Tina Recknagel und ihre Tochter Sophia besuchen Capi so oft wie möglich auf der Koppel in Leinfelden-Echterdingen. Foto: Julia Schuster

Das lahmende Pferd Capi, das es Anfang des Jahres zum Internet-Star gebracht hat, steht wieder auf den Fildern im Stall. Doch das kranke Tier ist teuer: Um es zu behalten zu können, sucht die Besitzerin nach Spenden.

Filder - Er ist wieder da: Captain Future B, das kranke Pferd, ist wieder zurück auf den Fildern. Seit September grast der Hengst auf einer Koppel in Leinfelden-Echterdingen. Um den Kopf trägt er eine Maske, die ihn vor Fliegen schützen soll, die schwarze Mähne weht im Wind, das Fell glänzt braun. Ein Laie würde denken, Captain Future B, genannt Capi, sei ein normales Pferd. Doch auf den zweiten Blick hinkt das Tier: Es zieht seine Hinterbeine nach. Seine Bewegungen wirken unkoordiniert.

Der momentane Zustand ist dabei nichts im Vergleich zu früher: Als die Plieningerin Tina Recknagel das Pferd gekauft hatte, konnte es nur im Watschelgang laufen. Es schlug sich oft die Beine an, schlurfte über den Boden. Die Frau holte sich Hilfe von einem Tierarzt und einer Trainerin. Im Dezember vergangenen Jahres zog Capi für die Reha nach Remshalden um. Dort bekam er einen speziellen Therapieplatz. Während dieser Zeit konnte das Pferd stabilisiert werden. „Man sieht deutliche Verbesserungen“, sagt Recknagel. Nun ist die Reha zu Ende und das Tier zurück.

Capi watschelt

Entgegen früheren Berichten in diversen Medien ist das Pferd Capi nicht geistig behindert, sondern körperlich. Er leidet unter Ataxie. Das ist eine Krankheit, bei der die normalen Bewegungsabläufe des Tieres gestört sind. Schuld daran ist eine Schädigung im Zentralnervensystem. Bei Capi liegt diese im Kleinhirn. Mit anderen Worten: Das Pferd lahmt. „Es sieht aus, als ob er watschelt“, beschreibt Recknagel. Durch die Therapie habe sich der Gang bereits verbessert. „Jetzt steht er im Grunde da wie ein normales Pferd – das aber wegen der immer wieder auftretenden neurologischen Aussetzer nicht reitbar ist“, sagt Recknagel. Capi wird niemals geritten werden können.

Hinzu kommt, dass das Pferd mit seinen vier Jahren ein Jungtier ist – und erst noch erzogen werden muss. Deshalb lässt Recknagel nur ungern jemand anderen als ihre Trainerin an das Tier. Sie hat Angst, dass das Pferd, immerhin 400 Kilogramm schwer, plötzlich zur Seite springen könnte. „Ich habe Verantwortung für mich und andere“, sagt Recknagel. Dabei zeigt sich Capi friedlich. „Aber ich kenne mich mit der Materie nicht aus. Ich liebe ihn, doch ich habe Respekt. Er akzeptiert mich noch nicht als Leitstute“, sagt Recknagel.

Ein junges, lahmendes und wohl für immer nicht reitbares Pferd: Für viele Reiter wären das K.-o.-Kriterien. Doch Recknagel kaufte das Tier der Vorbesitzerin, die es angeblich zum Schlachter bringen wollte, ab. „Ich kam zu dem Pferd wie die Jungfrau zum Kind“, sagt Recknagel. Denn die Tötung des Tieres verhindern, das wollte sie unbedingt. Aber das Fachwissen über Pferde fehlt ihr. Weil Recknagel selbst Pferdeanfängerin ist, braucht sie oft von Dritten Hilfe.

Außerdem ist ein krankes Pferd teuer: Neben Stall und Unterkunft, treibt vor allem das notwendige intensive Bewegungstraining und Spezialfutter die Kosten in die Höhe. Hinzu kommen Tierarztuntersuchungen, Operationen, auch die lange Therapie in Remshalden musste bezahlt werden. Bis zu 20 000 Euro, so schätzt Recknagel, hat Capi sie schon gekostet.

Ein Pferd wird zum Internet-Star

Aufzugeben ist für die Plieningerin keine Option. Doch allein werde es ihr kaum gelingen. „Auf Dauer kann ich ihn nicht stemmen. Deshalb bin ich auf der Suche nach Spendern, die uns unterstützen“, sagt sie. Nach einem Spendenaufruf im Februar konnte sie das Pferd fünf Monate mit Geld- und Sachspenden halten. Das Pferd wurde damals zum Star in den sozialen Netzwerken. Weil Capi sie aber jeden Monat um die 1000 Euro kostet, sind die finanziellen Reserven aufgebraucht.

Recknagel nutzt vor allem die Medien, um Spenden für ihr lahmes Pferd zu bekommen. Das stößt manchem bitter auf. Die Besitzerin hat nicht nur Freunde, sondern auch Kritiker. „Ich versuche Lösungen zu suchen – warum also nicht so?“, sagt Recknagel. Wenn jeder einen Euro spende, täte das niemandem weh, und Capis Zukunft wäre gesichert. „Er kann und will leben“, sagt Recknagel.

Jeden Tag besuchen Recknagel und ihre Tochter Sophia den Hengst zwei- bis dreimal in Leinfelden-Echterdingen. Auf dem Sperrmüll hat die Plieningerin sich Campingstühle besorgt. Jetzt sitzen beide oft an der Koppel und beobachten ihr Pferd. Das genügt ihnen. „Wenn man ihm so zuguckt, dann hat sich jeder Cent gelohnt“, sagt Recknagel.