst, nicht so laut, die Smartie hört ja viel besser als wir“, haben sich die Kleinen gegenseitig ermahnt. „Ich bin immer davon überrascht, wie umsichtig sie mit dem Hund umgehen“, sagt Bedrich.

Kaninchen und Fische bringen weniger.

Ein Hund in der Kita – das ist eine Attraktion. Mit Kaninchen und Fischen hatte die Erzieherin bereits gearbeitet, zufrieden war sie damit nicht. Ungelöst blieb etwa, wer an den Wochenenden und während der Ferien den Hasenstall ausmistet. „Es blieb viel an den Erziehern hängen.“ Außerdem: „Zu einem Hund bauen Kinder ein ganz anderes Verhältnis auf als zu einem Fisch.“ Bedrich betont, dass Smartie kein Therapiehund sei. „Aber mit ihrer Hilfe gelingt es oft, Stress aus einer Situation herauszunehmen.“ Kinder mit ADHS-Symptom etwa gehen, wenn es zu viel ist, einfach mal mit Bedrich und Smartie Gassi. Für manches schüchterne Kind ist es einfacher, zu Smartie Kontakt aufzunehmen, als zu den Spielgenossen. „Mit einem Hund muss man nicht reden.“

Als sich die Erzieherin im vergangenen Sommer entschloss, das Projekt Kita-Hund zu starten, gab es in der Region Stuttgart nichts Vergleichbares. „Wie stellen Sie sich das denn vor?“ – diese Frage hörte Bedrich im letzten halben Jahr immer wieder. Die Stadt Korntal-Münchingen, Träger der Kita, fragte nach, genauso wie das Gesundheitsamt und die Amtstierärztin. Aber schwerwiegende Argumente dagegen gab es keine. Die Lösung, die Bedrich zusammen mit ihren Kollegen fand: niemals dürfen Kinder und Hund ohne Aufsicht sein, weder in der Kuschelecke noch in der Küche hat Smartie etwas zu suchen. Smartie ist der Kita-Hund, gehört aber der Kita-Leitung. „Ich bin für sie verantwortlich“, sagt die Leiterin. Hundesteuer und Tierarzt zahlt sie aus ihrem eigenen Geldbeutel, zur Hundeschule geht sie mit Smartie samstags, in ihrer Freizeit.

Manche Eltern waren skeptisch

Die Kollegen hatte sie schnell überzeugt, die Behörden auch. Aber einige Eltern zeigten sich skeptisch. Es sei weniger grundsätzlich um die Hündin in der Kita gegangen, berichtet Bedrich. Vielmehr hätten diese Eltern stärker in die Planungen einbezogen werden wollen. Inzwischen hätten sich die Spannungen gelegt, bilanziert die Leiterin. Fast alle Kinder dürfen nun Kontakt mit dem Hund haben.

„Und nach dem Spielen mit dem Hund machen wir was?“, fragt die Erzieherin in der Roten Gruppe. „Hände waschen“, schallt es ihr im Chor entgegen.