Die Konzernzentrale von Thyssen-Krupp in Essen. Der Konzern bekennt sich zu seinen Aktivitäten in Neuhausen auf den Fildern, will aber wettbewerbsfähiger werden. Foto: dpa

Die IG Metall hat zu einer Aktion aufgerufen. Die Vertreter der Arbeitnehmer sorgen sich um Teile der Produktion am Standort Neuhausen. Der Essener Konzern bekennt sich zu seinen Aktivitäten auf den Fildern, will aber wettbewerbsfähiger werden.

Stuttgart - Die Vertreter der Arbeitnehmer sorgen sich um die Arbeitsplätze im Aufzugswerk von Thyssen-Krupp in Neuhausen auf den Fildern. Sieben Monaten lang hätte das Management gemeinsam mit Beratern das Werk unter die Lupe genommen. „Mit dem neuesten Restrukturierungsprogramm namens „elevate“ stehen große Teile der Fertigung im Aufzugswerk auf den Fildern auf dem Prüfstand“, schreibt die IG Metall Esslingen in einer Mitteilung. Darüber seien die Betriebsräte in den vergangenen Tagen informiert worden. Um ihren Unmut zu äußern, ist es kurz vor einer Aufsichtsratssitzung in Rottweil zu Protestaktionen gekommen. Rottweil ist ein besonderer Ort für den Essener Stahlkonzern. Im Rottweiler Neckartal hat Thyssen-Krupp einen 246 Meter hohen Turm gebaut, um Aufzüge zu testen.

Sorgen machen sich die Vertreter der Arbeitnehmer um die sogenannte Vorfertigung, wo Antriebe, Türen und Steuerungen hergestellt werden. Nun soll geprüft werden, ob die Fertigung an konzernfremde, externe Lieferanten gegeben werden soll, schreibt die IG Metall. Ein Großteil der derzeit 500 Mitarbeiter in der Produktion wäre von einer solchen Entscheidung betroffen, befürchtet Jürgen Groß, der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall in Esslingen.

Verwaltungsarbeiten sollen gebündelt werden

Darüber hinaus geht es um administrative Tätigkeiten, die an einem zentralen Standort gebündelt werden sollen. Dies birgt mehr Sprengstoff als zunächst ersichtlich. So hat beispielsweise die Hotline für den Aufzugsbereich ihren Sitz in Berlin; bezahlt werden sie bisher aber nach dem baden-württembergischen Metalltarif. Thyssen-Krupp denkt offensichtlich daran, diese Mitarbeiter künftig in einen anderen, ungünstigeren Tarif zu überführen. Die IG Metall nimmt in diesem Zusammenhang das Wort „Tarifflucht“ in den Mund. Deshalb hatte sie die Beschäftigten zu einer Protestkundgebung in Rottweil aufgerufen. Dort fand am Freitag eine Aufsichtsratssitzung statt, wo die geplanten Restrukturierungen zur Sprache kommen sollten. „Wir wollen unseren Protest laut formulieren und wir wollen, dass er direkt beim Aufsichtsrat ankommt“, so Groß.

Das Unternehmen bestätigt, dass im Geschäftsbereich Aufzüge und Fahrtreppen seit einigen Monaten systematisch alle Organisationseinheiten von „Europe Africa“ unter anderem in Bezug auf die strategische Ausrichtung, Organisationsentwicklung, Performance, Produktion und Vertrieb betrachtet werden. „Der Produktionsstandort Neuhausen verfügt traditionell über große Stärken, muss sich aber auch mit dem Markt weiterentwickeln. Unsere Auftragslage in bestimmten Bereichen ist beispielsweise stark rückläufig – mit damit verbundener Unterauslastung“, teilt Thyssen-Krupp mit. Und weiter: „Wir bekennen uns zum Standort Neuhausen und wollen diesen fit für die Zukunft machen. Wir haben in den letzten Jahren in den Standort investiert. Allerdings ist konsequentes Handeln notwendig, um die Produktionskosten, die Qualität und die Prozesskosten zu verbessern“. Konkreter wurde das Unternehmen nicht.

1100 Beschäftigte sind im Aufzugwerk in Neuhausen tätig

Das Aufzugswerk von Thyssen-Krupp in Neuhausen gehört zum Geschäftsbereich Elevator von Thyssen-Krupp. Mehr als 51 000 Mitarbeiter sind in diesem Bereich weltweit tätig, 4200 davon in Deutschland. Neuhausen ist einer der großen Standorte hierzulande. Rund 1100 Mitarbeiter sind im Aufzugwerk auf den Fildern tätig. Erst vor wenigen Jahren hatte Thyssen-Krupp 80 Millionen Euro in den Standort investiert, um ihn technisch zu modernisieren und zu erweitern.