Der Unterstand kann nun für Veranstaltungen genutzt werden. Foto: Stadt Steinheim

Der historische Unterstand für Wengertschützen im Höpfigheimer Gewann Gauchenberg wurde saniert. Damit konnte ein altes Kulturgut gerettet werden.

Steinheim - TV-Sendungen, in denen heruntergekommene Häuser aufgemöbelt und dann den entzückten Besitzern vorgeführt werden, haben im Fernsehen Hochkonjunktur. Vielleicht sollte ein Kamerateam für eine Folge mal in den Höpfigheimer Weinbergen vorbeischauen. Das Gebäude, das dort im Gewann Gauchenberg herausgeputzt wurde, kann zwar nicht bewohnt werden. Aber erstaunlich ist es dennoch, wie der vor einigen Monaten noch kläglich ausschauende historische Wengertschützenunterstand nach der Restauration im April und Mai wieder in frischem Glanz strahlt – und zu einem echten Hingucker geworden ist.

Keine unliebsamen Überraschungen bei der Sanierung

Der Steinheimer Bauamtsleiter Frank Fussenegger ließ das Projekt nun im Ausschuss für Technik und Umwelt Revue passieren, ging dort auf die Schlussabrechnung ein und vergaß dabei auch nicht auf die Zuschüsse vom Landesdenkmalamt und der Stiftung für Kultur und Denkmalpflege der Kreissparkasse hinzuweisen. Damit verbleibe bei der Stadt ein Eigenanteil von rund 26 000 Euro, berichtete Fussenegger. „Es gab keine bösen Überraschungen bei der Sanierung“, freute er sich.

Auch die Außenanlagen sollen umgestaltet werden

Ganz abgeschlossen ist das Vorhaben aber noch nicht. Im kommenden Frühjahr soll auch der Außenbereich umgestaltet werden, so Albrecht Leize, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössles und zur Pflege der Ortsgeschichte. Der Verein stelle dafür mehrere tausend Euro bereit. Außerdem sei dann eine feierliche Übergabe des sanierten Denkmals geplant, für dessen Instandsetzung sich der Verein starkgemacht hatte. „Der Unterstand lag Jahrzehnte im Dornröschenschlaf“, erklärt Leize. Vermutlich sei er zwischenzeitlich sogar von Füchsen oder Dachsen als Bau benutzt worden. Für zweibeinige Besucher war er in diesen Jahren indes gar nicht zugänglich und zu einem großen Teil mit Erde gefüllt.

Bei Führungen zu besichtigen

Nach der grundlegenden Renovierung kann das historische Kleinod bei Führungen in den Weinbergen ins Programm eingebaut werden. Der Abschluss solcher Rundgänge könne in dem Unterstand beispielsweise bei einer kleinen Weinprobe und einem Snack zelebriert werden, erklärt Leize.

Datierung ist unklar

Wann genau die neue Attraktion im Gewann Gauchenberg zwischen Marbacher Straße und Fichtenstraße einst gebaut wurde, ist unklar. Die Steinheimer Heimatpflegerin Helga Becker vermutet aber, dass das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt. Zweifelsfrei kann sie aus ihren Akten entnehmen, dass der Unterstand 1794 schon einmal auf Vordermann gebracht wurde. „Das bedeutet, dass er zu dem Zeitpunkt schon einige Jahre alt gewesen sein muss“, erklärt Becker.

Aufenthaltsraum für Schützen

Benötigt wurde das Kleindenkmal, wie der Name nahelegt, als Aufenthaltsraum für die Weinbergschützen, „die abgestellt waren, um die Trauben vor Vögeln und Dieben zu schützen“, erklärt Andrea Panitz, Pressereferentin beim Regierungspräsidium Stuttgart. „Der Weingärtnerunterstand in Höpfigheim ist ein charakteristisches Element der vom Weinbau geprägten Kulturlandschaft und dokumentiert die lokale Wirtschaftsgeschichte“, konstatiert sie. Solche Kleindenkmale seien „typisch für die vom Weinbau geprägte Landschaft am Neckar und an der Enz, einem Hotspot historischer Terrassenweinbergslagen“. Auch wenn die Unterstände inzwischen selten seien: völlig einzigartig sind die Höpfigheimer Exemplare – es gibt laut Heimatpflegerin Helga Becker noch einen zweiten auf der Gemarkung des Steinheimer Stadtteils – nicht. „In zahlreichen weiteren Terrassenweinbergen finden sich weitere Beispiele“, berichtet Andrea Panitz.