„Europa im Wanken“ hat Christl Illig ihre mit Acryl gestaltete Collage genannt, die sich auf den Brexit bezieht (links). Foto: Sabine Schwieder

Für die Tombola von Kultur am Kelterberg wurden 40 künstlerische Arbeiten gestiftet, die am kommenden Wochenende zu sehen sind. Zudem zeigen Ateliernutzer und neue Vereinsmitglieder in der Alten Kelter eine Auswahl ihrer Arbeiten.

Vaihingen - Die Spendenbereitschaft war in diesem Jahr außerordentlich groß: Für die Tombola, die der Kunstverein Kultur am Kelterberg alljährlich mit der Ausstellung „Der Berg ruft“ verknüpft, wurden insgesamt 40 Arbeiten gestiftet. „Wir sind förmlich von Spendern überrannt worden“, sagt der Vorsitzende Harald Marquardt erfreut. Der Erlös der Tombola wird wie jedes Jahr einem Projekt des Kunstvereins auf die Beine helfen.

Eigentlich ist die auf zwei Wochenenden beschränkte Schau für die Ateliernutzer und die neuen Vereinsmitglieder gedacht. In diesem Jahr aber mussten die Ausstellungsmacher für die Tombola-Spenden auf die sogenannte Petersburger Hängung zurückgreifen: wie in der russischen Eremitage hängen die Bilder in einem Raum dicht an dicht. Hinzu kommen keramische Plastiken der Werkstatt Rosental.

Eine große Auswahl für diejenigen, die am kommenden Wochenende ein Los im Wert von 20 Euro erwerben. Wer die Nummer 1 von 20 zieht, hat die erste Wahl und darf sich am Sonntagabend eine Arbeit aussuchen. Für die Verlierer hat Oliver Hermann, der Gewinner des Jurypreises 2016, die Nietenblätter gestaltet. Darüber hinaus werden im Otto F. Scharr-Saal Originale, Multiples und Postkarten zum Verkauf angeboten. Die Ateliernutzer der Alten Kelter öffnen zudem die Türen für Besucher.

Sieben neue Künstler zeigen ihre Arbeiten

Neben den altbekannten Namen aus den Ateliers gibt es sieben Neuentdeckungen, die sich in der Alten Kelter erstmals mit ihren Arbeiten präsentieren. Christl Illig beispielsweise hat sich mit „Europa im Wanken“ mit dem Brexit beschäftigt. Ihre leuchtend rote Collage – Illig benutzt neben Acrylfarbe Stofffetzen und unkenntlich gemachte Fundstücke aus der Natur – zeigt ein Cover des Time Magazines mit der Schrift „The Fall of Europe. Why Brexit is just the beginning“. Die fallende Figur der Europa ist dabei nur zu ahnen, die rote Farbe aber durchaus als Warnung zu verstehen.

Bettina Pradella hat zwei Zeichnungen beigesteuert, die jeweils eine Person mit verhülltem Kopf zeigen. Einmal ist das Gesicht hinter einem Gewirr von Bändern aller Art verborgen. Die zweite Zeichnung zeigt einen Menschen in betender Haltung, Kopf und Oberkörper vollkommen von einer Art Schal bedeckt. Es scheint gleichgültig, welche Religion hier zitiert wird: Im Betrachter wird der Wunsch geweckt, zu erfahren, wer sich hinter der Verhüllung verbirgt.

Ein lebendiges Durcheinander

Mit Bienenwachs, Harz und Pigmenten arbeitet Ingrid Bichler, die sich Naturphänomenen widmet. Ihre „Elemente“ sind dank des Materials ein schimmerndes, faszinierendes und vor allem sehr lebendiges Durcheinander. Auch Susanna Lakner hat Kästen gestaltet, in denen bearbeitete Fundstücke zu skurrilen Gestalten zusammengefügt wurden. Carola Hattwig-Feller nutzt neben Acryl und Spachtelmasse medizinisches Material, das sie übermalt und als hervortretende Linien nutzt.

Sehr unterschiedlich gearbeitete Landschaften haben zwei der neuen Mitglieder beigesteuert. Natalia Beck zeigt vier große, mit dicken Farbspuren versehene Acrylbilder mit dem Titel „Murnau“. Dieser oberbayerische Ort wird meist mit der Künstlerin Gabriele Münter in Verbindung gebracht, von der sich Beck bewusst abhebt. Bei ihr ist Gegenständliches (wie ein Pferd oder ein Gebäude) nur zu ahnen, die Atmosphäre ist winterlich-herbe. In südlichere Gefilde entführt dagegen KH Beckmann, der Vögel vor einem leeren Himmel fliegen lässt.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist am Samstag, 26. November, und am Sonntag, 27. November, von 11 bis 19 Uhr sowie vom 2. bis 4. Dezember von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausgabe der gespendeten Arbeiten (nur an anwesende Tombolagewinner) findet an diesem Sonntag von 18 bis 19 Uhr statt.