Demo für Atomausstieg Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Am Sonntag und am Montag haben in Stuttgart Atomkraftgegner gegen eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken demonstriert und für die Beibehaltung des Atomausstiegs geworben.

Damit hatte kaum einer gerechnet. Dass es in Deutschland noch einmal eine Debatte gibt, den Atomausstieg zu verschieben, war bis vor einigen Monaten kaum vorstellbar. Doch nun wird darüber diskutiert. „Wir werden wieder streiten müssen“, meinte Helge Bauer von „ausgestrahlt“. Der Verein mit Sitz in Hamburg hatte am Sonntag zu einer Kundgebung auf den Schlossplatz eingeladen, um für die Beibehaltung des Atomausstiegs zu werben. Am Montag wurde darüber hinaus vor dem Landesumweltministerium demonstriert und der dort ansässigen Atomaufsicht ein offener Brief übergeben.

Erinnern an Sicherheitslücken in Atomkraftwerken in Frankreich

Als Vertreter örtlicher Organisationen sprachen am Sonntag Jörg Schmid vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN), Peter Pipiorke von den Naturfreunden Radgruppe Stuttgart und Matthias Pfaff vom Klima und Umweltbündnis Stuttgart (KUS). Die Redner betonten, dass Atomenergie weder sicher noch günstig sei. Jörg Schmid zählte einige Unfälle auf, die katastrophale Folgen hatten. „Alle diese Unfälle haben uns die Gefährlichkeit der Atomenergie vor Augen geführt“, sagte er. Auch in deutschen Atomkraftwerken bestehe die Gefahr einer Kernschmelze. Ferner sei die Frage der Endlagerung des Atommülls weiter ungeklärt. Peter Pipiorke kritisierte während seiner Rede die aus seiner Sicht nicht ausreichende Förderung des Radverkehrs in Stuttgart sowie Stuttgart 21.

Für Matthias Pfaff vom KUS ist die Diskussion um die Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken eine Scheindebatte. Dass Atomenergie alles andere als zuverlässig sei, könne derzeit in Frankreich beobachtet werden. Weil viele Atomkraftwerke aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden mussten, werde dort derzeit deutscher Strom importiert.

Demonstranten weisen auf die Gefahren hin

Vor dem Umweltministerium wies Armin Simon von „ausgestrahlt“ am Montag vor rund zwanzig Mitdemonstranten auf die Gefahren der noch laufenden Atomkraftwerke wie Neckarwestheim hin. Viele Sicherheitsrisiken würden nicht entdeckt. Die Atomaufsicht lasse sich von der EnBW an der Nase herumführen. Der Landesregierung warf er „Stillhalten und Nichtstun“ vor.

Organisiert wurden die Kundgebungen vom Verein „ausgestrahlt“ zusammen mit vielen lokalen Initiativen und Umweltorganisationen. Die Kundgebung war Teil einer deutschlandweiten Anti-Atom-Radtour unter dem Motto „Dem Ausstieg entgegen – die Zukunft ist erneuerbar“. Die Organisatoren bieten noch bis 4. September verschiedene Touren an, die an Zielen wie verhinderten Atomkraftwerken, Atommüll-Zwischenlagern, potenziellen Standorten für Tiefenlager, Atomfabriken oder Firmensitzen der Atomindustrie vorbeiführen. Insgesamt sollen rund 2400 Kilometer zurückgelegt werden.