Der Senior kommt täglich ins Büro, die Geschäfte führt der Junior. Foto: Sägesser

Sie tragen nicht nur den gleichen Namen. Die Rolf Armbrusters aus Degerloch haben auch denselben Beruf ergriffen: Vater und Sohn sind beide Architekten.

Degerloch - Sie tragen nicht nur denselben Namen, die Rolf Armbrusters sind auch beide fürs Reißbrett geboren. Nur dass der Sohn es leichter hatte, Architekt zu werden als sein Vater. Das hängt mit den Kriegswirren zusammen. Die Armbrusters sitzen in ihrem Büro in Degerloch, während sie von ihrem beruflichen Doppelleben berichten.

Rolf Armbruster, der Ältere, wusste schon sehr früh, dass ihm das Zeichnen liegt. Das hatte ihm der Lehrer an der Oberschule immer wieder gesagt. „Er hat das gefördert“, erzählt Rolf Armbruster. Der Zeichenlehrer war es schließlich, der dem Jungen vorschlug, Architekt zu werden. Als er 15 Jahre alt war, musste Rolf Armbruster den Berufswunsch allerdings erst mal hinten anstellen. Er wurde damals in die Flakstellung an der Tränke einberufen.

Von der Flak auf die Baustelle

Acht seiner Schulkameraden sind damals gefallen, Rolf Armbruster hatte Glück. Sein Vater, ein Elektriker, hatte einen guten Draht zum Degerlocher Bauunternehmer Gustav Epple. Und so kam es, dass Rolf Armbruster von der Flakstellung auf die Baustelle wechseln durfte. Epple hat damals am Flughafen kaputtgebombte Flugzeughallen notdürftig mit Holz zusammengeflickt. „Ich habe einen guten Einblick bekommen, wie es auf dem Bau zugeht“, sagt Rolf Armbruster, er hat erste Erfahrungen für später gesammelt.

Dass es dieses Später einmal geben würde, war damals mehr als ungewiss. Denn der Krieg war noch nicht vorbei, im Januar 1945 ist Rolf Armbruster von der Wehrmacht eingezogen worden. „Ich habe das Kriegsende bei der Alpenfestung erlebt“, sagt er. Mit Schuhen, die ihm viel zu klein waren, ist er mit ein paar Kameraden nach Stuttgart gelaufen.

Zurück in Degerloch heuerte Rolf Armbruster wieder bei Epple an. Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen, die Geschäfte in der Baubranche liefen gut. „Ich bin nicht zum Studieren gekommen“, sagt er. Als Epple den Auftrag erhielt, das Dach der Fachhochschule zu erneuern, lernte Armbruster die Lehrer kennen und konnte sich einen Studienplatz ergattern. Es kam eines zum anderen, im Jahr 1955 hat sich Rolf Armbruster selbstständig gemacht.

Der neue Chef ist der Junior

Der neue Chef im Büro an der Gomaringer Straße heißt Rolf Armbruster – junior. Und der erinnert sich noch gut daran, dass er früher lieber daheim gewesen ist als im Kindergarten. Zuhause gab es immer was zu gucken. Sein Großvater „war so ein richtiger schwäbischer Tüftler“, sagt er. „Das fand ich alles spannend.“ Und natürlich auch die Reißbretter beim Vater im Büro.

Irgendwann hat Rolf Armbruster, der Jüngere, angefangen, leidenschaftlich zu malen und zu zeichnen. Im Alter von acht Jahren war er so gut, dass ihm sein Lehrer unterstellte, das Abbild der Stiftskirche würde nicht aus seiner Tuschefeder stammen, sondern aus der des Vaters. Der Junge hat sich nicht verdrießen lassen und dem Lehrer sein Talent bewiesen. „Heute bin ich froh drum“, sagt Armbruster. „Jetzt habe ich zwei dieser Linolschnitte.“

Im selben Alter, mit dem sein Vater in den Krieg gezogen war, hat Rolf Armbruster in den Ferien im elterlichen Architekturbüro gearbeitet. Die Hausaufgaben kamen zu kurz. „Die habe ich meistens morgens von den Strebern abgeschrieben“, sagt er. Er selbst strebte zu einem anderen Ziel: Er wollte Architekt werden. „Mein Vater hat mich nie gedrängt. Das würde beim Architektenberuf gar nicht gehen.“ Das liegt einem im Blut – oder eben nicht. 1987 ist der Sohn beim Vater im Büro eingestiegen. Seitdem hat der Junior die Geschäfte nach und nach übernommen. Der Senior ist mittlerweile 84 Jahre alt. Doch er kommt tagtäglich ins Büro. „Dann schau ich, was hier los ist“, sagt er. Rolf Armbruster ist und bleibt Architekt.