Johannes Kunkel ist in Köln geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Foto: Puria Safary

Mit der neuen RTL+-Serie „Der König von Palma“ feiert Johannes Kunkel gleich mehrere Debüts. Der in Stuttgart aufgewachsene Filmproduzent ist auf dem aufsteigenden Ast in der Branche. Aber wer ist das eigentlich?

Stuttgart - Für den Filmproduzenten Johannes Kunkel ist es ein Meilenstein in seiner Karriere. Fertigte der in Stuttgart aufgewachsene und heutige Wahlberliner einst Werbespots für Bosch, Stihl und VW-Autohäuser an, steht er heute an einem anderen Punkt. Zusammen mit einer Co-Autorin und einem Co-Autor hat Kunkel das Drehbuch zur Serie „Der König von Palma“ auf RTL+ geschrieben und diese dann produziert.

 

„Das ist mein erstes großes eigenes Projekt, das ich sowohl erfunden als auch durchgeführt habe“, sagt der 36-Jährige, der seit Jahren für das Filmunternehmen Ufa in Potsdam arbeitet. Das Haus hat Serien wie die „Charité“ oder Filme wie „Der Medicus“ produziert. Große Namen, der nächste soll folgen.

„Der König von Palma“ startet an diesem Donnerstag und erzählt eine Geschichte an Mallorcas Ballermann kurz nach dem Mauerfall 1989 – eine fiktionale Handlung in historischem Setting, eingeteilt in sechs Folgen à 45 Minuten. Mit dabei sind Schauspieler Henning Baum in der Hauptrolle („Der letzte Bulle“) und weitere bekannte Gesichter wie Sönke Möhring („Inglourious Basterds“), Sandra Borgmann („Dark“) und Lucas Cordalis (ja, genau, der Sohn der Schlagerlegende).

„Das ist ein ganz spezielles Medium“

„Mit diesem Projekt habe ich zum ersten Mal von einem weißen Papier aus ein komplettes Drehbuch geschrieben“, sagt Kunkel. Szenen, Dialoge, logische Stränge: Dinge, die Kunkel zwar während seines Studiums an der Filmakademie in Ludwigsburg und später bei der Arbeit gelernt hat, dann aber auch anwenden können musste. „Das ist ein ganz spezielles Medium. Die einen sagen dir, zehn explodierende Autos sind zu teuer für das Budget, die anderen meinen, so können sie den Dialog nicht sprechen.“ Am Ende gehe es darum, die eigene Vision bestmöglich durch den Produktionsprozess zu „retten“.

Für den „König von Palma“ haben Kunkel und seine Co-Autoren viel Nachforschungen betrieben, denn die Serie soll „kein Ballermann-Quatsch“ sein. Was das heißt? „In Fernsehbeiträgen werden meist die Betrunkenen mittags am Strand gezeigt. Diese Bilder kennt jeder“, sagt Kunkel. Die Serie soll dagegen erzählen, woher die Auswanderungssehnsucht der Deutschen nach Mallorca zu dieser Zeit kam. „Und was unterscheidet diejenigen, die es geschafft haben, von denen, die es nicht geschafft haben“, fragt der Drehbuchautor, der mit „Der König von Palma“ auch zum ersten Mal eine Serie mitgestaltet hat.

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„Für einen Autor ist es natürlich total spannend, Figuren über einen längeren Zeitraum zu erzählen“, sagt er. Charakterentwicklungen könnten so viel nachvollziehbarer ausgerollt werden als in einem verhältnismäßig kurzen Film. „Und mittlerweile hat man auch größere Budgets, um das hochwertig darstellen zu können.“ Die Serienbranche boomt, die Umsätze sind während der Pandemie noch einmal in die Höhe geschossen. Im aktuellen Fall sorgt RTL für die finanzielle Schlagkraft, zuvor arbeitete Kunkel als Ideengeber für den Film „Betonrausch“ (2020) mit Netflix zusammen.

Wie ist es, mit den Großen zu arbeiten?

Aus Ludwigsburg in die Welt: Wie fühlt es sich an, mit den ganz Großen zusammenzuarbeiten? „Was ich bei Netflix interessant finde, ist, dass sehr viele Leute das Produkt sehen“, sagt Kunkel. Wie bei Netflix üblich, wurde die Ufa-Produktion „Betonrausch“ schnell in sehr viele Sprachen übersetzt, mit mannigfaltigen Untertiteln ausgestattet und zeitgleich überall hochgeladen – abrufbar für jeden auf der Welt, der einen uneingeschränkten Internetzugang besitzt und genügend Geld für ein Netflix-Abo hat. „Das ist natürlich ein wahnsinniges Gefühl“, sagt Kunkel.

Und wie ist es beim deutschen Riesen RTL? Dort hat sich für den Produzenten ein vermeintliches Schreckgespenst in nichts aufgelöst: „Früher haben wir manchmal erzählt bekommen, dass Redakteurinnen und Redakteure beim Fernsehen der Feind der Filmherstellerinnen und Filmhersteller sind“, sagt Kunkel und muss schmunzeln. Klar, wenn sich Redakteur und Produzent das Produkt unterschiedlich vorstellten, könne es anstrengend werden. „In meiner Arbeitsrealität hat sich das aber noch nicht widergespiegelt. Bis jetzt habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Kunkel.

Der nächste Sprung steht bevor

Und es geht weiter für den ehrgeizigen Ex-Stuttgarter: „Ich möchte immer besser werden, mich weiterentwickeln und natürlich auch mit verschiedenen Branchen-Größen zusammenarbeiten.“ Das scheint ihm zu gelingen. Mit seinem nächsten Serienprojekt, welches gerade in der Entwicklung ist, begibt sich Kunkel erstmals auf internationales Terrain. Mehr darf dazu noch nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

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Fest steht aber, dass es derzeit Debüts für Johannes Kunkel hagelt. Er selbst geht die Dinge dabei augenscheinlich locker an. Jetzt gehe es erst einmal darum, dass „Der König von Palma“ gut ankomme, sagt er. Davon hängt auch ab, ob es eine zweite Staffel für die Geschichte geben wird. Auserzählt ist sie nämlich – ebenso wie Kunkels Karriere – noch lange nicht.

„Der König von Palma“

Der Showrunner
Johannes Kunkel ist 1985 in Köln geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Nach einem Geschichte- und Germanistikstudium studierte er ab 2010 an der Filmakademie Baden-Württemberg das Fach (Film-) Produktion. Noch während des Studiums begann Kunkel bei der Filmproduktionsfirma Ufa Fiction zu arbeiten.

Die Serie
In „Der König von Palma“ erlebt der Partytourismus an der Playa de Palma in Mallorca nach dem Zusammenbruch der DDR 1989 einen Boom. Die Serie zeige, „wie Mallorca zur Touristenhochburg emporstieg und wie hart umkämpft das Millionengeschäft mit den wiedervereinigten Deutschen Anfang der neunziger Jahre war“, heißt es. Die Serie „Der König von Palma“ ist ab Donnerstag beim Streamingdienst RTL+ zu sehen.