Nach einem teilweisen Einsturz im Januar sichert eine Holzkonstruktion die historische Stadtmauer von Oberriexingen. Bald soll sie aufwendig saniert werden. Foto: factum/Granville

Die historische Stadtmauer in Oberriexingen wird umfassend saniert, nachdem die Anlage bei Bauarbeiten im Januar schwer beschädigt worden ist. Eigentlich wollte der Gemeinderat die Mauer deshalb abreißen – doch das Denkmalamt des Landes hat andere Pläne.

Oberriexingen - Kriege und Katastrophen hat die Stadtmauer von Oberriexingen in den sechs Jahrhunderten ihres Bestehens überlebt – und nun auch ihren eigentlich schon beschlossenen Abriss. Denn entgegen eines früheren Gemeinderatsentscheids wird das mittelalterliche Mauerwerk nun doch auf seiner kompletten Länge saniert und nicht teilweise abgebrochen, wie die Kommunalpolitik noch im April bestimmt hatte.

Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) wollte dem avisierten Teilabriss nicht zustimmen, weshalb sich die Stadtverwaltung, die Denkmalexperten und die Gemeinderäte noch einmal zusammensetzten. Ergebnis der Sondersitzung: Die Räte stimmen nun einer Sanierung zu.

Nötig geworden ist diese auch durch einen spektakulären Unfall am Anfang des Jahres, der einen Großeinsatz von Technischem Hilfswerk (THW) und der Feuerwehr nach sich zog. Am 8. Januar war beim Abriss einer Scheune und eines Wohnhauses direkt neben der Mauer ein Gewölbekeller eingestürzt. Ein Teil der Stadtbefestigung brach heraus, das ganze Bauwerk drohte einzustürzen und musste von rund 60 Helfern des THW in einem 24-stündigen Einsatz gesichert werden. Die Mitarbeiter konnten den Einsturz der Mauer schließlich verhindern. Seither stützt eine Konstruktion aus Holzbalken das Gestein.

Eigentlich wollte der Gemeinderat einen Teil der Mauer abreißen

Die jetzt beschlossene Sanierung wird die Stadt wohl eine beträchtliche Summe kosten. Eine erste Kostenschätzung aus einer Zeit vor dem Unfall belief sich auf 100 000 Euro. Die Summe werde nun wohl deutlich überschritten, sagt der Bürgermeister Frank Wittendorfer.

Das LAD stützt seine Haltung vor allem auf die Expertise eines hinzugezogenen Statikers. Der hatte herausgefunden, dass die Anlage nicht abgerissen werden muss, anders als ein Experte, der von der Stadt beauftragt worden war und beschieden hatte, dass der beschädigte Teil der Stadtbefestigung nicht mehr gerettet werden könne. Beim Denkmalamt sei man durch die neue Expertise zu dem Schluss gekommen, dass eine Erhaltung „wirtschaftlich zumutbar“ und „technisch möglich“ sei, teilt Frank Wittendorfer mit.

Der Auftrag ihres Amtes sei generell, denkmalgeschützte Objekte zu erhalten, erklärt Marie Schneider vom LAD. Daher habe man sich dafür ausgesprochen, die Mauer an Ort und Stelle denkmalgerecht zu sanieren. „Das bedeutet zum Beispiel, dass der historische Mauerverband und der Mörtel erhalten bleiben.“ Viele Stadtmauern seien allein aufgrund ihres Alters und ihrer Bedeutung für die Stadtgeschichte erhaltenswert – so auch die in Oberriexingen. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde also in der Zeit zwischen den Jahren 1400 und 1450 erbaut.

Stadt will Schadenersatz von Baufirma

Dem Willen des Denkmalamtes folgen die Oberriexinger nun – allerdings gibt es nach wie vor Stimmen, die eine Sanierung für zu teuer und aufwendig halten. Der Bürgermeister Wittendorfer versucht, diplomatisch zu bleiben: „Ich akzeptiere die Haltung des Denkmalamtes.“ Allerdings fügt er hinzu: „Es ist schon sehr viel Geld, das hier eingesetzt werden muss.“

Einen Teil der Ausgaben könnte sich die Stadt von dem Bauunternehmen zurückholen, das für den Beinahe-Einsturz im Januar verantwortlich ist. Auch die Kosten für den Großeinsatz der Retter könnten der Firma noch in Rechnung gestellt werden. Derzeit prüft das Rathaus jedenfalls Schadenersatzansprüche. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten an der Mauer im kommenden Jahr beginnen.