Das Kavaliershäuschen Nummer 6 auf der Solitude soll im nächsten Jahr umfassend saniert werden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Mehr als ein Jahr, nachdem unsere Zeitung über das zerfallende Kavaliershäuschen Nummer 6 auf der Solitude berichtet hatte, hat das Land jetzt ein Sanierungskonzept entwickelt. Ein Abbruch scheint damit abgewendet.

Stuttgart - Was lange währt, wird endlich gut, wussten schon die alten Römer. Das gilt auch für das vom Zerfall bedrohte, denkmalgeschützte Kavaliershäuschen Nummer 6 auf der Solitude. Mehr als ein Jahr nachdem unsere Zeitung über das marode Gebäude berichtet hatte, hat das Landesamt Vermögen und Bau, das dem Finanzministerium untersteht, nun ein Sanierungskonzept für das Häuschen vorgelegt. Ein Abriss des Gebäudes – 2009 mussten wegen Instabilität der tragenden Holzkonstruktion infolge Fäulnis zwei der insgesamt 14 um das Schloss Solitude herum gruppierten Häuser abgebrochen und originalgetreu wiederhergestellt werden – ist damit offenbar endgültig vom Tisch.

Lange hatten sich die Experten des Landesamts mit ihrer Expertise Zeit gelassen. Nun steht fest: Die Sanierungsarbeiten sind relativ umfangreich. Nach Angaben der Pressestelle des Finanzministeriums müssen unter anderem schadhafte Bauteile der Holzkonstruktion an Fassaden, Decken und dem Dach repariert oder gegebenenfalls ausgetauscht werden. Gleiches gilt für die Fenster.

Das Häuschen wird zudem einen Verputz erhalten und bekommt auch im Inneren neue Böden und einen neuen Anstrich. Außerdem wird die Haustechnik komplett erneuert. Weil das Kavaliershäuschen, das seit längerem unbewohnt war, unter Denkmalschutz steht, muss die Sanierung in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden erfolgen. „Von der Bewertung hängt ab, wann und wie wir loslegen können und was es kostet“, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums. Wenn alles gut laufe und der Denkmalschutz sein Einverständnis gebe, könnte die Instandsetzung im kommenden Jahr beginnen. Bei der Kostenkalkulation ist das Ministerium zurückhaltend. „Wir hoffen, dass wir unter einer Million Euro bleiben“, so der Sprecher. Allerdings wäre es nicht überraschend, wenn im Zuge der Sanierung noch weitere, bisher nicht entdeckte Schäden auftauchen würden, die das Projekt verteuern könnten.

Finanzministerium hofft, dass Kosten unter einer Million Euro bleiben

Die Kavaliershäuschen dienten zu Zeiten des Herzogs Carl Eugen als Unterkünfte für dessen Hofstaat. Heute sind sie exquisites Domizil für besonders begabte und verdiente zeitgenössische Kunstschaffende und Stipendiaten der Akademie Solitude. Die idyllisch gelegenen Unterkünfte im Grünen sind sehr begehrt: Das Finanzministerium führt eine Warteliste interessierter Mieter. Schon der junge Friedrich Schiller gehörte einst zum erlauchten Kreis derer, die auf der Solitude Quartier nahmen. In späteren Jahren residierten dort unter anderem der 1973 verstorbene Chef der Stuttgarter Ballettkompanie John Cranko, der frühere Stuttgarter Schauspielchef Friedrich Schirmer oder der einstige Opernintendant Klaus Zehelein.