Demo im Schlossgarten. Foto: Vogt

Mehrere zehntausend Menschen demonstrierten erneut in der City.

Stuttgart - Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag in Stuttgart erneut gegen das umstrittene Bahn-Projekt Stuttgart 21 demonstriert. Mit Plakaten, Pfiffen und Protestrufen sowie auch auf Baumhäusern machten sie im mittleren Schlossgarten ihrem Unmut gegen das Großprojekt Luft.

Hier unsere Bilder von der Demonstration am Samstag

Unter dem Motto „Endspurt gegen Stuttgart 21 - Volksversammlung“ hatte ein Aktionsbündnis zum Protest aufgerufen. Selbst den Tag der offenen Tür in der Villa Reitzenstein, dem Amtssitz von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU), nutzten die Gegner des Milliardenprojekts, um mit Trillerpfeifen und Transparenten Stimmung zu machen.

Schützenhilfe von Bsirske

Schützenhilfe erhielten sie von Verdi-Chef Frank Bsirske, der den Demonstranten ein Grußwort übermittelte. „Hier werden die Euros nur so rausgeworfen, für einen Bahnhofsumbau, dessen Nutzen mehr als zweifelhaft ist“, ließ der Gewerkschaftsboss aus der Ferne verkünden. Die Regierung fürchte sich vor dem Bürgerprotest. Derweil stärkte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den Rücken; er war am Freitag im Bundestag hart mit den Stuttgart-21-Gegnern ins Gericht gegangen. „Es besteht ein bundesweites Interesse, dass der Südwesten nicht von einem modernen Fernverkehr in Europa abgehängt wird“, sagte Schavan in der Wochenendausgabe des „Hamburger Abendblatts“.

Aus Protest gegen das umstrittene Milliarden-Projekt hatten seit Freitagabend Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood und der sogenannten Parkschützer erneut Bäume im mittleren Schlossgarten nahe dem Bahnhof von Stuttgart besetzt. Ihre Baumhäuser wurden zunächst nicht von der Polizei geräumt. Im Schutz der Menge bauten Demonstranten auch ihre Zelte auf.

„Stuttgart 21 genießt keine Rückendeckung der EU“

In den vergangenen Wochen waren immer wieder Zehntausende gegen Stuttgart 21 auf die Straße gegangen. Das von der Bahn auf 4,1 Milliarden Euro bezifferte Projekt sieht die Umwandlung des Hauptbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation und deren Anbindung an die geplante Neubaustrecke nach Ulm vor, die noch einmal 2,9 Milliarden Euro kosten soll. Kritiker befürchten hingegen zweistellige Milliarden-Beträge.

Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer forderte so bei der Demo einen sofortigen Baustopp, damit bis zur Landtagswahl „keine Fakten mehr mit Abrissbaggern und -birnen geschaffen werden“. Der geplante unterirdische Bahnhof habe nichts mit der Verbesserung der europäischen Verkehrsverbindungen zu tun. Das Projekt sei eine Idee der Stadt Stuttgart, des Landes Baden-Württembergs und der Bundesrepublik. „Stuttgart 21 genießt keine Rückendeckung der EU“, betonte Cramer.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel forderte vor der Menge eine direkte Beteiligung der Bevölkerung. Auch Politiker in Berlin kommen ihrer Meinung nach nun nicht mehr an Stuttgart 21 vorbei.