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Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft-Filder über Stuttgart 21 und den Filder-Dialog.

Stuttgart – Die Schutzgemeinschaft Filder lehnt die Fahrt von Fern- und Regionalzügen auf der S-Bahn zum Flughafen ab. Der Nutzen sei minimal, die Gefahr für den S-Bahn-Betrieb aber groß. Vorsitzender Steffen Siegel kritisiert auch das bisher einmalige Dialog-Verfahren.

Herr Siegel, auf den Fildern wird es zu Stuttgart 21 einen Dialog ähnlich der Geißler-Schlichtung geben. Als Projektgegner sind Sie dennoch nicht zufrieden. Was stört Sie?
Der Dialog wird nicht ähnlich, sondern deutlich anders sein als die Schlichtung. Die war eher ein Fakten-Check. Beim Dialog werden die Fakten in meinen Augen zu kurz kommen. Ich bin deshalb sehr skeptisch. Die Bedingungen sind sehr unklar. Unter Umständen wird das eine Alibi-Veranstaltung. Die Bahn plant hier seit mehr als zehn Jahren, kommt aber einfach nicht zurande.

Welche Mängel hat das vom Land initiierte Dialog-Verfahren?
Angesichts der Zusammensetzung und 168 Teilnehmern ist es sehr fragwürdig, ob das funktioniert. Ein einheitliches Ergebnis ist nicht zu erwarten. Es können sicher gute Ideen kommen. Am Ende aber entscheiden die Projektpartner, was sie akzeptieren wollen. Und wenn es dann mehr kosten sollte, dann wird die Bahn die Verantwortung auf andere abschieben.

Die Landesregierung hat bei der Bahn immerhin ein Verfahren erreicht, das es bisher nicht gab. Mit den Bürgern wird vor der Auslegung von Plänen gesprochen. Sind Sie von grün-rot dennoch enttäuscht?
Zunächst mal kam die Idee von uns. Wir haben vor über einem Jahr bei der Diskussion mit Verkehrsminister Winfried Hermann und dem Bahn-Konzernbevollmächtigten Eckart Fricke die Zusage für einen Faktencheck erreicht. Es gibt jetzt Anzeichen, dass es nicht einmal ein offener Bürgerdialog werden wird, der diesen Namen verdient. Insofern sind wird von der Bahn und der Landesregierung enttäuscht.

Was kann Ministerpräsident Winfried Kretschmann noch für die Filder tun? Auf die Bahn einwirken?
Ja, aber das hätte er viel früher tun müssen. Das Verfahren zeigt jedenfalls große Probleme. Dass der Mediator Ludwig Weitz von außen kommt, könnte ein Vorteil sein. Da er aber die Probleme um Stuttgart 21 und um den jahrelangen Widerstand nicht einschätzen kann, hätte er sich zwingend um eine unabhängige Person bemühen müssen, die ihn darin berät.

In der vorbereitenden Spurgruppe gab es Streit darüber, wer am Dialog teilnehmen darf.
Ja, die Leute in der Spurgruppe schlugen völlig willkürlich Personen vor. Wer einen geschickten Hintergrund mit Büro, Angestellten und Geld hat, kann da ganz anders vorgehen als eine Bürgerinitiative wie wir.