Ein seltenes Bild, denn ein Platz zum Verweilen ist die B14 normalerweise nicht. Foto: SDMG

Das Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) hat am Sonntagnachmittag die B14 zwischen Landesbibliothek und Staatstheater für den Verkehr blockiert und Familien zum Flanieren eingeladen.

Stuttgart - Kein Fahrzeug weit und breit auf der Bundesstraße. „Wo sind denn die ganzen Autos heute?“, fragt eine ältere Dame ihren Begleiter und blickt verwundert auf die B 14. Statt Motorenbrummen ist am Sonntagnachmittag zwischen Landesbibliothek und Staatstheater Dixieland-Jazz zu hören. Das Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) hat für zwei Stunden auf die Fahrbahn eingeladen, um zu zeigen, wie viel Lebensqualität möglich wird, wenn der Verkehr ruht.

„Es geht nicht um Ideologie, sondern darum, was gut für die Stadt ist“, sagt Thijs Lucas vom Radentscheid Stuttgart. Der Ingenieur für Fahrzeugtechnik sieht großen Nachholbedarf, was Konzepte abseits des motorisierten Personenverkehrs angeht. „Wenn man sich etwa die neue Brücke über den Neckar ansieht, kann man nur von Fehlplanung sprechen“, moniert er. „Sie ist so schmal, dass Radfahrer absteigen und schieben müssen, wenn sie nicht Fußgängern in die Quere kommen wollen. Und das ist nur ein Beispiel.“

Kritik an mangelndem Einsatz der Stadt für Fußgänger

Ob mit dem Zweirad, im Kinderwagen, im Rollstuhl oder per pedes: Die Besucher genießen das ungewohnte Ambiente sichtlich. Selbst der Herr mit der Atemmaske, der mit einem Banner gegen die Feinstaubbelastung protestiert, kann der Versuchung nicht widerstehen, ein Tänzchen zu wagen.

„Es ist viel von einer Kulturmeile die Rede, die schick werden soll“, sagt Hannes Rockenbauch, Vorsitzender von SÖS/Linke-plus im Gemeinderat. „Aber wird sie auch menschengerecht werden?“ Überhaupt würden Bürger zu wenig nach ihren Bedürfnissen gefragt. Peter Erben vom Stuttgarter Ableger des Verbands Fuss zeigt sich ebenfalls unzufrieden. OB Wolfgang Schuster habe 2011 die „Charta für das Gehen“ unterzeichnet. Umgesetzt worden sei für Fußgänger bisher zu wenig.

Nicht zuletzt geht es beim „Mutter-Kinder-Alle-Tag“ auf der B 14 aber ums Wohlfühlen. „Es ist schön, hier über die mehrspurige Straße zu flanieren“, sagt ein Vater, während sein Sohn sich mit dem Tretroller austobt. „Ob die Aktion viel ändert, weiß ich nicht, aber man könnte so etwas ruhig häufiger machen.“