Große Videoprojektionen schmückten am Montag unter anderem Gebäude am Alexanderplatz. Foto: AP/Michael Sohn

Videoprojektionen, Kunstinstallationen und Diskussionsrunden: In Berlin haben die Festlichkeiten anlässlich des Mauerfalls vor 30 Jahren begonnen. Erwartet werden etwa eine Million Besucher.

Berlin - Berlin erinnert eine Woche lang an den Mauerfall vor 30 Jahren - und diskutiert zugleich über die Gegenwart. Den Auftakt der Feierlichkeiten, zu denen auch eine kritische und nachdenkliche Reflexion der jüngeren deutschen Geschichte gehören soll, bildete am Montag eine Veranstaltung auf dem Alexanderplatz. Dort hatten am 4. November 1989 - also wenige Tage vor Öffnung der Grenzen am 9. November - Hunderttausende DDR-Bürger für Meinungsfreiheit und Demokratie demonstriert. Nun ließ eine Videoprojektion und eine Performance den historischen Tag wieder lebendig werden. Eindrücke der Feierlichkeiten sehen Sie in unserer Bildergalerie.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erinnerte an den Mut der Demonstranten von damals. Vor diesem Hintergrund müsse heute von Berlin als Stadt der Freiheit das Signal ausgehen: „Wir kämpfen gegen jede Form der Ausgrenzung.“

„Auf diesem Platz ist hunderttausendfache Hoffnung versammelt.“

Bis zum 9. November stehen in der Hauptstadt rund 200 Veranstaltungen an Orten der friedlichen Revolution 1989 auf dem Programm. Am Brandenburger Tor gibt es seit Montag eine Kunstinstallation aus rund 30 000 Zetteln mit Visionen, Wünschen und Botschaften von Menschen. Die daraus geknüpfte, 150 Meter lange „Freiheitswolke“ ist über der Straße des 17. Juni aufgespannt und war am Abend hell erleuchtet. Besucher hielten den Moment auf Fotos fest. Die Installation soll an Transparente von Demonstrationen aus dem Herbst 1989 erinnern.

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Im Abgeordnetenhaus diskutierten am Abend Demonstrationsteilnehmer von damals über die friedliche Revolution. Dabei wurde die DDR-Oppositionelle und spätere Chefin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler, in einem kurzen Filmausschnitt an ihre Rede auf dem Alex erinnert. Sie sagte seinerzeit: „Auf diesem Platz ist hunderttausendfache Hoffnung versammelt.“

Aus Aufbruchstimmung wird Sorge

Anders als bei früheren Mauerfall-Jubiläen entschied sich Berlin wegen der veränderten Stimmung in Deutschland dieses Mal für ein dezentrales Konzept. Aus einstiger Aufbruchstimmung sei Sorge um den Erhalt der Demokratie geworden, hatte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) jüngst gesagt.

Die Kosten des Jubiläumsprogramms hat der Berliner Senat mit rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Etwa eine Million Besucher werden nach Angaben von visit Berlin, der Tourismus-Marketing-Gesellschaft, zu den Feierlichkeiten erwartet.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der „Berliner Zeitung“ sind 87 Prozent der Berliner froh, dass es die Trennung nicht mehr gibt. 42 Prozent der Befragten meinen aber, dass die Wiedervereinigung zu schnell ging.

Mindestens 140 Menschen starben an der Mauer

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 dauerte die deutsche Teilung mehr als 28 Jahre. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen starben an der Mauer mindestens 140 Menschen durch das DDR-Grenzregime. An einer Studie, wonach an der deutsch-deutschen Grenze mindestens 327 Menschen ums Leben kamen, waren zuletzt Zweifel aufgekommen.

Einen Einblick in die verschiedenen Licht- und Klanginstallationen in Berlin sehen Sie in diesem Video: