Clifford Irving 1972 auf dem Weg zu einem Gerichtstermin in New York. Der nun 87-jährig gestorbene Autor stand im Mittelpunkt eines spektakulären Fälschungsskandals. Foto: dpa

Clifford Irving war der Konrad Kujau der USA, und das lange, bevor Kujau sein erstes Hitler-Tagebuch fälschte. Der Thrillerautor Irving hielt der Verlagswelt Anfang der siebziger Jahre die angebliche Autobiografie des menschenscheuen Exzentrikers Howard Hughes vor die Nase. Experten bestätigten die Echtheit.

Stuttgart - Clifford Irving hätte ein nettes, bescheidenes Leben als Thrillerautor führen können. Seine ersten Bücher waren zwar keine rabiaten Bestseller geworden, aber sie hatten sich immerhin verkauft. Und der Amerikaner Irving lebte mit seiner deutsch-schweizerischen Frau Edith auf Ibiza, wo das Leben auch in den sechziger Jahren billiger war als in New York. Aber da war dieser Nachbar, der aus Ungarn stammende Elmyr de Hory, der einige Jahre zuvor als begnadeter Kunstfälscher aufgeflogen war. Irving hörte sich an, wie der talentierte Frechdachs Sammler, Museen und Experten getäuscht hatte, und veröffentlichte de Horys Geschichte als Biografie unter dem Titel „Fake“ (1969).

Eine Idee wie Tinte

Die Idee des Fälschens aber muss in Irvings Hirn eingedrungen sein wie Tinte in Kleidungsstoff. Im folgenden Jahr fragte Irving seinen Freund und Kollegen, den Autor Richard Suskind, ob sie nicht die Autobiografie des seiner verrückten Zurückgezogenheit wegen die Medien und Publikum faszinierenden Millionärs Howard Hughes fälschen sollten. Suskind sagte seine Hilfe zu. Er und Irving, der nun am Dienstag im Alter von 87 Jahren in Florida gestorben ist, lieferten der US-Buchwelt einen Skandal, wie ihn später Konrad Kujau mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern in Deutschland auf Kosten des „Stern“ fabrizierte.

Von Irvings Behauptung, er allein habe Zugang zum hermetisch abgeschotteten Ex-Flieger und Ex-Hollywood-Mogul Hughes, war der Verlag McGraw-Hill baff. Man verlangte Beweise. Irving legte gefälschte Briefe, Abmachungen, Notizen vor. Handschriftenexperten wurden hinzugezogen, und wie bei Kujaus Hitler-Spiel bestätigten sie die Echtheit des Vorgelegten. Nachdem doch Einwände auftauchten, heuerte man weitere Experten, die bezeugten, was man hören wollte.

Der Schwindel platzt

Irving vertraute darauf, dass der manisch welt- und menschenscheu gewordene Hughes von dem Buch gar nichts mitbekommen – oder sich jedenfalls deswegen nicht in die Öffentlichkeit wagen würde. Für sich selbst und Hughes hatte Irving das irrwitzige Honorar 765 000 Dollar ausgehandelt, der Anteil von Hughes ging auf ein Konto in der Schweiz, das Irvings Frau eröffnet hatte. Aber Howard Hughes bekam kurz vor der Buchveröffentlichung Wind von der Sache, er kontaktierte überraschenderweise Journalisten und ließ den Schwindel platzen. Als Irvings Anwalt ihm sagte, dass nun wohl die Polizei bei ihm auftauchen werde, gab der Autor die erstaunte Antwort: „Verhaften? Mich? Wofür denn?“

Siebzehn Monate musste Clifford Irving im Gefängnis verbringen – worüber er später noch ein Buch geschrieben hat. Lasse Hallström hat den Fall 2006 als „The Hoax“ verfilmt, mit Richard Gere in der Hauptrolle. Aber Irving war gar nicht zufrieden. Das Drehbuch, murrte er, verfälsche viel zu viel.