Im Schatten der Weinlaube: Als früherer Vermesser hat der 73-jährige Feuerbacher Gartenbesitzer Horst Hoffmann ein feines Gespür, wie Gartengestaltung funktioniert. Foto: Georg Friedel

Horst Hoffmann hat aus seinem Garten auf der Feuerbacher Hohewart ein blühendes und rankendes Kleinod geschaffen. Gleichzeitig sammelt er Fundstücke der bäuerlichen Kultur.

Feuerbach - Das hier ist eine Semmere“, sagt Horst Hoffmann und hebt ein rundliches Gefäß in die Höhe. Mit diesem landwirtschaftlichen Gerät sei früher das Korn abgemessen worden, weiß der 73-Jährige. Etwa 25 Kilo Korn passen in eine Semmere. Der schwäbische Ausdruck werde bis heute auch im übertragenen Sinne gebraucht: „Du hoscht en Kopf wia Semmere“, habe man früher auf dem Land gesagt, und das war dann alles andere als ein Kompliment, erzählt der Feuerbacher Gartenbesitzer, der als Kind im Schwarzwald lebte. Stundenlang könnte man Hoffmanns Erzählungen zuhören. Er kann vielerlei über längst in Vergessenheit geratene landwirtschaftliche Objekte und deren Funktion berichten. Seine gesammelten Fundstücke sind wie ein Nachruf auf eine kleinbäuerliche Kultur, die längst untergegangen zu sein scheint.

Wie ein kleines Bauernmuseum

An den Wänden des Gartenhäusles hängen alte Schirrungen für Pferde, Kühe und Ochsen. Heugabeln, Garbenstricke, ein über 100 Jahre alter Getreidesack und ein uraltes Brotkörble, mit denen früher die Landfrauen ihren Teig zum Backhaus transportierten, komplementieren die ländliche Idylle. Am Bodensee hat Hoffmann ein altes Weinfass aufgetrieben, ein ehemaliger Waschzuber dient als Wassertonne. Nahe dem eisernen Eingangstor mit dem Talkrabb-Symbol aus Feuerbach steht ein Pflug aus dem Schwarzwald.

Hoffmanns Garten wirkt wie ein kleines Bauernmuseum. Einmal im Jahr kommen Grundschüler aus der Feuerbacher Hohewartschule auf das rund sechs Ar große Gelände. Dann läuft Hoffmann, der auch Mitglied im örtlichen Wein- Obst- und Gartenbauverein ist, zu erzählerischer Hochform auf. Denn die beste Schule für die Kinder ist die Natur. Er berichtet dann über Getreidesorten und natürlich auch über das, was in seinem Garten so alles wächst. Und das ist enorm. Beerensträucher fast aller Art, Apfelbäume und viele andere Obstgehölze, Tomaten und Gemüsesorten querbeet gedeihen in seinem grünen Reich. Selbst die schattenspendende Weinlaube lieferte Hoffmann im vergangenen Jahr vier Eimer voller Trauben.

Ein goldenes Händchen für die Gartengestaltung

Seine Frau Gudrun hat also alle Hände zu tun, denn sie kümmert sich um die Weiterverarbeitung des Ertrages. Dass Hoffmann ein gutes Händchen für Gartengestaltung hat, versteht sich von selbst. Schließlich arbeitete er früher in einem Vermessungsbüro als „Geometer“. Als solcher besitzt er ein feines optisches Gespür dafür, wie eine schöne Gartenlandschaft beschaffen sein muss. „Ein Garten braucht Zeit und bedarf einer gewissen Grundplanung“, sagt er.

Und die Fortbildung ist ebenfalls wichtig. Sogar von Volker Kugel, dem Direktor des Blühenden Barocks, hat er sich mal Tipps geholt. Sein Blumengarten gleicht einem impressionistischen Gemälde. Das ist übrigens eine weitere Passion von ihm: das Aquarellmalen.