Die Landwirtschaft war in Denkendorf von großer Bedeutung. Dieses Bild von 1931 zeigt die vielen Helfer, die für die Heuernte notwendig waren. Foto: Horst Rudel

Ein neues Buch von Reinhard Mauz nimmt das Leben der Denkendorfer Bevölkerung unter der Klosterherrschaft im 16. Jahrhundert in den Fokus. Als Grundlage für seine Recherche diente Mauz das Statutenbuch des einstigen Probstes Bartholomäus Kaes.

Denkendorf - Die Geschichte Denkendorfs ist eng mit jener des ortsprägenden Klosters verknüpft. In Werken, die sich mit der Historie der Gemeinde befassen, gingen die Autoren bisher mehr auf das Leben und Streben der Mächtigen innerhalb der Klostermauern ein, als auf die damalige Situation der Bevölkerung. Deren Dasein wurde stark durch die Verpflichtungen und Zwangsabgaben bestimmt, welche ihr vom Probst auferlegt wurden. Der Denkendorfer Reinhard Mauz hat sich in den vergangenen fünf Jahren mit dieser Seite der Geschichte befasst und sie in dem Buch „Das Kaes’sche Statutenbuch von 1570 – ein Klosterdorf im 16. Jahrhundert“ niedergeschrieben.

Umgang mit Dorfbevölkerung war verboten

In der nachreformatorischen Zeit des Klosters Denkendorf war der Probst Bartholomäus Kaes eine wichtige Person. Denn nahezu der gesamte Besitz des Klosters war an das Herzogtum Württemberg gegangen. Um wieder zu Wohlstand zu gelangen, wurden deshalb die Bewohner Denkendorfs zu Abgaben und Diensten verpflichtet, die Kaes akribisch in seinem sogenannten Statutenbuch notierte. Dieses dokumentiert neben den materiellen klösterlichen Ansprüchen an die Bevölkerung auch das damalige Verhältnis der Klosterleute zu den Bauern im Dorf, den „armen Leuten“. Einen regen Kontakt und gleichberechtigten Austausch der beiden Lebenswelten habe es nicht gegeben, schreibt Reinhard Mauz. Tatsächlich sei beispielsweise schon den Klosterschülern ein Umgang mit der Dorfbevölkerung bei Strafe ausdrücklich verboten gewesen. Reinhard Mauz beschreibt außerdem die alten Gebräuche und Gewohnheiten des Klosters, die für die Denkendorfer Einwohner gegolten haben.

Ein dickes Lob vom Kreisarchivar

Das Buch ist an diesem Montag erschienen. Und schon jetzt gibt es von Manfred Waßmer, dem Direktor des Esslinger Kreisarchivs, ein dickes Lob: Die Recherchen von Reinhard Mauz seien „von besonderem, auch wissenschaftlichem und dauerhaftem Wert“. Und der Denkendorfer Pfarrer Rolf Noormann erklärt in seinem Grußwort, das Statutenbuch des evangelischen Probstes Bartholomäus Kaes scheine zwar „auf den ersten Blick“ aufgrund der vielen Namen und Daten „eine trockene Angelegenheit“ zu sein. Doch unter den Händen von Reinhard Mauz sei es zu einer „sprudelnden Quelle“ geworden.