Franz Weikert und Reinhold Fischer kämpfen seit langem darum, dass das Schloss saniert wird. Foto: Faltin

Das Schloss Horn in Göggingen auf der Ostalb ist seit seiner Errichtung vor 250 Jahren nie umgebaut worden – doch der Schatz verfällt.

Göggingen - Wer das Schloss Horn bei Göggingen auf der Ostalb betritt, merkt sofort: Hier ist, trotz der sichtbaren Vergänglichkeit allenthalten, die Zeit stehen geblieben. Herzlich willkommen im Barock. In der Küche wölbt sich noch der riesige Rauchfang über den Herd. Im ersten Stock liegen versteckt zwei Klo-Nischen, deren Rohre aber längst ins Nirgendwo führen. Das Foyer ist mit edler Solnhofer Platte ausgekleidet, alle barocken Türen und Fenster sind noch da, mit Pathetik führt die herrschaftliche Treppe nach oben. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die Herren von Schwarzach einst dort in der Beletage ihre Gäste empfangen haben.

Auch das Landesamt für Denkmalpflege betont die außergewöhnliche Authentizität des Schlosses. Und es sei „einer der wenigen vollständigen Landschlossneubauten des 18. Jahrhunderts in der Region“ und ein idealtypisches Beispiel eines niederadligen, ursprünglich reichsritterlichen Adelssitzes. Nur: Seit 50 Jahren wird das Gebäude nicht mehr genutzt, ein Wasserschaden hat tiefe Löcher in die Decken gerissen, an den Fenstern regnet es herein, in den Nischen nisten die Vögel.

Dem Eigentümer fehlt die zündende Idee

Seit Jahren kämpft der frühere Lehrer Reinhold Fischer aus dem Nachbarort Schechingen darum, dass das Schloss Horn nicht irgendwann ganz zerschunden ist. Der Baukonstrukteur Franz Weikert und der Kunsthistoriker Elmar Schmid unterstützen ihn. Doch die häufige Konstellation – ein böser tatenloser Investor auf der einen Seite, eine gute aufgebrachte Bürgerinitiative auf der anderen – gilt hier nicht. Der Besitzer, Rolf Fuhrmann aus Winnenden (Rems-Murr-Kreis), hat Franz Weikert gleich einen Schlüssel übergeben, so dass die Bürger jederzeit ins Schloss können. Und er wäre sogar froh, wenn sie ihm dabei helfen könnten, das Schloss zu retten.

„Die Substanz des Gebäudes ist nicht das Problem“, sagt Fuhrmann, der sich mit seiner Firma auf die Sanierung denkmalgeschützter Häuser spezialisiert hat. „Da hatten wir schon viel schwierigere Fälle.“ Vielmehr fehlt die zündende Idee, wie das Schloss genutzt werden könnte. Seit 17 Jahren gehört ihm Horn, heute räumt er ein: „Beim Kauf war mir nicht bewusst, dass das so eine harte Nuss werden würde.“

Der kleine gleichnamige Ort Horn liegt eben sehr abgelegen. Zudem sind die früher zum Rittergut gehörenden Wirtschaftsgebäude heute in anderem Besitz, so dass rund um das Schloss selbst wenig Platz ist; das vereitelt viele Nutzungen. Als Sitz des Rathauses eignet sich Horn auch nicht – erstens könnte die kleine Gemeinde mit 2500 Einwohnern die Investition von bis zu zwei Millionen Euro unmöglich schultern, und zweitens wäre dafür das Schloss wieder viel zu groß: „Die Verwaltung besteht aus vier Mitarbeitern“, sagt der Bürgermeister Walter Weber. Auch das Landratsamt ist ratlos – die Denkmalschützer dort lassen Fuhrmann ziemlich in Ruhe. Reinhold Fischer und Franz Weikert ärgern sich dagegen, dass der Besitzer nicht mehr tut, um Horn gegen den Verfall zu sichern.

Axel Dünnwald-Metzler hat das Schloss einmal gehört

Überlegungen, das Schloss zu vermarkten, gab es genug. In den 1950er Jahren hat die Stuttgarter Industriellenfamilie Metzler das Anwesen erworben. Axel Dünnwald-Metzler, der ehemalige Präsident der Stuttgarter Kickers, wollte ein Hotel mit Golfplatz daraus machen und hatte schon den Dachstuhl erneuert – das ist der einzige nennenswerte Umbau seit der Errichtung um 1760. Dann kam ein Reiterhof ins Gespräch. Doch die Landwirte, so Bürgermeister Weber, seien bei beiden Ideen nicht bereit gewesen, Äcker zu verkaufen.

Rolf Fuhrmann hat nun den Plan, dort ein Hospiz unterzubringen, aber auch das geht seit längerem nicht voran. Nächstes Jahr, so verspricht er, wenn einige andere Projekte abgeschlossen seien, wolle er sich intensiv um Schloss Horn kümmern: „Ich bin optimistisch, alles zu einem guten Ende zu führen.“ Reinhold Fischer und Franz Weikert hören die Botschaft wohl, allein, es fehlt der Glaube. Weikert war zuletzt in vielen Archiven und hat die Geschichte dieses „Niederadelsschlosses aus einem Guss“ recherchiert und dabei herausgefunden, dass der berühmte Baumeister Balthasar Neumann zumindest an den Plänen beteiligt gewesen sein muss. Weikert könnte sich ein überörtliches Museum vorstellen: „Das wäre finanzierbar.“ Er träumt von einem Mäzen, der Horn ins Herz schließt. Doch bisher vergebens – noch immer liegt Horn im ewigen Dornröschenschlaf.