In Südeuropa ist die gefährliche Krankheiten übertragende Asiatische Tigermücke schon länger heimisch, seit einiger Zeit breitet sie sich auch in Deutschland aus. Foto: dpa/Ennio Leanza

In Baden-Württemberg ist die Tigermücke inzwischen in mehreren Regionen nachgewiesen worden. Was das für die Gesundheit der Menschen hierzulande bedeutet – und was jeder tun kann, um sich vor Mückenstichen zu schützen.

Eins steht fest: Die Männchen sind harmlos. Es sind die Weibchen bei den Stechmücken, die zur Bedrohung werden. In den letzten Jahren sind neue Mückenarten in Deutschland aufgetaucht, darunter die Asiatische Tigermücke. Manche der Neuankömmlinge sind nicht nur aggressiv und lästig, sondern können auch tropische Krankheiten übertragen. Doch wie wahrscheinlich ist das? Das sagen Experten.

Inhalt: 

  1. Wie gefährlich ist die Tigermücke?

  2. Wie stark ist die Tigermücke in BW verbreitet?

  3. Übertragen die Mücken auch hier tropische Krankheiten?

  4. Was, wenn man gestochen wird?

  5. Wie hoch ist das Risiko, nach dem Stich zu erkranken?

  6. Wie kann man sich schützen?

  7. Mücken verschicken – wie geht das?

Wie gefährlich ist die Tigermücke?

Ihr Ruf als „tödlichstes Tier der Welt“ eilt ihr voraus. So hatte sie Microsoft-Gründer Bill Gates 2014 („The deadliest animal in the world“) genannt. Die schwarz-weiß-gezeichnete Asiatische Tigermücke ist potenzielle Überträgerin verschiedener Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren und infolge des Klimawandels zunehmend auch in Mitteleuropa anzutreffen. Die Krankheiten, die durch diese Viren verursacht werden, sind in Deutschland bislang nicht verbreitet, die entsprechenden Erreger werden jedoch immer wieder von Reiserückkehrern eingeschleppt. 

Dann kann es zu einem typischen Infektionskreislauf kommen: Die infizierten Menschen dienen den bislang nicht infizierten Mücken als Reservoir, um das Virus weiterzutragen. Und zwar unendlich oft. Denn eine infizierte Mücke kann das Virus für den Rest ihres Lebens übertragen. Die Tigermücke ist eine aggressive Mücke, die auch tagsüber sticht – und nicht nur in der Dämmerung. Sie gilt als schlechter Flieger, hält sich gewöhnlich eher in Bodennähe auf.

Wie stark ist die Tigermücke in BW verbreitet?

Nach Aussagen des Landesgesundheitsamtes wurden in den vergangenen Jahren in mehreren Städten in Baden-Württemberg Populationen von Tigermücken nachgewiesen und bekämpft: Heidelberg, Weinheim, Karlsruhe, Landkreis Lörrach und Freiburg. Zusätzlich gab es diverse Eigelege entlang der A5, insbesondere auf Raststätten und Campingplätzen. Neue Gebiete kommen regelmäßig hinzu, wie im Jahr 2020 in Stuttgart, Korntal-Münchingen, Kernen im Remstal, sowie in Hockenheim. Gerne wird die Tigermücke in Kleingartenanlagen oder auf Campingplätzen heimisch – überall dort, wo kleinere und größere, natürliche und künstliche, Wassergefäße zur Eiablage zur Verfügung stehen. Auch städtische Wohngebiete mit Gärten sind attraktiv.

Übertragen die Mücken auch hier tropische Krankheiten?

Wissenschaftler geben in einem Artikel im Fachmagazin „Royal Society Open Science“ an, dass die Asiatische Tigermücke in den 70er Jahren nach Europa eingeschleppt wurde und inzwischen in mehr als 20 Ländern des Kontinents vertreten ist. Bislang gab es in Deutschland keinen bekannten Fall von tropischen Krankheiten, die von Tigermücken übertragen worden sind. In benachbarten Ländern allerdings schon.

In Südfrankreich zum Beispiel wurden mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es etwa auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits. Seit einigen Jahren gibt es aus dem Osten Deutschlands auch Meldungen von Menschen, die sich mit dem West-Nil-Virus angesteckt haben: Diese Erreger wurden allerdings nicht von Tigermücken übertragen, sondern von der heimischen Hausmücke.

Was, wenn man gestochen wird?

Der Stich einer Tigermücke ähnelt dem einer normalen Stechmücke: Die betroffene Hautstelle rötet sich und beginnt zu jucken. Treten allerdings drei bis sieben Tage nach dem Mückenstich plötzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, und vor allem sehr starke Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären zu lassen.

Wie hoch ist das Risiko, nach dem Stich zu erkranken?

Wie die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) aktuell mitteilt, müsse man sich im Hinblick auf Tropenkrankheiten derzeit keine Sorgen machen: Viren in den Tigermücken könnten sich nur bei sehr warmen Tagen und Nächten vermehren. „Vor dem Sommer passiert in der Richtung erst mal nichts“, teilte eine Sprecherin mit. Die Wahrscheinlichkeit für einen tropischen Krankheitsfall, der von eine Tigermücke übertragen wird, sei in Deutschland weiter sehr gering.

Wie kann man sich schützen?

Da es gegen einen Teil der tropischen Erkrankungen wie dem West-Nil-Virus oder dem Chikungunyafieber keine Impfung gibt, empfiehlt das Centrum für Reisemedizin als Prophylaxe ausdrücklich, bis in den Herbst einen effizienten Mückenschutz anzuwenden. Dazu gehören mückenabweisende Sprays, Moskitonetze und langärmlige Hemden und Hosen. Seit Dezember 2022 ist in der EU ein neuer Lebendimpfstoff gegen das Dengue-Fieber für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren zugelassen. Er schützt vor der Infektion, aber auch vor einem schweren Verlauf mit Krankenhausaufenthalt. Der Impfstoff ist seit Mitte Februar 2023 in Deutschland verfügbar.

Mücken verschicken – wie geht das?

Um die Mücken bekämpfen zu können, versuchen Wissenschaftler herauszufinden, welche Arten wo verbreitet sind. Dabei hilft ihnen auch der sogenannte Mückenatlas, an dem sich jeder beteiligen kann: Mücke unversehrt einfangen, zum Beispiel mit einem Glas. Dann die Mücke einfrieren, in einer Streichholzschachtel verstauen und verschicken. Auf der Webseite des Mückenatlas (https://mueckenatlas.com/mueckenjaeger-werden/)findet man ein Formular zum Ausdrucken, auf dem Fangdatum, Fangort und die eigenen Kontaktdaten notiert werden können. Sowohl die Mücke als auch das Formular per Post an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung schicken, Stichwort „Mückenatlas“, Eberswalder Str. 84m, 15374 Müncheberg.