Beim Hock in der Geislinger Kaiser-Brauerei ist nicht nur der WM-Titel für das Kumpf-Kristallweizen gefeiert worden. Die Besucher durften auch gleich zwischen drei Rezepturen entscheiden, welche künftig als Export-Bier in die Flaschen kommt. Foto: Klingebiel/Kaiser-Brauerei

Nach dem Erfolg mit dem „Kumpf Kristall“ beim World Beer Award setzt die nach wie vor im Insolvenz-Verfahren stehende Kaiser-Braurei den Weg der kleinen Schritte fort. Die Biertrinker sollen dabei weiterhin mitbestimmen können.

Geislingen - Der kurzfristige Engpass ist beseitigt. Das „Kumpf Kristall“ ist wieder verfügbar, auch wenn die Nachfrage nach dem Weltmeister-Weizen bei der Geislinger Kaiser-Brauerei weiterhin groß ist. Der Erfolg beim World Beer Award in London ist zwar längst nicht abgehakt und wird mit den Beschäftigten am nächsten Freitag offiziell und gebührend gefeiert. Doch die Brauer-Familie Kumpf hat längst das nächste Projekt angepackt.

Beim jüngsten Hock im Hof des Hauses reihten sich die Besucher nicht nur in die Schlange der Gratulanten ein. Sie warteten auch geduldig vor den großen Fässern, in denen drei Sude für ein neues Export-Bier schlummerten. Diese galt es zu verkosten und im Anschluss mit zu entscheiden, welche Rezeptur künftig in die Flaschen abgefüllt oder in die Krüge gezapft werden soll. Bereits beim „Kumpf Hefe“ – auch dieses hieß zuvor „Kaiser Hefeweizen“ – war dieses demokratische Verfahren praktiziert worden. Martin Käppeler, der Verkaufsleiter für den Bereich Handel bei der Kaiser-Brauerei, hatte die Idee dazu gehabt und rannte bei den Kumpfens offene Türen ein.

Die Suche nach einem Investor läuft weiter – aber ohne Zeitdruck

„Im Nachhinein wundern wir uns darüber, so etwas nicht schon früher gemacht zu haben, um unsere Biere unter Mitbestimmung der Konsumenten entsprechend zu inszenieren“, sagt Ulrich Kumpf, der zusammen mit seinem Bruder Hans-Friedrich nach wie vor die Geschäfte führt. Allerdings hat immer noch der Insolvenzverwalter Tobias Sorg das Sagen, da das seit gut zwei Jahren laufende Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Klagen sind aus dem Mund von Ulrich Kumpf deshalb aber nicht zu hören. „Wir pflegen ein echtes Miteinander, weil Herr Sorg mit viel Herzblut bei der Sache ist und absolut unternehmerisch denkt“, lobt er den Rechtsanwalt.

So schreibt die Kaiser-Brauerei seit geraumer Zeit auch wieder schwarze Zahlen, trotz – oder gerade wegen – einer Vielzahl an Investitionen, die nicht zuletzt notwendig waren, um die Qualität dorthin zu bringen, wo sie offensichtlich wieder ist. Die Trümpfe des Mittelständlers, Zuverlässigkeit und Regionalität, stechen also wieder. Parallel läuft die Suche nach einem Investor dennoch weiter. „Allerdings ohne Zeitdruck, so dass der Betrieb nicht einfach verkauft werden muss“, erklärt Kumpf.

Derweil stehen das Tagesgeschäft und die Philosophie des Mitnehmens – nicht nur der Kunden, sondern auch der Händler, der Gastwirte und der anderen Partner – absolut im Vordergrund. Und bei all diesen Dingen mischt Christoph Kumpf, der Sohn von Hans-Friedrich Kumpf längst kräftig mit. Der 27 Jahre alte Braumeister, der zudem ein Diplom als Brauingenieur hat, ist nach der Insolvenz in den Familienbetrieb eingestiegen und bereut den Schritt nicht. „Das passt, weil ich meine Vorstellungen einbringen und umsetzen kann“, sagt er.

