HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga (links) diskuti ert mit Trainer Hannes Wolf. Foto: dpa

Der ehemalige VfB-Coach Hannes Wolf ist angekommen in der Hansestadt. Auch wenn es in Heidenheim nur ein 2:2 gab – das Gefüge stimmt und lässt die Hamburger auf den Aufstieg hoffen.

Heidenheim - Hannes Wolf lebt den Fußball. Der ehemalige Trainer des VfB Stuttgart trägt seit wenigen Monaten die Raute des Hamburger SV auf seinem Pulli, doch im Prinzip ist das egal – Hauptsache, der Ball rollt. Als nach dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim in der Pressekonferenz sein Trainerkollege Frank Schmidt das Wort ergreift, schaut Wolf gespannt auf den Bildschirm, den sie in dem kleinen Raum in den Katakomben der Voith-Arena an die Decke gehängt haben. Dort läuft Fußball. Nur nichts verpassen. Vermutlich hat Wolf phasenweise gar nicht mitbekommen, was Schmidt da sagte.

Pressekonferenzen gehören zur Routine, auch und vor allem für Hannes Wolf. „Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen guten Gegner“, sagte er fast schon gelangweilt nach dem 2:2, mit dem alle Parteien ganz wunderbar leben konnten. Die Heidenheimer, weil sie auf dem ausgezeichneten vierten Tabellenplatz bleiben und ihren Nimbus als Überraschung-Truppe der Saison gerecht wurden. Und natürlich auch der HSV, der sich zwar nicht absetzen konnte von den Verfolgern, doch aber die Tabellenführung mit immer noch vier Punkten Vorsprung behauptet hat.

Längst angekommen

Hannes Wolf ist längst angekommen in Hamburg. Im Heidenheimer Stadion war gut zu erkennen, dass den gebürtigen Bochumer nichts auf der Bank hielt. Er gestikulierte, riss die Arme hoch, fasste sich an den Kopf – glücklich war er mit dem Auftritt seiner Hamburger nicht, die zweimal nach einem Rückstand zurückkommen mussten und zu oft zu viel Respekt hatten vor dem kämpfenden Gastgebern. „Wir haben zu viele kleine Fehler gemacht“, ging Wolf mit seinen Männern deshalb auch hart ins Gericht. Die eigentlich spielerische Überlegenheit zeigte sich nur phasenweise, das reicht nicht aus für einen Sieg beim FCH. Alles, was Wolf zu sagen hatte, klang heiser, woraufhin sich ein Hamburger Journalist schon Sorgen machte um seinen Gesundheitszustand. Nein, keine anfliegende Grippe, keine Erkältung. „Man muss da am Spielfeldrand halt auch ein bisschen reden“, sagte der Trainer lächelnd, der in den 90 Minuten ganz schön brüllte.

Hannes Wolf tritt exakt so in Hamburg auf wie seinerzeit in Stuttgart. Er brachte zudem das nötige Feingefühl mit, um das Umfeld, das sein Vorgänger Christian Titz schon auf seine Seite gezogen hatte und für das der Trainerwechsel wie aus dem Nichts kam, nicht zu verprellen. Wolf musste auf der Hut sein, das wusste er. Er sprach „von einer tollen Mannschaft“, und das machte der erst 37 Jahre alte Fußballlehrer auf seine charmante, doch aber auch unnahbare Art. Denn auch in dieser Hinsicht ist sich Wolf treu geblieben: Nur nicht zu viel reden und verraten. Und schon gar nichts Persönliches. In der aufgeregten Hamburger Szene hätten sie wohl lieber eine Figur bekommen, über die man unterhaltsam berichten kann – vor allem aus dem Privatleben.

Ein Leben für den Fußball

Doch Wolf lebt auch beim HSV nur für den Fußball – das haben sie in Hamburg akzeptiert und sogar schätzen gelernt. Einzelgespräche mit der jungen Truppe sind ihm wichtig. Seine Hauptansprechpartner sind die Routiniers Aaron Hunt, der zurzeit verletzt ist, und Lewis Holtby, der in Heidenheim zwei Torvorlagen machte, eine für den ehemaligen Stuttgarter Berkay Özcan, eine für Pierre-Michel Lasogga.

Wobei Hunt das wahre Sprachrohr der Mannschaft ist, das Wolf immer aufsucht, weil er wie schon beim VfB alles ist – nur kein Alleinherrscher. Dagegen kommt Wolf an dem quirligen Geist Holtby nicht immer vorbei. Der drängt sich ganz gerne in den Mittelpunkt, auch wenn es keiner von ihm verlangt – wie ein Schüler, der stets die Nähe zum Lehrer sucht. Jetzt ist es Wolf.

Die Ruhe im Training

Was dieser im Gegensatz zu seiner VfB-Zeit begrüßt, ist die Ruhe im Training. In Hamburg stehen die Journalisten und Zuschauer viel weiter weg, während Wolf in Stuttgart immer darauf bedacht war zu flüstern, damit nicht jeder alles mitbekommt. Dieses viel angenehmere Arbeiten könnte sich auszahlen – mit der Rückkehr ins Oberhaus. Hamburg setzt auf Wolf.

„Beim HSV ist alles da, um aufzusteigen“, sagte Trainerkollege Schmidt ja auch zum Abschluss. Das hat Hannes Wolf ausnahmsweise gehört – und sehr genossen.