Im Cinemaxx im SI-Centrum war großes Kino: Mit ohrenbetäubendem Lärm haben etwa 450 Fans – fast nur Männer – Boxlegende Mike Tyson gefeiert. So viel Muskelmasse wie im Publikum, meinte ein Besucher, habe er noch nie gesehen.
Stuttgart - Um die 300 Euro haben die Karten für einen denkwürdigen Auftritt gekostet. Der Logistik-Unternehmer Stephan Hewel aus Ditzingen saß am Samstagabend in Reihe sieben im größten Saal des Möhringer Cinemaxx-Kinos. Hewel ist ein großer Boxfan und mit Wladimir Klitschko befreundet. Mike Tyson, der in Stuttgart seine „wahre Geschichte“ erzählen wollte, ist für ihn „neben Ali ein einzigartiger Champ“, den er in einer Reihe mit den Klitschkos einstuft. Nach diesem Abend mit extrem hohem Lärmpegel sagt Hewel nun: „Mike Tyson ist eine arme Sau.“
Im Grunde habe sich nichts geändert, findet der Unternehmer. „Tyson ist eine Marionette geblieben“, sagt er, „der sein Leben fremdbestimmt führen muss.“ Neues habe der einstige Skandalboxer bei dieser dreistündigen Veranstaltung im Gespräch mit dem Moderator nicht aus seinem Leben erzählt. Besonders habe der „Ohrenbeißer“ hervorgehoben, in seiner Karriere finanziell immer wieder alte Freunden unterstützt zu haben, mit der einst auf der Straße geboxt hat.
Pressevertreter müssen draußen bleiben
Das Management von „Iron Mike“ hat entschieden, auf der Österreich- und Deutschland-Tour keine Fotografen und keine Journalisten zu akkreditieren. Zu groß wird wohl die Gefahr eingeschätzt, der Boxer mit dem Tattoo über der rechten Gesichtshälfte könne einen schlechten Tag haben und Unüberlegtes sagen. Stephan Hewel, der vor zehn Jahren die Babbelrunde gegegründet hat, in der sich etwa 300 Unternehmer des Landes austauschen und für Soziales spenden, fasst den Abend wie folgt zusammen: „95 Prozent Männer, 100 Prozent Muskelmasse und eine Stimmung wie bei einem VfB-Sieg über Bayern – standing ovations und minutenlanger Krach.“
Autogramme für Behinderte
Über Charisma verfügt der 51-Jährige wohl noch immer. „Wenn er den Saal betritt, ist man tief berührt“, berichtet Hewel. Es gefiel ihm, dass Mike Tyson nicht immer den Anweisunngen seines Managements gefolgt sei. „Er hat behinderten Besuchern, die am Rande saßen, Autogramme gegeben und sich für sie Zeit genommen“, sagt der Unternehmer. Dabei hieß es offiziell, der Superstar werde „aus Zeitgründen“ keine Autogrammwünsche erfüllen. Beim Gespräch mit dem Moderator sei Tyson aber „apathisch“ gewesen. Man habe oft den Eindruck gehabt, er sei „irgendwo anders“.
Etwa 50-köpfig soll der Begleittross von „Iron Mike“ sein – viele Security-Männer sind dabei und attrajtuve Nummerngirls, die (ohne Nummernschilder) die Besucher zu ihren Plätzen geleiten. Wie nötig der einstige Champ das Geld habe, sei bei der anschließenden Versteigerung augenfällig geworden. Unter den Hammer kamen Plakate und Gegenstände aus der Karriere von Tyson – allein dabei kamen etwa 10 000 Euro zusammen. Wie zu hören ist, sind in Stuttgart an diesem Abend 130 000 Euro eingenommen worden. Was davon wohl der Ex-Champ erhält?