Statt auf Transparenz setzt die AVL bei der Suche nach einem Deponiestandort auf taktische Ausweichmanöver.
Was für eine Woche. An Aufreger und an Aufregung hat es nicht gefehlt. Die Suche nach einem neuen Deponiestandort lässt die Menschen auf die Barrikaden gehen. Vor allem in jenen Kommunen, die am Ende eines kreisweiten Suchlaufes am geeignetsten sein sollen – in Hemmingen und Großbottwar. Hunderte von Kritikern haben ihren Protest gegen die Pläne bei Infoveranstaltungen kundgetan. Lautstark. Tilmann Hepperle, der Geschäftsführer der Abfallverwertungsgesellschaft (AVL) des Landkreises Ludwigsburg, war an beiden Abenden nicht zu beneiden. Er wurde ausgebuht, ausgelacht und niedergeschrien. Hepperle äußerte Verständnis und versuchte zu beruhigen.
Unbeantwortete Fragen
Gelungen ist es ihm nicht. Und das ist teils selbst verschuldet. Sowohl in Hemmingen als auch in Großbottwar gelang es den Akteuren nicht, über Versäumnisse hinwegzutäuschen oder sie – noch besser – einzugestehen. An beiden Abenden ließen sie viele Fragen unbeantwortet. An beiden Abenden blieben sie die Methodik, mit der die Kriterien für die Standortauswahl bewertet wurden, schuldig. Stattdessen wurde auf ein Gutachten vertröstet, das längst vorliegt, aber erst nächste Woche auf einer Homepage eingestellt werden soll. Transparenz geht anders. Fast schon frech ist darüber hinaus das Winken mit einer Ortsumfahrung als Bonbon fürs erwünschte Abnicken des Projektes.
Vor fünf Jahren wurde ein auf 4,5 Hektar angelegtes Gewerbegebiet an der Autobahn sowohl vom Kreis als auch vom Regierungspräsidium abgelehnt. Das würde die Landschaft als Erholungsraum zerstören, so die damalige Argumentation. Und jetzt soll eine 45 Hektar große Erddeponie die ökologisch wertvolle Landschaft des Bottwartales nicht zerstören? Klar ist: Wir alle produzieren Müll und sind mit dafür verantwortlich, wie viel Bauschutt und wie viel nicht recycelbare Abfälle entstehen. Am Bedarf von Deponien gibt es keinen Zweifel. Allerdings muss die Entsorgung regionaler gedacht werden. Die SPD in der Region hat einen entsprechenden Antrag eingebracht. Es braucht einen neuen Suchlauf und es braucht Transparenz.
An Aufregung wird es in nächster Zeit auch im an sich beschaulichen Kornwestheim fehlen. Da steht – voraussichtlich im Juni 2023 – eine OB-Wahl an. Und die dürfte spannend werden. Falls Ursula Keck ein drittes Mal kandidiert, aber auch wenn sie nicht mehr antritt. Auf Rückhalt im Ratsgremium kann sie jedenfalls nicht zählen. Das ist nach dieser Woche klar. Drei von vier Fraktionen wenden sich ab und lassen ihre Chancen auf einen Sieg schwinden. Zumal, wie jetzt bekannt wurde, ein erster potenzieller Bewerber, ein Bürgermeister-Kollege aus Gaildorf, seine Fühler bereits in der Stadt ausstreckt.