Protest auf dem Marienplatz Foto: Lg/Kovalenko

Gut 100 Menschen wollten am Mittwochabend in Stuttgart Flagge zeigen gegen Fremdenfeindlichkeit. Danach kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei. Es gab Verletzte.

Stuttgart - Gut 100 Menschen haben sich am Mittwochabend zu einer zunächst friedlichen Kundgebung auf dem Marienplatz versammelt, um ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Nach der eigentlichen Veranstaltung versuchten nach Polizeiangaben etwa 70 Personen in Richtung Innenstadt zu ziehen. Da dieser „Aufzug“ nach Angaben der Polizei nicht genehmigt war, versuchten die Beamten ihn an der Ecke Tübinger Straße und Christophstraße schließlich zu stoppen. Dazu habe man Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen müssen, weil zweimalige Appelle zur Auflösung nicht gefruchtet hätten, erklärte ein Polizeisprecher am Abend. Schließlich zogen sich die Demonstranten wieder in Richtung Marienplatz zurück. Vier Beamte seien leicht verletzt worden, erklärte die Polizei. Über Verletzungen bei Demonstranten war zu dem Zeitpunkt nichts bekannt.

Antifaschisten warnen vor Aufmärschen auch in Stuttgart

Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region hatte aus Anlass der Ereignisse in Chemnitz zur Demo aufgerufen. In Sachsen hatten am Sonntag und Montag Tausende Angehörige des extrem rechten politischen Spektrums eine Hetzjagd auf Ausländer gemacht. Eine Rednerin sagte, in Chemnitz seien sogenannte patriotische Bürger ohne Berührungsängste Seite an Seite mit militanten Nazis marschiert. Sie kritisierte die Polizei: „Der Staat und seine Institutionen sind nicht in der Lage, die Gewalt von rechts einzudämmen“, sagte sie.

Eine Rednerin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten kritisierte die Presse. Diese habe die Vorkommnisse als Kampf zwischen Rechten und Linken dargestellt, was völlig falsch sei – „es handelt sich um den Kampf von Faschisten gegen den Staat“. Die Stimmung im Land kippe seit Jahren, die Eskalation sei vorhersehbar gewesen. Auch in Stuttgart und im Umland müsse man mit Aufmärschen rechnen.