Im Vorfeld hat die Initiative Geschäftsleute im Stadtbezirk auf den Umgang mit Demenzkranken vorbereitet. Foto: Kleeblattheim GmbH

Die Demenzinitiative will ein Gartengrundstück pachten und gemeinsam mit ihrer Klientel bepflanzen.

S-West - Stauden pflanzen, Blumen aussäen und Rasen mähen. Menschen mit Altersdemenz können vielleicht schon im nächsten Frühjahr ihren eigenen Garten anlegen. Heike Degen-Hientz, die als Koordinatorin das Demenzlotsenprojekt im Westen seit zwei Jahren begleitet, hat in der Nähe des Botnanger Sattels am Waldrand ein Gartengrundstück entdeckt. Das würde sie gern pachten und zusammen mit Ehrenamtlichen und Senioren gestalten. „Natur ist für Menschen mit Demenz sehr wichtig“, sagt die Diplompädagogin. Das Grundstück habe auch ganz praktische Vorteile, denn es liege verkehrsgünstig und lasse sich gut mit dem Auto erreichen.

Sie würde den Garten gern öffnen, sodass er zu einer Begegnungsstätte für Alt und Jung werden könnte – mit Gartenlaube und unbedingt mit einer Toilette. Noch aber ist nichts in trockenen Tüchern, auch der Pachtvertrag ist noch nicht unterzeichnet. Dennoch hat Degen-Hientz kürzlich auf einem Informationsabend über das Demenzlotsenprojekt im Paul-Gerhard-Zentrum von ihrer Idee berichtet. „Altersdemenz ist angesichts des demografischen Wandels nicht nur ein familiäres Problem“, sagt Degen-Hientz. Deshalb sollten sich die Kommunen daran machen, geeignete Räume und Orte für ältere Leute zu schaffen, so wie den Garten. „Das Arbeiten im Garten vermittelt Menschen, die im Frühstadium der Demenz sind, viele sinnliche Eindrücke und ist für sie sehr wohltuend“, sagt die Projektkoordinatorin.

Candle-Light-Dinner für Demenzkranke und ihre Angehörigen

Bisher hat sich die Arbeit der Demenzlotsen weitgehend auf die Öffentlichkeitsarbeit beschränkt. So hat Heike Degen-Hientz ein Flugblatt entworfen, mit dem sich die Initiative vorstellt und das in vielen Geschäften und öffentlichen Gebäuden aus liegt. Mit von der Partie sind die Evangelische Gesellschaft, die Begegnungsstätte der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde, der Bürgerservice Leben im Alter West, das Diakoniewerk Martha Maria, der Verein freie Altenarbeit, die Beratungsstelle Gerbera West, das Klinikum Stuttgart, der Pflegedienst Stuttgart-West, die Senioreneinrichtung Leben und Wohnen Zamenhof sowie das Netzwerk Demenz Stuttgart.

Die Ehrenamtlichen haben bisher Geschäftsleute über die Erscheinungsformen von Demenz und den richtigen Umgang mit Demenzkranken informiert und ihnen Kontaktpersonen vermittelt, an die sie sich wenden können, wenn in ihrem Geschäft oder in ihrer Bank ein orientierungsloser und verwirrter alter Mensch Hilfe benötigt. Bei inhabergeführten Geschäften sei dies ein willkommener Service, berichtet Degen-Hientz. Etwas anders verhalte sich dies in den Filialen großer Ketten, weil hier – ihrer Erfahrung nach – das Verkaufspersonal weniger motiviert sei, sich mit der Problematik zu beschäftigen.

Darüber hinaus hat die Demenzlotsenkampagne schon einige Veranstaltungen organisiert, die zu Publikumsmagneten geworden sind. So kamen zu einem Erste-Hilfe-Kurs etwa 100 Teilnehmer. Das sprengte die räumliche Kapazität des Paul-Gerhardt-Gemeindehauses und der Kurs wurde in die Kirche verlegt. Auch ein Candle-Light-Dinner für Demenzkranke und ihre Angehörigen, das in Zusammenarbeit mit einem Restaurant organisiert worden war, ist ein großer Erfolg gewesen, berichtet Alfred Schöffend vom Verein der freien Altenarbeit. „Wir haben dafür bewusst kein Gemeindezentrum gewählt, sondern wollten mit den Demenzkranken den öffentlichen Raum zurück erobern“, betont er. Dies sei in diesem Fall auch gelungen,