Abbruch in Brühl. An diesem Standort baut die Daimler AG ein neues Batteriewerk für ihre Elektro-Autos Foto: Horst Rudel

Die Daimler AG weitet die Produktion für die E-Autos aus. Im Stadtteil Brühl, zwischen dem Neckar und der B 10, hat der Konzern ein altes Firmengebäude abgerissen, um dort Batterien herzustellen. Seit Januar laufen die Bauarbeiten.

Esslingen - Die Autofahrer haben es schon gesehen: Im Daimler-Werk in Brühl tut sich etwas. Ein großer Altbau an der B 10 neben dem Ausbildungszentrum wurde abgerissen, um etwas Neuem Platz zu machen. Dort, wo in einem großen Gebäude bisher Lagerräume Werkstätten und Schulungsräume untergebracht waren, baut Daimler eine neue Batteriefabrik. Diese Fabrik ist Teil eines weltweiten Programms, mit dem Daimler die Elektromobilität anschiebt. An insgesamt neun Standorten baut Daimler Batterie-Produktionen auf, unter anderem auch am Standort Untertürkheim, zu dem das künftige Werk in Brühl zählt. Ein weiteres Werk wird in Hedelfingen stehen.

Neun Batteriefabriken weltweit

Im Januar haben die Arbeiten in Brühl angefangen mit Bodensondierungen, denn das alte Gebäude steht nahe des Neckarufers im Flusskies. Diese neun Batteriefabriken bauen die Strommodule für die E-Autos allerdings nur bis zu einer gewissen Fertigungstiefe. Die benötigten Zellen werden auf dem Weltmarkt eingekauft und dann bei Daimler zusammengefügt. Dabei wird eine Menge Kapital eingesetzt. Die neuen Fabriken kosteten rund eine Milliarde Euro, berichtet ein Firmensprecher.

Bei der Elektromobilität fährt Daimler zweigleisig. Bis zur Serienreife entwickelt hat Daimler auch das Brennstoffzellen-Auto, eine elegante Technik, die gerade aus dem Fokus der öffentlichen Diskussion zu verschwinden scheint. Elegant deswegen, weil ein Wasserstofftank erheblich leichter ist, als die fünfhundert Kilogramm, die ungefähr die Batterie eines E-Autos wiegt. Der Nachteil: Wasserstoff-Gas muss man durch Leitungen schicken, die nicht überall vorhanden sind. Strom hingegen gibt es aus jeder Steckdose.

Welche Form von Elektro-Auto an den deutschen Diesel-Fahrverboten und den stetig steigenden Benzinpreisen vorbei rollen wird, das steht noch in den Sternen. „Wir halten beides vor“, sagt ein Daimler- Sprecher, „der Markt wird entscheiden, was sich durchsetzt.“ Allerdings sieht es für das Brennstoffzellen-Auto zur Zeit eher mau aus. Aller Augen sind auf Batterie-Autos gerichtet.

Der Markt entscheidet

Ebenso wird der Markt entscheiden, wie die Produktion in Brühl aussehen wird und wieviele Menschen dort einmal die neue Werkshalle bevölkern werden. „Wir produzieren flexibel auf Nachfrage“, heißt es von der Presseabteilung.

Darüber hinaus hat Daimler noch nicht definiert, welches künftigeE-Auto mit Batterien aus Brühl ausgestattet wird. Die Daimler AG hat bislang mehrere E-Modelle auf dem Markt. Dazu zählt der E-Smart, der im lothringischen Hambach produziert wird und auch der Smart EQ forfour, der bei Renault in Frankreich und in Slowenien hergestellt wird.

Daimler bringt in diesem Jahr noch einen SUV heraus, der vollelektrisch fährt und damit vermutlich auch das ökofeindliche Image der SUVs insgesamt verbessern soll. Diese EQC genannte Limousine im Geländewagen-Format hat 300 PS und soll eine Reichweite von rund 400 Kilometern haben. Ebenfalls im Angebot hat Daimler schon den E-Citaro, einen vollelektrischen Stadtbus. Im ÖPNV hat die älteste Automobilfirma der Welt einiges vor: Ihren Prognosen zufolge werden im Jahr 2030 rund 70 Prozent aller Stadtbusse elektrisch angetrieben sein.