Die Bezirksbeiräte von Sillenbuch wollen sich von nun an stärker mit dem Thema demografischer Wandel auseinandersetzen. Zum Auftakt war ein Stadtstatistikers zu Besuch. Foto: dpa

Heute leben 1000 mehr über 75-Jährige im Stadtbezirk Sillenbuch als noch vor 20 Jahren. Dies und mehr hat ein Mitarbeiter des Statistischen Amts der Stadt den Bezirksbeiräten bei deren jüngster Sitzung vorgetragen.

Sillenbuch - Statistisch gesehen passiert das fast nie. Dass Ansgar Schmitz-Veltin seine Amtsstube verlässt, weil sich ein Bezirksbeirat für seine Zahlen interessiert. Um so umfangreicher ist das Papierbündel, das der Mann vom Statistischen Amt der Stadt am Mittwoch nach Sillenbuch mitgebracht hat. Der Bezirksbeirat hatte ihn eingeladen, weil sich die Lokalpolitiker nach einer Anregung der Grünen von nun an stärker mit dem demografischen Wandel vor Ort beschäftigen will. Schmitz-Veltins Besuch soll ein Auftakt sein.

Stuttgart sei eine wachsende Stadt

Der städtische Statistiker und seine Kollegen haben vor Kurzem eine neue Prognose zum demografischen Wandel veröffentlicht. Sie beinhaltet Daten zu den Einwohnern der Landeshauptstadt im Jahr 2030. Doch was heißt eigentlich demografischer Wandel? Und was bedeutet er für Stuttgart, für Sillenbuch? „Kurz zusammengefasst, kann man sagen: Wir werden weniger, wir werden grauen, wir werden bunter“, sagte Schmitz-Veltin. Bunter wegen der Zuwanderer. Im Hinblicks aufs Schrumpfen sagte Schmitz-Veltin derweil: „Stuttgart ist eine wachsende Stadt.“ Der Bevölkerungsschwund sei eher ein Thema in der Region.

Die Alterung sei indessen „für Sillenbuch durchaus relevant“, sagte er. Zwar halte sich das Durchschnittsalter bis 2030 bei Mitte 40. Allerdings sei die Zahl derjenigen, die älter als 75 Jahre alt sind, gestiegen. So leben in Sillenbuch aktuell etwa 1000 über 75-Jährige mehr als noch vor 20 Jahren. „Das ist schon nicht ganz ohne“, sagte Schmitz-Veltin. Die Stadt rechnet jedoch nicht damit, dass diese Zahlen weiter steigen, da nach dem Krieg zunächst weniger Kinder geboren worden sind.

Riedenberg ist besonders alt

Besonders viele alte Menschen leben gemäß der Statistik im Stadtteil Riedenberg. Eine beruhigende Nachricht für alle, die sich vor Überalterung fürchten: Mit einem aktuellen Durchschnittsalter in Riedenberg von knapp unter 50 Jahren sind sie noch weit entfernt vom Asemwald. Dort sind die Bewohner im Schnitt Anfang 60. „Das ist einer der höchsten Werte auf Stadtteilebene“, sagte Schmitz-Veltin.

Mal abgesehen davon, warb der Statistiker für mehr Lockerheit. „Der demografische Wandel muss kein Schreckgespenst sein“, sagte er. Es brauche schlicht gute Strukturen, „und die gibt es in Stuttgart“. Damit diese noch besser werden, wollen sich die Sprecher der Bezirksbeiratsfraktionen demnächst im kleinen Kreis treffen, um zu überlegen, wie sie mit dem Thema weiter verfahren sollen. Sollte Schmitz-Veltins Sachverstand dann wieder gefragt sein, wird er sicherlich nicht zögern. Denn, wie gesagt, dass er sein Datenmaterial mal in einem Bezirk ausbreiten darf, kommt statistisch gesehen fast nie vor.