Die Saga vom Dunklen Turm ist Stephen Kings monumentales Lebenswerk. Im August kommt die Verfilmung in die Kinos, und Fans fragen sich: Wird das etwas?

Stuttgart - Es ist ohne Zweifel Stephen Kings längstes, wenn wohl auch nicht populärstes Werk: Acht zum Teil umfangreiche Bände umfasst die Sage vom Dunklen Turm. Erzählt wird die Geschichte des Revolvermanns Roland Deschain von Gilead, der in einer Art postapokalyptischer Welt die Zerstörung des sogenannten Dunklen Turms verhindern will, der das Universum im Innersten zusammenhält. Nun kommt die Verfilmung in die Kinos, der Starttermin in Deutschland ist am 10. August.

Stephen King, einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart und spezialisiert auf das Horror-Genre, hatte die Sage vom Dunklen Turm bereits Ende der 1970er Jahre begonnen, der erste Teil „Schwarz“ wurde zunächst als Fortsetzungsroman in einem amerikanischen Fantasy-Magazin, 1982 dann in einer ersten, kleinen Auflage als Buch und 1988 als zweite, größere Auflage veröffentlicht.

Wohl erst in jenem Jahr dürfte „Der Dunkle Turm“ ins Bewusstsein der meistens Stephen-King-Fans gedrungen sein. Die weiteren Bände „Drei“ und „Tot“ erschienen relativ zeitnah in den darauffolgenden Jahren. Danach ließ sich King allerdings jede Menge Zeit mit der Fortsetzung, was auch mit einem schweren Verkehrsunfall zu tun hatte. Die Bände „Glas“ und „Wolfsmond“ erschienen 1997 und 2002/2003, das Finale in zwei Bänden („Susannah“ und „Der Turm“) 2004. Anfang 2012 veröffentlichte Stephen King einen achten, ergänzenden Band, der aber zeitlich zwischen dem vierten und fünften Band anzusiedeln ist.

Entstehung hat sich über Jahrzehnte hingezogen

Die sich über Jahrzehnte hinziehende Entstehung des Epos mag ein Grund sein, dass es in Kings Gesamtwerk zwar eine maßgebliche Rolle spielt, aber nicht unbedingt zu den populärsten Werken des Horrorschriftstellers zählt. Mancher Leser ist über die Jahre auf der Strecke geblieben. Der zweite Grund: Viele taten sich mit der mitunter sperrigen Welt des Revolvermannes Roland Deschain schwer, die Stephen King als bizarre Mischung aus Herr der Ringe und Mad Max mit Anleihen aus Star Wars und Harry Potter gestaltete.

Von der Komplexität des Dunklen Turms dürfte in der Verfilmung, die im Spätsommer in die Kinos kommt, nur wenig übrig sein. Nach langem Hin und Her kommt nun ein gut 90 Minuten langer Film in die Kinos, der allenfalls eine Episode aus der Saga darstellt. Immerhin scheint der Meister selbst bisher hinter der filmischen Umsetzung zu stehen. Auf Facebook, wo King sehr aktiv ist, postet er nicht nur zahlreiche Fotos von seinem aktuellen Lieblingshund Molly, sondern auch fleißig Trailer und Neuigkeiten zum Dunklen Turm.

Was eingefleischte King-Fans allerdings ebenfalls an einer Verfilmung zweifeln lässt: Nur wenige der zahlreichen King-Romane sind überzeugend für die Leinwand und den Bildschirm umgesetzt worden. Die Bandbreite reicht von sperrigen Meisterwerken wie Shining und Christine, denen die jeweiligen Regisseure Stanley Kubrick und John Carpenter ihren Stil aufgeprägt haben, bis hin zu billig produzierten B-Movies wie „Manchmal kommen sie wieder“ und „Der Rasenmähermann“. Letztere geriet übrigens so schlecht und weit entfernt von Kings ursprünglicher ebenfalls wenig brillanter Kurzgeschichte, dass der Autor mehrmals gegen die Erwähnung seines Namens im Zusammenhang mit dem Film klagte.

Mehr Hoffnung sollten die treuen Leser der Sage vom Dunklen Turm wohl in die ebenfalls angekündigte Fernsehserie setzen, die 2018 im amerikanischen Kabelfernsehen und auf Streamingplattformen ausgestrahlt werden soll, wie das Magazin Entertainment Weekly im September 2016 berichtete. Doch selbst diese zehn bis 13 Folgen umfassende Staffel soll nur einen der Bände des Dunklen Turms nacherzählen. Fest steht wohl, dass angesichts des aktuellen Booms der TV-Serien und neuer Erzählformen im Fernsehen der Zeitpunkt für eine angemessene Verfilmung des Dunklen Turms nie besser war.