Viele werden ihn noch nie in der Hand gehabt haben – Ende 2018 ist Schluss mit dem 500-er. Foto: dpa

500-Euro-Scheine soll es künftig nicht mehr geben. Sie werden nicht mehr gedruckt, und ab 1. Januar 2019 müssen Geschäfte sie auch nicht mehr akzeptieren. Die Mitglieder des Vereins „Pro Bargeld“ sind darüber alles andere als erfreut.

Frankfurt - Es sind nur ein paar Schritte vom Bahnhof bis zur Fußgängerzone in Amsterdam. Dort zählt Bargeld schon lange nichts mehr. Selbst ein frisches Brot für drei Euro muss man mit der EC-oder Kreditkarte bezahlen. „Das ist aus Sicherheitsgründen so“, sagt die Verkäuferin mit einem Lächeln. Um den Bahnhof in Amsterdam gibt es, wie in vielen Großstädten, zahlreiche Drogenabhängige und Kleinkriminelle. Daher hat die Stadtverwaltung entschieden, dass in den Geschäften nur unbar bezahlt werden darf – damit können die Ganoven nichts anfangen. Für diejenigen, die an eine bargeldlose Zukunft glauben, ist dieser Stadtteil von Amsterdam ein Vorbild – es geht doch, sagen sie.

Thomas Breitenbach (Name geändert) dagegen hat gerne „Bares“ bei sich. Er ist ein typischer Deutscher – statistisch tragen die Bundesbürger rund 107 Euro bar in der Tasche, mehr als jeder andere Bürger der Europäischen Union. Aber für Breitenbach, der in einem Vorort von Frankfurt wohnt, gilt immer noch der alte Grundsatz „nur Bares ist Wahres“. Daher hat er sich auch dem Verein „Pro Bargeld“ angeschlossen, der 2016 gegründet wurde, als die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen hatte, den 500-Euro-Schein Ende 2018 abzuschaffen.

Geldwäsche und Korruption

Der Hauptgrund für den Beschluss war angeblich die Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption. Das ist nur der Anfang vom Ende zeterten damals die Bargeld-Befürworter, die sogar eine Demonstration an der Frankfurter Hauptwache auf die Beine stellten und mehr als 160 000 Unterschriften für eine Petition einsammelten, mit der die Entscheidung rückgängig gemacht werden sollte. Geholfen hat es bisher nichts, die 500-Euro-Scheine werden nicht mehr gedruckt und vom 1. Januar 2019 an müssen Geschäfte sie auch nicht mehr akzeptieren. Wertlos wird der lila Schein dennoch nicht, die Bundesbank wird ihn unbegrenzt umtauschen.

Für Thomas Breitenbach ist Bargeld nach wie vor die „einzige Währung“, wie er im Gespräch in seinem kleinen Büro in der Nähe von Frankfurt erzählt. Er liebe seinen „Tante-Emma-Laden“ um die Ecke, der nicht einmal ein Lesegerät für irgendwelche Kredit- oder EC-Karten habe. Außerdem, meint der Hesse mit einem breiten Lächeln, habe er so einen guten Überblick über seine Finanzen.

Der Tante-Emma-Laden freut sich

Breitenbach ist kein Einzelfall, eher die Regel. 2017 wurden 74 Prozent aller Einkäufe in bar bezahlt, wie die Bundesbank errechnet hat. Bei Beträgen unter fünf Euro waren es gar 96 Prozent. Erst bei Beträgen zwischen 50 und 100 Euro wird die EC-Karte bevorzugt. Und diese Werte haben sich seit 2014 kaum verändert. „Wenn Du abends in die Kneipe gehst, dann willst Du doch auch bar bezahlen“, sagt er. Das sehen die diversen Initiativen genau so, die sich 2016 nach dem EZB-Beschluss gegründet haben – aber sie sehen derzeit auch keinen Grund, Alarm zu schlagen. Es gebe durchaus Bestrebungen, das bargeldlose Zahlen voranzutreiben, meint etwa der Ökonom Max Otte, der 2016 noch auf der Bühne vor der Frankfurter Hauptwache gegen die Abschaffung wetterte. Aber die Bundesbürger seien nach wie vor Freunde des Bargeldes und auch die Bundesbank stehe hinter den gedruckten Scheinen, sagt er heute.

Nicht nur der Kneipenwirt, auch seine „Tante-Emma-Laden“ freut sich über Thomas Breitenbach, denn die meisten der bargeldlosen Zahlungsmethoden sind für den Einzelhandel oder die Gastronomie auch teuer. Weil die Banken für die Abrechnung des Zahlungsvorgangs etwas berechnen, müssen die Händler einen Teil ihres „Gewinns“ an die Kreditinstitute abgeben.

Die meisten Kunden setzen auf Karten

Im Rest der Welt sieht das ganz anders aus. In den USA zahlt man seit Jahrzehnten selbst den Coffee-to-Go mit Kreditkarte. Auch im Rest Europas setzen die meisten Kunden auf Karten. Nur in Malta, Zypern und Italien ist Bargeld ähnlich beliebt wie hier, ermittelte die EZB. Die kontaktlosen Karten haben für einen weiteren Schub des bargeldlosen Zahlens gesorgt. In Nordeuropa und Asien ist man noch weiter und zahlt per Smartphone. Das können sich nur ein Drittel der Bundesbürger vorstellen, Breitenbach schon gar nicht. Es sei zu unsicher, man müsse darauf vorbereitet sein, dass seine Daten gehakt würden – „und wer weiß, was die dann noch damit anstellen“.

Dennoch sind er und seine Vereinsfreunde noch gelassen. Es gebe sogar Stimmen in der EZB, die dafür sprächen, den 500-Euro-Schein auch nach 2018 weiter zu drucken, sagt er. Und schließlich habe auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann mehrfach betont, dass von der Abschaffung des Bargelds in der Euro-Zone keine Rede sein könne. Dann zahlt er seinen Cappuccino – in bar, mit 30 Cent Trinkgeld.