Arne Wintermeier hat für den Ludwigsburger Bahnhof „viele dicke Bretter gebohrt“. Jetzt geht er nach Berlin, um dort wieder im Hotelgewerbe zu arbeiten. Foto: factum/Granville

Nach dreieinhalb Jahren als Bahnhofsmanager in Ludwigsburg gibt Arne Wintermeier diesen Posten zum Jahresende auf, um in Berlin eine neue Aufgabe zu übernehmen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Ludwigsburg - . Erst war er Hotelier, dann der erste Bahnhofsmanager von Ludwigsburg, nun wechselt Arne Wintermeier wieder ins Hotelgewerbe. Aus Sicht der Stadt zu einem unglücklichen Zeitpunkt: Nach ersten Etappensiegen auf dem Weg zum „Wohlfühlbahnhof“ mehren sich die Rückschläge – an den Bahnsteigen und im Empfangsgebäude.
Herr Wintermeier, seit Neuestem werden die Reisenden am Ludwigsburger Bahnhof mit Musik begrüßt. Wie kommt das an?
Ich würde sagen, zu 90 Prozent positiv. Es gibt auch einige wenige, die das kritisieren.
Was sagen die?
Die sagen, man wird heute überall beschallt, ich möchte am Bahnhof meine Ruhe haben. Wir sagen aber, es überwiegen die, denen wir damit ein Freude machen. Es ist eine schöne Willkommenskultur.
Sie haben sich jetzt dreieinhalb Jahre um den Bahnhof bemüht. Was verbuchen Sie als Ihre größten Erfolge?
Lange erinnern werde ich mich sicherlich an das große Projekt Reinigung aus einer Hand. Das ist uns gelungen, durch die Zusammenlegung unterschiedlicher Dienste. Wir haben es mit verschiedenen Eigentümern zu tun und jeder hat sein Gebiet gereinigt. Wir haben gesagt, wir werfen die Gelder, die dafür fließen, in einen Topf und beauftragen eine neue Firma.
Und das funktioniert?
Ja. Dennoch ist es so, dass wir die Firma jetzt wechseln. Die haben das gut gemacht, aber wir glauben, es geht noch besser.
Sie mussten viele dicke Bretter bohren. Was war das dickste von allen?
Das dickste Brett ist sicher die Bahnsteigerhöhung. Wir haben unterschiedliche Systemhöhen. Der Regionalverkehr ist etwas niedriger, die S-Bahn höher. Wir liegen mit 76 Zentimeter Bahnsteigkante genau in der Mitte. Aber wir wissen, dass jeden Tag 30 000 Menschen hier ein- und aussteigen, ein Fünftel davon – also 6000 Leute – sind mobilitätseingeschränkt.
Trotzdem bleibt der Bahnsteig wie er ist.
So unterschiedlich die Systeme, so unterschiedlich sind die Ansichten. Solange man sich da nicht einig wird, ist es nicht möglich, die Bahnsteige 2 und 3 auf die nötigen 96 Zentimeter anzuheben. Dieses Brett hat die Dicke eines Bahnsteigs, wahrscheinlich ist es auch kein Brett, sondern Beton.
Müsste sich da nicht der Regionalverband stärker engagieren? Das kann ja nicht nur Sache des Bahnhofsmanagers sein.
Der Verband hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: es wäre möglich mit einer sogenannten Rampenlösung einen barrierefreien Zugang zu schaffen. Die Rampe wäre zwölf Meter lang und sie müsste am Zuganfang sein. Das klingt im Grundsatz ganz gut, aber wenn man es zu Ende denkt, wird es wieder kompliziert.
Auch sonst scheint viel Sand im Getriebe zu sein. Stichworte: Saturn, Yoloma, Café.
Ja, der Kaffeemarkt hat geschlossen, aber inzwischen ist es gelungen, einen neuen Betreiber zu finden. Einen regionalen und sehr erfahrenen Kaffeehausbetreiber.
Können Sie einen Namen nennen?
Leider nein. Aber er wird im März starten.
Beim Hightech-Projekt Yoloma haben die Einzelhändler einen Rückzieher gemacht.
Da wurde etwas falsch verstanden. Es gab die Überlegung, dass der Innenstadtverein Luis Betreiber von Yoloma wird. Als daraus nichts wurde, hieß es, die Händler steigen aus. Aber es war nur der Verband. Es gibt viele Händler, die möchten sofort loslegen.
Wo Saturn war, ist eine Spielzeugkette eingezogen. Ist das Bahnhofsaffin?
Nein. Hätte ich einen Wunsch freigehabt, hätte ich gesagt, auf der Fläche entsteht ein Dienstleistungsbetrieb.
Sie wollten eine Krankenkasse.
Ja, oder ein Immobilienbüro. Im Grunde brauchen wir keine zusätzliche Frequenz von Menschen, die weder den Bahnhof passieren müssen noch Reisende sind. Dennoch finde ich die Ansiedlung eines Spielzeughändlers gut. Wenn wir an die Mobilität denken, ist es erfreulich, wenn junge Eltern den Kauf dieser Dinge bequem mit dem ÖPNV erledigen können.
Sind Sie nach den dreieinhalb Jahren Zuständigkeit der Mensch, der den Ludwigsburger Bahnhof am besten kennt?
Ich glaube, dass ich mir ein umfassendes Bild gemacht habe.
Haben Sie den professionellen Blick, wenn Sie an einem anderen Bahnhof ankommen?
Ja, natürlich schaue ich Bahnhöfe jetzt mit anderen Augen an. In der Regel bin ich erst einmal erschrocken, wie unsauber es ist.
Dann ziehen Sie ja jetzt in die richtige Stadt.
Genau (lacht).
Sie waren Hotelmanager und kehren jetzt wieder in dieses Metier zurück. Sind Ihnen die Sorgen der Hotelgäste näher?
Wenn man es genau nimmt, habe ich mein Metier gar nicht richtig verlassen. Ich betreue Menschen, die nach Ludwigsburg reisen, die können hier als Gast sein oder als Reisende. Trotzdem finde ich Hotelerie und Tourismus das für mich Passendere.
Was muss Ihr Nachfolger als Erstes tun?
Der wird sich zunächst einmal ein unglaublich komplexes, breites Wissen aneignen müssen. Das kann er auch, ich habe dem- oder derjenigen einige gut aufbereitete Ordner hinterlassen.