Mit diesem Bus tourt die „Demo für alle“ gerade durch mehrere deutsche Städte Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mit provozierenden Thesen zur Homosexualität hat sich das Aktionsbündnis „Demo für alle“ viele Feinde geschaffen. Wir sprachen mit der Anführerin des Aktionsbündnisses, Hedwig von Beverfoerde, über ihre Sicht der Dinge und den bevorstehenden Auftritt des Bündnisses am Freitag in Stuttgart.

Stuttgart - Die Frage, wie Kinder in der Schule über Sex aufgeklärt werden sollen, erhitzt weiter die Gemüter. An diesem Freitag (14. September) will das Aktionsbündnis „Demo für alle“ von 15 Uhr an auf dem Stuttgarter Marktplatz vom Land erneut mehr Zurückhaltung in dieser Frage fordern – insbesondere bei homosexuellen Praktiken. „Wir wehren uns dagegen, diese Sexualpraktiken in der Schule als gleichwertig mit dem Akt zwischen Mann und Frau in der Ehe darzustellen“, sagte die Anführerin des Bündnisses, Hedwig von Beverfoerde, den „Stuttgarter Nachrichten“. Das entspreche nicht den Werten, nach denen die Kinder auch laut der Landesverfassung und dem Schulgesetz erzogen werden sollten, meinte sie. „Das ist Indoktrination und das ist verboten.“

Eltern müssen informiert werden

Von Beverfoerde bezieht sich dabei auf ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1977. Das höchste deutsche Gericht hatte nach langem Streit entschieden, dass der Staat an seinen Schulen die ihm anvertrauten Kinder auch ohne Zustimmung der Eltern sexuell aufklären dürfe. Allerdings müsse er dies, so der Tenor des Urteils, sehr zurückhaltend tun und insbesondere Indoktrination unterlassen. In erster Linie, so die Richter, sei die individuelle Sexualerziehung nämlich Sache der Eltern. Diese hätten daher auch Anspruch auf „rechtzeitige Information“ über den geplanten Inhalt der Sexualerziehung. In Baden-Württemberg wird dies den Schulen und Lehrern in einer Verwaltungsvorschrift vorgeschrieben.

Nichts gegen Schwule, aber...

Von Beverfoerde bestreitet, schwulen- oder lesbenfeindlich zu sein. Was „homosexuell empfindende Menschen“ in ihrem Schlafzimmer machten, interessiere sie überhaupt nicht. Bei Kindern höre allerdings der Spaß auf. „Wir sehen das nicht als übliche Form der Sexualität an“, so die Aktivistin. „Wenn es so wäre, dann wäre sie auch fruchtbar.“ Sie persönlich glaube, so von Beverfoerde, „dass die sexuelle Ausübung von homosexuellen Akten nicht gut ist. Nicht gut im Sinne von gesund, wenn man die körperlichen Leiden bedenkt, die aus praktiziertem Homo-Sex resultieren“. Das Bündnis wehre sich daher dagegen, „dass diese Praktiken und diese Lebensweise in der Schule ausgewalzt werden“.

Klage über Grenzüberschreitungen

Die „Demo für alle“ hatte vor allem im Jahr 2014 in Stuttgart starken Zulauf, weil zu der Zeit ein umstrittener Entwurf für einen neuen Bildungsplan die Runde machte. Als ein fächerübgreifendes Ziel wurde in dem Arbeitspapier ausgegeben, die Aktzeptanz sexueller Vielfalt bei den Schülern in Baden-Württemberg zu fördern. Nach massiven Protesten wurde der Entwurf geändert, die Wogen haben sich längst wieder geglättet, doch von Beverfoerde sieht trotzdem noch Demonstrationsbedarf. Zwar werde das Thema sexuelle Vielfalt unter CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann nicht mehr so vorangetrieben wie unter der grün-roten Vorgängerregierung, erklärte sie. Es gebe aber noch Grenzüberschreitungen. „Wenn zehnjährigen Schülern in einem Animationsfilm der Geschlechtsakt fünf Minuten lang detailliert gezeigt und beschrieben wird, dann ist das einfach krass. Das geht einfach nicht.“ Zum Glück würden viele Lehrer verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen, aber das Bündnis bekomme von Eltern eben auch noch andere Fälle beschrieben.

12 Aktivisten, 1000 Gegendemonstranten

Diese Vorwürfe werden vom Kultusministerium ebenso zurück gewiesen wie von den zahlreichen Kritikern des Bündnisses. Die geplante Gegendemo (ab Freitag, 14.30 Uhr) hat sich zu einer Großkundgebung auf dem Karlsplatz ausgewachsen, auf der unter anderen Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) reden wird. Die Veranstalter rechnen mit mindestens 1000 Teilnehmern. Der orangefarbene Bus der „Demo für alle“ wird hingegen mit gerade mal zehn bis zwölf Aktivisten an Bord vorfahren. Man hofft vor Ort auf 50 bis 100 Gleichgesinnte, manche erwarten auch bis zu 300.

Ausschreitungen befürchtet

Die Polizei will mit einem Großaufgebot versuchen, beide Lager getrennt zu halten. In den letzten Jahren kam es im Rahmen der „Demo für alle“ immer wieder zu Ausschreitungen von Linksextremisten.

Die Gegendemo richtet sich auch gegen Fremdenfeindlichkeit. Die „Demo für alle“ bestreitet allerdings, mit Rechtsradikalen gemeinsame Sache zu machen. Durch den Flüchtlingszustrom habe sich die Gesellschaft komplett polarisiert, so von Beverfoerde. „Es ist irre, wie wir jetzt in einen Topf mit anderen geschmissen werden, obwohl unser Thema damit überhaupt nichts zu tun hat.“