Nach rund einem halben Jahr Untersuchungshaft erhält der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel erneut Besuch vom deutschen Botschafter in der Türkei. (Symbolbild) Foto: dpa

Wichtiger Tag für inhaftierte Deutsche in der Türkei: Deniz Yücel erhält Besuch vom deutschen Botschafter. Bei Mesale Tolu – eine Übersetzerin und Journalistin aus Neu-Ulm – steht eine Haftprüfung an.

Istanbul - Nach rund einem halben Jahr Untersuchungshaft erhält der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel erneut Besuch vom deutschen Botschafter in der Türkei. Martin Erdmann wollte Yücel nach Angaben des Auswärtigen Amts (AA) am Dienstag im Gefängnis Silivri westlich von Istanbul treffen, wo auch der deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner inhaftiert ist. Haftbesuche bei Steudtner sowie der Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu sind in den nächsten Tagen ebenfalls geplant. Im Fall Tolus stand am Dienstag zudem eine routinemäßige Haftprüfung an.

Steudtner und Tolu sind deutsche Staatsbürger, Yücel besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Alle sitzen wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Yücel, gegen den am 27. Februar Untersuchungshaft erlassen wurde, wird zudem Volksverhetzung vorgeworfen.

Mehrere deutsche Staatsbürger festgenommen

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland sind seit Monaten angespannt. Seit dem Putschversuch im Juli 2016 nahmen türkische Behörden nach AA-Angaben 22 deutsche Staatsbürger fest. Neun von ihnen sitzen derzeit noch in Haft.

Tolus Familie hofft mit der Haftprüfung auf Entlassung bis zum Prozessauftakt am 11. Oktober. Der Journalistin drohen wegen angeblicher Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation bis zu 15 Jahre Haft. Sie war am 30. April festgenommen worden, Anfang Mai wurde Haftbefehl erlassen. Zurzeit ist sie im Frauengefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakirköy inhaftiert. Ihr zweieinhalbjähriger Sohn ist mit ihr im Gefängnis.

Tolu wurde in Ulm geboren und hat ihren Hauptwohnsitz in Neu-Ulm. Sie arbeitete als Journalistin und Übersetzerin für die regierungskritische Nachrichtenagentur Etha in Istanbul. Die Etha-Internetseite ist in der Türkei seit 2015 per Gerichtsbeschluss gesperrt, die Agentur arbeitet aber weiter.