Das Gründerteam (von links): Alexander Kuhr, Christian Janisch und Ingo Mayr-Knoch. Foto: Dein Bus

Vor drei Jahren haben drei BWL-Studenten das Unternehmen Dein Bus gegründet. Bisher sind ihre Fernbusse nur auf einigen Strecken unterwegs. Das wird sich ab 2013 ändern.

Berlin - „Heute knallen bei uns die Korken. Wir haben Jahre auf diesen Tag hingearbeitet“, jubelt Christian Janisch. Er ist einer der Mitbegründer von Dein Bus. Für gute Laune sorgt bei ihm, dass sich die schwarz-gelbe Koalition und die Opposition am Freitag nach monatelangen Verhandlungen geeinigt haben, in Deutschland den Weg für ein Fernbussystem frei zu machen. Mit dem Start wird bis Frühjahr 2013 gerechnet.

„Zukünftig sind überall in Deutschland Fernbuslinien möglich, die untereinander und auch mit dem Fernverkehr der Bahn konkurrieren dürfen“, heißt es in dem von den Fraktionen von Union, FDP, SPD und Grünen beschlossenen Kompromiss. Bisher ging das wegen des aus den 1930er Jahren stammenden Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) nicht. Mit dem Gesetz wollten die Politiker bisher die Bahn schützen. Im Koalitionsvertrag 2009 hatten CDU und FDP dann aber vereinbart , dieses Monopol aufzubrechen. Bereits im August 2011 hatte das Kabinett die Einführung eines bundesweiten Liniennetzes für Fernbusse beschlossen. Kritik aus den Bundesländern führte jedoch dazu, dass es erst jetzt zu einer Einigung kam.

Ende 2010 klagte die Bahn gegen das junge Start-up-Unternehmen der drei Studenten

Auch die Bahn hatte lange Zeit versucht, die Konkurrenz zu verhindern. Ende 2010 klagte die Bahn gegen das junge Start-up-Unternehmen der drei Studenten und berief sich auf das PBefG. Das ließ die Jungunternehmer erfinderisch werden. Für die Strecke zwischen Köln und Frankfurt bot Mein Bus sogenannte Mitfahrgemeinschaften an. Wer ein Ticket bucht, schließt sich hier formal einer Fahrgemeinschaft an. Das „Prinzip Kegelklub“ (Janisch) blieb nicht ohne Wirkung auf die Richter. Dein Bus gewann den Prozess gegen die Bahn und durfte weiterfahren. Im November 2011 folgte die erste Fernbuslinie zwischen München, Stuttgart und Tübingen. Im August 2012 kamen zwischen Freiburg und Konstanz sowie zwischen Freiburg und Stuttgart zwei weitere Linien hinzu. Im September folgten Linien von München nach Frankfurt, von Stuttgart nach Frankfurt, von Heidelberg nach Freiburg und von München nach Prag. Auf der Strecke zwischen Stuttgart und Freiburg fahren die Busse bereits im Linienverkehr. Möglich machte dies eine Sondergenehmigung der Stadt Freiburg. Die bescheinigte, dass die Buslinie eine Verbesserung gegenüber dem Bahnverkehr bringe. Auch auf den Strecken München–Stuttgart–Tübingen und Freiburg–Konstanz konnte Janisch eine solche Erlaubnis erstreiten. Inzwischen werden mit Fernreisebussen 15 Städte in Deutschland und dem Ausland verbunden. Die günstigsten Preise für Fahrten innerhalb Deutschlands liegen bisher bei neun Euro. Allerdings ist nur eine begrenzte Zahl an Plätzen in dieser Kategorie zu erhalten. Wer früh genug und zudem online bucht, bekommt den Zuschlag. Kurzentschlossene, die das Ticket direkt beim Fahrer lösen, zahlen zum Beispiel für die Strecke Stuttgart– Freiburg 29 Euro.

Nun sollen die Bürger ab 2013 überall in Deutschland Fernbusse als Alternative zur Bahn nutzen können. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagt: „Der Verbraucher wird in Kürze die Möglichkeit haben, auch über längere Strecken kostengünstig mit dem Bus zu reisen.“

Zum Schutz des von den Ländern mitbezahlten regionalen Zugverkehrs wurde allerdings vereinbart, dass Fahrtstrecken unter 50 Kilometer Länge und mit weniger als einer Stunde Reisezeit nicht angeboten werden dürfen. Auf Drängen von Grünen und SPD wurde zudem verfügt, dass die Fahrzeuge bis Ende 2019 barrierefrei sein müssen. Neue Fernbusse müssen ab 2016 mindestens zwei Plätze für Rollstuhlfahrer haben. Die von der SPD geforderte Maut für Busse wird es nicht geben. Die Vertreter der Länder signalisierten, dass sie den jetzt gefundenen Kompromiss im Bundesrat dieses Mal unterstützen werden.