Viele Jahre genoss der Kämmerer das Vertrauen im Rathaus von Lichtenwald im Ortsteil Thomashardt. Jetzt sieht man sich vor Gericht wieder. Foto: Horst Rudel

Die ursprünglich auf 12. Dezember terminierte Verhandlung gegen den Ex-Kämmerer von Lichtenwald wird vertagt, weil ein wichtiger Zeuge verhindert ist. Dem Angeklagte wird vorgeworfen, Geld der Gemeinde veruntreut zu haben.

Lichtenwald - Das Gerichtsverfahren wegen Untreue gegen den ehemaligen Kämmerer der Gemeinde Lichtenwald verzögert sich. Laut dem Amtsgericht Esslingen ist der ursprünglich vorgesehene Termin am Mittwoch, 12. Dezember, aufgehoben worden. Aus einem trivialen Grund: Laut dem Gericht ist ein wichtiger Zeuge an diesem Tag verhindert. Ein neuer Hauptverhandlungstermin stehe noch nicht fest. Dem 62-Jährigen wird vorgeworfen, in seiner Funktion auf dem Lichtenwalder Rathaus insgesamt 300 000 Euro der Gemeinde und des örtlichen Krankenpflegevereins auf das eigene Konto abgezweigt zu haben. Ihm droht eine Gefängnisstrafe wegen „Untreue in einem besonders schweren Fall“. Laut Heiner Römhild, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, sitzt die 2680 Einwohner zählende Kommune noch auf einem Schaden von rund 218 000 Euro.

Der Schaden könnte noch höher sein

Laut Ferdinand Rentschler (CDU), dem Bürgermeister von Lichtenwald, hat der langjährige Kämmerer die Gemeinde um insgesamt 321 000 Euro erleichtert. 76 000 Euro seien verjährt, weil die Taten zum Teil länger als zehn Jahre zurück liegen. Über eine sogenannte Vertrauensschadensversicherung seien 200 000 Euro an die kommunale Kasse zurückgeflossen. Als er den Betrug im vergangenen Jahr bemerkt habe, hätten sich über die beteiligten Banken weitere von dem Kämmerer ergaunerte 56 000 Euro zurückbuchen lassen. Ansonsten wäre der Schaden noch höher gewesen.

Er habe zunächst die Betrügereien zulasten des Krankenpflegevereins bemerkt, dessen Schatzmeister der Angeklagte war, sagt Rentschler. Mit „hohen Beträgen“ habe sich dieser an dessen Girokonten bedient. Dann habe er, Rentschler, weiter geforscht und schnell „taten sich da Abgründe auf“. Von Sonderkonten für die Finanzierung von Baugebieten in der Kommune habe der Kämmerer über Jahre hinweg hohe Summen in die eigene Tasche gesteckt.

Der heute 62-Jährige – von der Anklagebehörde wird er als „ein Verwaltungsbeamter der Gemeinde Lichtenwald“ bezeichnet – war 37 Jahre lang auf dem Rathaus der kleinen Kreisgemeinde beschäftigt. Zweimal kandidierte er sogar für das Amt des Bürgermeisters von Lichtenwald. In seinem zweiten Anlauf auf den Rathaussessel unterlag er Ferdinand Rentschler.

Dem Mann droht eine Haftstrafe

Da der 62-Jährige „wiederholt und gewerbsmäßig“ gehandelt habe, ist er laut Römhild wegen Untreue „in einem besonders schweren Fall“ angeklagt. Diese werde mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren bestraft. Bei einer „einfachen“ Untreue liege der Strafrahmen bei einer Geldstrafe oder Gefängnis bis zu fünf Jahren. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht davon aus, dass der Kämmerer seine Stellung an einer verantwortlichen Position der Gemeindeverwaltung.