Relotius hatte nach internen Nachforschungen Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen. Foto: picture alliance / dpa/Ursula Düren

Der ehemalige „Spiegel“-Reporter Claas Relotius geht juristisch gegen das Buch „Tausend Zeilen Lüge“ seines früheren Arbeitskollegen Juan Moreno vor. Ihm wirft Relotius nun vor, ebenfalls Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben.

Hamburg - Der ehemalige „Spiegel“-Reporter Claas Relotius (33) geht mit Hilfe eines Anwalts gegen das Buch „Tausend Zeilen Lüge“ seines früheren Arbeitskollegen Juan Moreno (47) vor. Das bestätigte der Berliner Medienrechtler Christian Schertz, der Relotius vertritt, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch. Zuerst hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ davon erfahren, sie berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über das juristische Vorgehen von Relotius.

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Der „Spiegel“-Autor Moreno war Relotius bei dessen Fälschungen von Artikeln auf die Schliche gekommen und berichtet in seinem Buch auf 288 Seiten darüber. Ihm wirft Relotius nun vor, ebenfalls Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben. Rechtsanwalt Schertz listet 22 Textstellen mit „erheblichen Unwahrheiten und Falschdarstellungen“ auf und fordert von Moreno und dessen Verlag Rowohlt Berlin, diese nicht weiter zu behaupten oder zu verbreiten. Die Unterlassungsforderung sollte an diesem Donnerstag bei Gericht vorliegen.

Moreno soll „Figur“ konstruiert haben

Relotius sagte der „Zeit“: „Ich bin mir meiner eigenen großen Schuld heute sehr bewusst und will durch die Auseinandersetzung mit diesem Buch nicht davon ablenken. Ich stelle mich allem, wofür ich verantwortlich bin, aber ich muss keine unwahren Interpretationen und Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen.“ Ohne ihn persönlich zu kennen oder mit Menschen aus seinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruiere Moreno eine „Figur“.

Im Dezember 2018 hatte „Der Spiegel“ den Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt. Relotius hatte nach internen Nachforschungen Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen.