Das Neue Schloss in Rechberghausen ist heute das Rathaus. Beim Tag des offenen Denkmals wurde seine Geschichte lebendig. Foto: Staufenpress

Beim Tag des offenen Denkmals öffneten historische Gebäude im Kreis Göppingen ihre Tore für die Öffentlichkeit. Es gab auch Einblicke in meist unzugängliche Bereiche.

Kreis Göppingen - Es ist schon etwas Besonderes, wenn Menschen an einem wunderschönen Sonntagnachmittag ins Rathaus gehen und dabei nicht etwa amtliche Termine wahrnehmen, sondern einer Einladung der Gemeindeverwaltung folgen, um sich mit der Geschichte des Gebäudes auseinanderzusetzen. Diese Gelegenheit bot sich der Öffentlichkeit am Sonntag, als das Rechberghäuser Schloss am Tag des offenen Denkmals seine Türen zur Besichtigung öffnete. Das „Neue Schloss“ ist dieses Jahr 300 Jahre alt und beherbergt inzwischen das Rathaus.

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Dies geschah im Rahmen der bundesweiten Aktion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Öffnung von etwa 3670 Denkmälern seit 1993 jährlich am zweiten Sonntag im September koordiniert. Der Bürgermeisterin von Rechberghausen, Claudia Dörner, und ihrem Team war es dabei wichtig, „dass das Rathaus sich für die Besucher von einer Seite zeigt, die sie sonst nicht sehen“. Die Kulturbeauftragte Olga Arendt betonte: „Mit dem heutigen Tag möchten wir insbesondere das Schloss würdigen und jetzt schon auf die im nächsten Jahr stattfindende 777-Jahrfeier der Gemeinde einstimmen“. Ihr ist es ein Anliegen, dass Zeitzeugen ihr Wissen um das geschichtlich außergewöhnliche Gebäude noch zu Lebzeiten einbringen können.

Mehr als 100 Gäste im Rathaus von Rechberghausen

Über 100 Gäste verfolgten mit großem Interesse das informative und unterhaltsame Nachmittagsprogramm: Bereits am Eingang empfingen Bruno Seng und seine Helfer vom Apfelsaftverein Rechberghausen die Besucherinnen und Besucher mit einer Verkostung von Äpfeln und Apfelsaft. Der seit Frühjahr tätige Archivar Martin Paule markierte den Weg durch das mächtige Gebäude, den umfangreiche historische Informationen auf Wandtafeln begleiteten.

Auch andere historische Gebäude waren zu besichtigen, in Göppingen zum Beispiel der Behnisch-Bau des Hohenstaufen-Gymnasiums und das Boehringer-Areal. Auf dem ehemaligen Industriegelände begrüßte OB Alex Maier die Besucherinnen und Besucher, und Vertreter des Architekturbüros Rustler/Schriever stellten ihren Wettbewerbsentwurf für die Neugestaltung des Boehringer-Areals vor. Ein Rundgang ermöglichte weitere Einblicke, und als Besonderheit gab es einen Blick in die alte Gießereihalle.

Tag des offenen Denkmals – eine europäische initiative

Erfolg
Bereits 1993, im ersten Jahr, öffneten in 1200 Kommunen 3500 Denkmale ihre Türen. Zwei Millionen Besucher kamen damals bundesweit. Im Jahr 2015 beteiligten sich in Deutschland über 2700 Kommunen mit mehr als 7500 Denkmalen, die jährlich von rund vier Millionen Besuchern bewundert werden.

Geschichte
1984 rief der französische Kulturminister Jack Lang in Frankreich einen Tag der offenen Tür in historischen Gebäuden ins Leben. Wegen der großen Resonanz in der Bevölkerung folgten in den nächsten Jahren weitere Länder dem Beispiel. 1991 griff der Europarat die Idee auf und rief offiziell die „European Heritage Days“ aus – damit erhielt das Event eine europaweite Reichweite.

Vor Ort
 Im Landkreis Göppingen waren das Schloss in Rechberghausen sowie das ehemalige Boehringer-Areal und der Behnisch-Bau des Hohenstaufen-Gymnasiums in der Stadt Göppingen zu besichtigen.