Das neue „Kaiser Export“ wird im Dezember ausgeliefert

Christoph Kumpf zeichnet für das Weltmeister-Weizen verantwortlich. Er hat mit seinen Kollegen auch die Rezepte für die Hefeweizen- und für die Export-Bier-Auswahl kreiert. „Ich finde es cool, wenn die Leute, die unser Bier trinken, wählen können, welches ihnen am besten schmeckt“, betont der junge Brauer. Dass er diesen Geschmack offenbar trifft, zeigte sich bereits beim „Kumpf Hefe“, das ein Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich erzielte. „Ein demokratisch gewähltes Bier, mit neuem Namen, in neuen Gläsern, das ist doch super“, schwärmt Christoph Kumpf und hofft, dass das neue Exportbier, das unter dem Namen „Kaiser Export“ rechtzeitig vor Weihnachten ausgeliefert wird, einen ähnlich guten Anklang findet.

Die Verkostung beim Brauerei-Hock brachte ein klares Ergebnis. „Wir setzen auf unsere Stärke und bringen ein Bier mit schwäbischer Seele, das wir perfektioniert haben, auf den Markt“, sagt der 27-Jährige. Abgeschlossen ist die Rundumerneuerung in der letzten noch verbliebenen Geislinger Brauerei damit aber nicht. Bereits am Dienstag kommt das Kaiser-Winterbier in den Handel. Dieses wird in nächster Zeit nicht nur bei gleich drei Oktoberfesten – beim TV Altenstadt, im Geislinger „Mangoú“ und bei der KSG Eislingen – in die Maßkrüge gezapft. Es ist erstmals auch im naturtrüben Zustand abgefüllt worden.

Und was die übrigen Biersorten des Traditionshauses angeht, hat die Familie Kumpf ebenfalls noch einiges vor. „Wir gehen das Schritt für Schritt an, ohne unseren Idealen untreu zu werden“, versprechen Ulrich und Christoph Kumpf unisono.

Nachgefragt bei Christoph Kumpf

„Motivation für die Mannschaft“

Er hat dem Kristallweizen der Kaiser-Brauerei eine neue Note und einen neuen Namen verpasst. Christoph Kumpf ist mit seiner Idee ausgesprochen erfolgreich gewesen. Doch der 27-Jährige will noch mehr.

Herr Kumpf, vier Wochen sind seit dem Weltmeistertitel für ihr Kristallweizen vergangen. Wie wurde der Triumph denn gefeiert? Mit einer Champagner-Dusche?
Wir haben natürlich mit dem Kumpf Kristall gefeiert. Und da in unserem Siegerbier ordentlich Kohlensäure drin ist, konnte die Champagner-Dusche durch eine Champagner-Weizen-Dusche ersetzt werden.
Nach dem Gewinn der WM hat der Geislinger SPD-Landtagsabgeordnete Sascha Binder Sie als „Jogi Löw der Kaiser-Mannschaft“ bezeichnet. Sie machen also auch bis zur nächsten Weltmeisterschaft weiter?
(lacht) Auf jeden Fall. Ich nehme mir da Jogi Löw zum Vorbild. Doch die Messlatte liegt natürlich hoch. Mein Vertrag läuft noch, wurde aber bis jetzt nicht verlängert.
Wie wollen Sie denn den errungenen Titel verteidigen ?
In dem wir jeden Tag daran arbeiten, unsere Biere noch ein wenig besser zu machen. Die Qualität muss und kommt ständig auf den Prüfstand. Denn wenn die stimmt, bin ich mir sicher, dass wir als Kaiser-Brauerei weiterhin am Ball bleiben werden.
Muss das Team des amtierenden Champions dafür neu aufgestellt werden oder bleibt der große Umbruch aus?
Wir werden weder ausländische Profis verpflichten noch einen Umbruch einleiten. Unser Team hat jetzt genau den richtigen Motivationsschub erhalten. Und, anders als bei den Fußballern, steigt von den Brauern niemand auf dem Höhepunkt aus. Aber wir wissen auch: der nächste Titel ist immer der schwerste.