Harrys Hütte misst 16 Quadratmeter. Seit sieben Jahren wohnt er hier, so lange wie sonst niemand in dem Esslinger Berberdorf. Foto: Franziska Jäger

Harry war 20 Jahre auf der Straße und will zurück in ein geordnetes Leben. Doch Obdachlose wie er müssen zuerst dem Alkohol entsagen, bevor sie die Chance auf eine Wohnung bekommen. Nun ist Harry tatsächlich trocken – sind damit seine Probleme gelöst?

Esslingen - Er ist für alle nur der „Harry“. Nachnamen spielen hier keine Rolle. Den Rucksack geschultert, die grauen Haare nach hinten gegelt und eine Sonnenbrille auf der Nase verlässt der 51-Jährige um zehn Uhr morgens seine Siedlung aus Blockhütten am Stadtrand von Esslingen in Richtung Supermarkt. „Nicht in die Gegend pissen oder scheißen“, steht auf einem Schild am Ausgang. Harry humpelt den Gehweg entlang. Manchmal schlägt sein Bein zur Seite aus oder der Oberkörper zuckt. „Die Nerven“, sagt er. „Vom Saufen.“ Trotz der Probleme beim Gehen kauft er jeden Tag ein: „Wenn ich nur mit den anderen rumhänge, werde ich bekloppt.“ Tiefe Gesichtsfurchen und die aufgeschwemmte Nase lassen ein langes Leben „auf der Platte“ vermuten.