Begegnungsstätte im Rohbau: Dirk Werhan, Inge Kirsner und Elke Dangelmaier-Vinçon (von links) erklären, was sich im Dekanat ändern wird. Foto: factum/Weise

Zuletzt hat eine Dachstuhlb rand die Sanierung des Ludwigsburger Dekanatsgebäudes um Monate zurückgeworfen. Trotzdem will die evangelische Kirche jetzt mit ersten experimentellen Kostproben zeigen, was da im nächsten Jahr kommen soll.

Ludwigsburg - Die evangelische Kirche in Ludwigsburg will ihr Dekanat zum Marktplatz hin öffnen, stattdessen jedoch verbirgt sie sich vorerst hinter einer zusätzlichen Barriere – einem Baugerüst und dicken Planen. Mit kreativen Spielen am Freitag und mit einer Silent Disco am Samstag, 7. Juli, will sich die Kirche wieder in Erinnerung rufen. „Wir wollen mit zwei Ausrufezeichen sagen, hallo, es gibt uns noch“, sagt der Citypfarrer Martin Wendte.

Erste Pläne für ein neues und nicht nur symbolisch geöffnetes Zentrum wurden schon 2015 geschmiedet. Damals war beschlossen worden, dass im Rahmen der Sanierung des denkmalgeschützten Dekanatsgebäudes der große Saal im Erdgeschoss in eine Begegnungsstätte verwandelt werden und dass diese einen direkten Zugang vom Marktplatz aus erhalten soll. Geplante Eröffnung: Ende 2017. Nach den Vorstellungen der Hochschulpfarrerin Inge Kirsner und dem damaligen Citypfarrer Georg Schützler sollte zu diesem Kreativtreff auch eine Stadtakademie gehören.

Pechsträhne beim Umbau

Bald nachdem aber Arbeiter angerückt waren, um das Dekanatsgebäude zu sanieren, war klar: Das Team, das an einem Konzept für die Begegnungsstätte arbeitet, wird noch einige Ehrenrunden drehen müssen. Die Wände und Decken des denkmalgeschützten Gebäudes hielten für die Sanierer manche böse Überraschung parat. Als nächster Wunschtermin für eine Eröffnung stand Weihnachten 2018 im Raum. Doch dann brach am 29. April ein Brand im Dachstuhl aus, womit die Wiedereröffnung des Dekanats und die Premiere des inzwischen auf den Namen „Markt 8“ getauften Treffs in noch weitere Ferne geriet.

Inzwischen geht Elke Dangelmaier-Vinçon, die Referentin des Dekans, davon aus, dass das Haus im März 2019 öffnet. Mit der Einschränkung: „Wir bauen in einem denkmalgeschützten Haus.“ Was bedeutet: Man ist nie vor weiteren Überraschungen gefeit. Selbst wenn aber das Haus zum jetzt angepeilten Termin öffnen kann, so ist es doch noch eine Weile hin. Darum gebe es jetzt eine Art Sneak-Preview, sagt Dangelmaier-Vinçon – eine Eröffnung vor der eigentlichen Eröffnung.

Für Freitag, 29. Juni, laden um 19 Uhr der Tape-Art-Künstler Robby Höschele und der Musiker Christian Leidig zu einem kreativen Sommerabend. „Wir wollen gemeinsam mit den Gästen spielerisch etwas entwickeln“, sagt Wendte. Dazu gehöre zum Beispiel, dass nicht nur der Bauzaun künstlerische gestaltet werde, sondern auch, dass der Marktplatz mit farbigen Klebebändern in unterschiedlichen Materialen verschönert werden soll.

Am Samstag, 7. Juli, wird die evangelische Stadtkirche zur Discothek. Von 23 Uhr an darf dort getanzt werden. „Nur nicht auf dem Altar“, wie Dangelmaier-Vinçon einschränkt. Nachbarn und Passanten bleiben vor der üblichen Disco-Geräuschkulisse verschont, denn, wer an diesem Abend in die Kirche kommt, erhält einen Kopfhörer, an dem er seine ganz persönliche Lautstärke regeln und sich für eines von drei Musikprogrammen entscheiden kann.

Zwölf Stunden geöffnet

„Wir möchten im Markt 8 Ermöglichungsräume schaffen“, sagt Dirk Werhan, der Geschäftsführer des evangelischen Kreisbildungswerks. Die Kirche wolle nicht wie gewohnt mit einem fertigen Programm aufwarten, sondern umgekehrt fragen, was die Menschen wollten. Wendte spricht von einem Experimentierfeld, auf dem Feste gefeiert werden können und das ebenso Raum für Spiritualität, für die Begegnung oder für Kunst und Kultur bietet.

„Wenn es nach mir ginge, wäre der Raum zwölf Stunden am Tag geöffnet“, sagt Pfarrerin Dangelmaier-Vinçon. Das jedoch hängt noch davon ab, ob die Kirche dafür eine Personalstelle schaffen kann. Doch auch das allein reichte nicht aus. Ob und wie lebendig der Markt 8 einmal sein wird, hängt entscheidend vom Engagement von Ehrenamtlichen ab.