Abgsmessung bei einem Diesel. Künftig sollen die Schadstoffe auf realistischere Weise ermittelt werden als bisher, was Tricksereien deutlich erschweren soll. Foto: dpa-Zentralbild

Der Diesel hat einen schlechten Ruf und soll möglichst aus der Innenstadt verbannt werden. Doch es wäre falsch, wenn die Politik nun einfach dem verbreiteten VW-Reflex folgen würde, meint Klaus Köster.

Stuttgart - Als Deutschland in der Finanzkrise darauf angewiesen war, dass möglichst schnell möglichst viele neue Autos gekauft werden, gab das Land Milliarden für die Abwrackprämie aus. Auch heute will die Politik ältere Autos aus dem Verkehr ziehen – dieses Mal mit dem Ziel, die Luft zu verbessern. Und mit Mitteln, die diesem Ziel komplett zuwider laufen.

Indem die Politik damit droht, für Dieselautos die Fahrt in Stuttgart zu verbieten, verhindert sie den Austausch von alter gegen neue Technik. Denn wer will in dieser Unsicherheit noch einen Diesel kaufen? Entsprechend groß ist der Einbruch bei der Nachfrage. Dabei hätte jedes dieser nicht gekauften Dieselfahrzeuge die äußerst strenge Euro-6-Norm erfüllt, die bei den gesundheitsschädlichen Schadstoffen Feinstaub, Stickoxid und Kohlenwasserstoff weit unter dem liegt, was derzeit von vielen Autos ausgestoßen werden darf. Jeder Diesel, der gegen ein Altfahrzeug getauscht wird, wäre ein Gewinn für die Umwelt – zumal er beim Verbrauch und dem Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid ohnehin weit unter dem Benziner liegt.

Die E-Autos dagegen sind bisher trotz großzügiger Förderung Ladenhüter. Das kann man kritisieren, doch solange Deutschland im großen Stil Strom aus Kohle produziert, sind sie fürs Klima ohnehin nicht besser als Verbrennungsmotoren; und weil der Großteil des Feinstaubs durch Reifen und Bremsen entsteht, sind sie auch gegen den Feinstaub nur begrenzt hilfreich. Wer den Autoverkehr schnell sauberer machen will, muss den VW-Reflex überwinden und auf modernste Verbrennungsmotoren setzen, deren Schadstoffwerte künftig zudem wirksamer kontrolliert werden. Doch stattdessen wird im Namen der Umwelt nun einseitig eine Technologie gefördert, die wohl erst in drei Jahren beginnt, massentauglich zu werden. Deshalb bleibt die Luft länger dreckig. Das ist weder menschen- noch umweltfreundlich.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de