Raucher sind für Lungenkrankheiten wie chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) besonders anfällig

Raucher sind für Lungenkrankheiten wie chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) besonders anfällig - bis zum Jahr 2020 wird dies nach Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits die dritthäufigste Todesursache sein.

Von Susanne Rehm

Viele Menschen wollen die derzeitige Fastenzeit nutzen, um ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden. Mediziner raten, sich auch von schlechten Gewohnheiten wie dem Rauchen zu verabschieden. Denn immer mehr Baden-Württemberger müssen sich wegen Lungenproblemen im Krankenhaus behandeln lassen - trotz zahlreicher Nichtraucherkampagnen.

Man nennt es verniedlichend den Raucherhusten. Dabei leiden viele Raucher an einer ernsthaften Erkrankung. Oft beginnt alles mit einer chronischen Bronchitis, sie gilt als Frühstadium für die sogenannte chronische obstruktive Lungenkrankheit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Die Verschlimmerung des Krankheitsbildes besteht in einer zusätzlichen Verengung der Bronchien (Obstruktion) und einem nicht wieder heilbaren Gewebeschaden in der Lunge. Die Folge: starke Atemnot, die in schweren Fällen sogar zum Tod führen kann. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht man übrigens von chronisch, wenn der Betroffene in zwei aufeinanderfolgenden Jahren während mindestens drei Monaten pro Jahr mit Husten und Auswurf zu kämpfen hat.

"COPD ist eine echte Volkskrankheit, die leider viel zu sehr unterschätzt wird", sagt Privatdozent Dr. Martin J. Kohlhäufl, Chefarzt der Abteilung für Pneumologie, Pneumologische Onkologie und Beatmungsmedizin an der Klinik Schillerhöhe. Das Gerlinger Haus hat eine 50-jährige Tradition und gilt als das Kompetenzzentrum für Lungenkrankheiten in der Region schlechthin. Vor kurzem wurde der zum Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus gehörenden Klinik das Qualitätszertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) verliehen. 800 der 8000 Patienten im Jahr an der Schillerhöhe werden bereits wegen COPD behandelt. Tendenz steigend: Laut WHO-Prognose wird die chronisch obstruktive Bronchitis im Jahr 2020 die dritthäufigste Todesursache weltweit sein, nach Herzkranzgefäßerkrankungen und Schlaganfall. "Schon heute sind 13 Prozent der über 40-Jährigen betroffen, bei über 70-jährigen Männern sogar jeder Dritte", so Dr. Martin Kohlhäufl.

Laut der Techniker-Krankenkasse (TK) wurden 2008 mehr als 14 000 Patienten mit der Diagnose COPD in Baden-Württemberg stationär behandelt, 48 Prozent mehr als im Jahr 2000. Männliche Patienten sind zwar mit rund 59 Prozent in der Mehrzahl. Doch die Frauen holen in erschreckender Weise auf: Die Steigerungsrate bei weiblichen Kranken liegt bei mehr als 60 Prozent. Bundesweit stieg die Anzahl der Krankenhauspatienten um rund 37 Prozent. Und das, obwohl in Deutschland Nichtraucherschutz inzwischen großgeschrieben wird.

Hauptursache für die chronisch obstruktive Bronchitis ist Nikotinkonsum. 90 Prozent der Fälle gehen auf die Kappe des blauen Dunsts. "Die übrigen Ursachen können in beruflicher Belastung durch Rauch und/oder Stäube oder Umweltbelastungen gefunden werden", so das Robert-Koch-Institut. Eine Studie des Instituts hat gezeigt, dass bei den Geburtsjahrgängen 1950 bis 1960 der Anteil der Raucher am höchsten war. "Bei diesen Menschen manifestieren sich nun die Folgen des jahrelangen Zigarettenkonsums", erklärt Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. Der Verzicht auf Zigaretten sei die wichtigste Maßnahme sowohl bei der Prävention als auch bei der Therapie der COPD.

Tabakentwöhnung ist auch elementarer Bestandteil der Therapie an der Schillerhöhe. "Unsere psychologisch begleiteten Kurse haben eine Erfolgsquote von 30 Prozent", sagt Dr. Kohlhäufl. Zudem setzten die Lungenexperten auf Bewegungstherapie. Denn wer unter Atemnot leide, neige dazu, sich nicht zu bewegen. Die Folge seien schwächer werdende Muskeln und noch größere Atemprobleme: "Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden." Nach Auskunft des Berliner Robert-Koch-Instituts ist eine Verengung der Lunge "anders als beim Asthma bronchiale durch Arzneimittel nur teilweise behandelbar". "Der Lungenfunktionsverlust kann nur gebremst, aber nicht gestoppt werden", warnt auch Dr. Kohlhäufl. Für schwer betroffene COPD-Patienten gibt es inzwischen innovative medizinische Hilfe wie Atemhilfen oder Antibiotikainhalation. Doch am besten ist Vorbeugung - durch Tabakverzicht.

Laut dem Lungenfacharzt ist die Dunkelziffer bei COPD sehr hoch, nur jede zweite Erkrankung werde überhaupt erkannt. "Die Patienten bagatellisieren gern einen länger andauernden Husten mit Auswurf", sagt der Pneumologe. Krankenkassen und Fachärzte rufen daher dazu auf, sich regelmäßig untersuchen zu lassen, am besten schon ab einem Alter von 35 Jahren.