Nicht alle sind mit den Corona-Maßnahmen einverstanden, wie hier bei einer Demo im August in Dresden. Foto: dpa/Fabian Strauch

An diesem Freitag werden Gegner der Corona-Maßnahmen in Filderstadt wieder bei einem Spaziergang plus Kundgebung demonstrieren. Derweil formiert sich im Netz wie auch auf der Straße der Widerstand gegen die Veranstaltung.

Bonlanden - „Gemeinsam für unsere Rechte“: So lautet das Motto einer Veranstaltungsreihe, die an diesem Freitag, 19. Februar, in Bonlanden ihre dritte Auflage finden wird. Um 18 Uhr werden sich einmal mehr am Brunnen an der Metzinger Straße mutmaßliche Sympathisanten der Querdenker-Bewegung und Gegner der Corona-Maßnahmen zusammenfinden. Bereits an den beiden Freitagen zuvor haben sie sowohl bei einer Kundgebung als auch einem Spaziergang protestiert.

Auf Videos der jüngsten Demo sind „Corona-Diktatur“-Sprechchöre zu hören. Etwa 50 Menschen sollen zuletzt teilgenommen haben. Die Zahl soll sich binnen einer Woche etwa verdoppelt haben, heißt es von mehreren Seiten.

Trotz der recht geringen Personenzahl formiert sich Widerstand. Die Linke, die SPD, die Initiative Antifaschistische Filder sowie Fridays for Future Filderstadt planen eine Gegendemo. Das bestätigt Anil Besli, der Linke-Landtagskandidat im Wahlkreis Nürtingen. Von Bürgern seien Tipps eingegangen, wonach einzelne Nahestehende rechts gerichteter und rechtsextremer Parteien die Veranstaltung unterstützten. Man wolle Kritikern der Corona-Maßnahmen oder Impfgegnern nicht ihre Meinung streitig machen, betont die SPD-Sprecherin und -Regionalrätin Ines Schmidt, „es ist immer ein Pro und Contra, das muss man aushalten können“. Jedoch wolle man gegen „extreme Tendenzen“ Flagge zeigen.

Die Gegendemo beginnt früher

Es lägen konkrete Hinweise vor. Grundsätzlich gilt: Die Organisationsstrukturen von „Querdenken 711“ und seiner regionalen Ableger im Land werden vom baden-württembergischen Verfassungsschutz beobachtet, nachdem Anhaltspunkte für eine extremistische Bestrebung festgestellt wurden.

Die Gegendemo soll bereits ab 17.45 Uhr schräg gegenüber stattfinden. Beide Veranstaltungen sind angemeldet und genehmigt, bestätigt der Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing, „die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut“. Man werde sich mit der Polizei abstimmen. Er betont: Beide Seiten seien bislang in der Stadt nicht negativ aufgefallen. Die Person, die den Spaziergang veranstaltet, will dennoch keinesfalls ihre Identität enthüllt wissen. Eine Anfrage unserer Zeitung wird mit eher harschen Worten quittiert. Warum diese Ablehnung? Darauf gibt es keine Antwort. Nur so viel: Journalisten würden „selten wahrheitsgemäß berichten“. Weitere Leute, die sich öffentlich für die Spaziergänge starkmachen, sind auf Anfrage höflich, aber zurückhaltend. Die Aussagen bleiben vage.

Welche Ansichten vertreten sie?

Persönlich sei man mit niemandem von Querdenken bekannt, heißt es. Man gehe friedlich für seine Rechte auf die Straße, mit dem rechten Spektrum habe man nichts am Hut. Die Person, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, spricht von „ganz normalen Bürgern“, die zu den Spaziergängen kommen. Welche Ansichten vertreten sie? In der Masse kann diese Frage freilich nicht beantwortet werden. Eine Facebook-Recherche gibt Aufschluss. Auf einzelnen Profilen von Personen, die sich augenscheinlich von den Treffs angesprochen fühlen, geht es neben ganz banalen Dingen überproportional oft um Todesopfer unter Geimpften, die Abneigung gegen das Impfen oder Enthüllungen. Auch Beiträge über die „gleichgeschaltete Medienlandschaft“ und AfD-Meldungen werden mitunter geteilt. Auf einem Profil waren bis zuletzt Beiträge mit coronaleugnerischen, asylfeindlichen und antisemitischen Inhalten öffentlich einsehbar.

Deutlich größer scheint indes die Zahl derer, die die Spaziergänge ablehnen. Bei Facebook verulken viele User die Veranstaltung und ihre Teilnehmer, etliche Menschen distanzieren sich mit deutlichen Worten davon. Bereits vergangene Woche fanden sich einzelne Gegendemonstranten in Bonlanden ein, bestätigt Anil Besli. Er spricht von Privatpersonen. Die Linke werde nun aufrufen, sich zu beteiligen.