Unbeeindruckt vom Machtkampf an der Vereinsspitze hat das Team des VfB Stuttgart beim FC Augsburg mit 4:1 gewonnen. Unser Sportredakteur meint: Die junge Mannschaft hätte es verdient, dass allein ihr die Aufmerksamkeit gehört.
Stuttgart - Das Kerngeschäft des VfB Stuttgart ist der Profifußball, die zentrale Aufgabe des ganzen Vereins und seiner Mitarbeiter besteht darin, dem Erfolg der Mannschaft alles unterzuordnen. Eine Selbstverständlichkeit sollte dies sein, ist es aber ganz offensichtlich nicht. Mit ihrer öffentlichen Schlammschlacht haben Vorstandschef Thomas Hitzlsperger und Präsident Claus Vogt in den vergangenen Tagen nach Kräften dafür gesorgt, dass man fast hätte vergessen können, dass beim Traditionsclub aus Bad Cannstatt überhaupt noch Fußball gespielt wird.
Mit dem imposanten 4:1-Sieg beim FC Augsburg hat das Team von Pellegrino Matarazzo am Sonntag die einzig richtige, die perfekte Antwort gegeben. Die junge, hoch talentierte Mannschaft und ihr schlauer Trainer haben gezeigt, dass sie sich von dem unappetitlichen Machtkampf an der Vereinsspitze ebenso wenig aus der Spur bringen lassen wie von den beiden vorangegangenen 0:1-Niederlagen beim VfL Wolfsburg und gegen RB Leipzig.
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Widerlegt sind fürs Erste die Skeptiker, die den guten Saisonstart für ein Strohfeuer hielten. Und vor Scham erröten sollten die Funktionäre, die mit ihrem Kleinkrieg den größten sportlichen Aufschwung seit Jahren in den Hintergrund gedrängt und bundesweites Kopfschütteln ausgelöst haben. Thomas Hitzlsperger darf sich dabei als Erster angesprochen fühlen, schließlich ist er es gewesen, der mit seiner bizarren Frontalattacke auf Claus Vogt die Lawine losgetreten und nicht nur sich selbst massiv beschädigt hat, sondern den ganzen Verein.
Eine gütliche Einigung mag denkbar schwierig sein – eines aber sollten beiden Kontrahenten bedenken: Je länger ihr Streit andauert, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Fans mit Grausen abwenden. Darunter hätte dann die Mannschaft zu leiden, obwohl sie es am wenigsten verdient hätte. Denn nur sie ist es, die beim VfB Stuttgart derzeit Freude bereitet.