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Martin Lenhardt spielt Tischtennis und hat bei den Special Olympics in München schon mehrfach auf dem Treppchen gestanden.

Degerloch - Martin Lenhardt fackelt nicht lange, wenn er an der Tischtennisplatte steht. „Ich will immer sofort den Punkt machen“, sagt der 49-Jährige. Dass der Degerlocher, der in Vaihingen in den Werkstätten der Lebenshilfe arbeitet, gut mit dem Zelluloid-Ball umgehen kann, hat er schon mehrmals bewiesen – zuletzt im Mai dieses Jahres.

Bei den Special Olympics in München, der größten Sportveranstaltung für geistig behinderte Menschen in Deutschland, hat er in seiner Altersklasse die Silbermedaille geholt. „Elf, zwölf Spiele“ hat Lenhardt an drei Tagen absolviert. Nur das Endspiel ging knapp verloren. Für den begeisterten Tischtennisspieler, der in der Bäckerei der Lebenshilfe und der Verpackungsgruppe arbeitet, ist das aber kein Grund, Trübsal zu blasen. „Ich habe mich trotzdem über den zweiten Platz gefreut.“ Mal verliere und mal gewinne man eben, sagt der Sportler. Der Spaß steht bei ihm sowieso an erster Stelle. Wie es sich anfühlt, auf dem Treppchen ganz oben zu stehen, weiß Lenhardt ohnehin: Sechsmal war er bereits bei den Special Olympics dabei. Vier Medaillen hat er abgeräumt: zwei goldene, eine silberne und eine bronzene.

An München erinnert sich der Athlet gern zurück. „Wir hatten ein gutes Hotel, haben gut gegessen und auch gut geschlafen.“ Wohl ein Grund, warum seine Gegner das Nachsehen hatten. Im Gedächtnis geblieben ist ihm noch die Ansprache des Bundespräsidenten Joachim Gauck: „Der war auf einer großen Leinwand zu sehen.“

Der Traum: eine Privatstunde mit Timo Boll

Schon vor vielen, vielen Jahren hat Lenhardt sein Herz für den Sport mit dem kleinen Ball entdeckt. Immer montags trainiert er mit der Tischtennisgruppe der Lebenshilfe im Foyer des Pflegezentrums Bethanien. Dort werden dann die grünen Platten mit den Netzen aufgebaut. Drei bis vier Schläger hat Lenhardt zu Hause in Degerloch. Auch dort steht eine Tischtennisplatte; doch es fehlt an einem Trainingspartner.

Seine Freundin unterstützt ihn zwar bei den Wettkämpfen, doch an der Platte will sie sich nicht mit ihm messen. „Es sind auch nicht alle begabt“, sagt der Sportler und lacht. Dass neben dem Talent, auch der Trainingsfleiß wichtig ist, weiß der 49-Jährige nur zu gut: „Man muss an sich arbeiten.“ Und auf die Trainer hören: In Lenhardts Fall sind es Annemarie und Konrad Eibelshäuser, die auch die Fahrt zu den Special Olympics organisiert haben und die Lebenshilfe-Tischtennisgruppe coachen. „Die Trainer sagen, was wir machen müssen“, sagt der Silbermedaillen- Gewinner. Und er lobt: „Da bin sehr zufrieden damit.“ Nervös ist der Sportler vor seinen Auftritten nicht; einen Angstgegner kennt er nicht. „Nicht, dass ich wüsste“, sagt er spontan.

Martin Lenhardt schaut sich auch gern Tischtennis im Fernsehen an. Sein Lieblingsspieler ist Timo Boll: „Auch wenn er bei Olympia in London nicht Erster geworden ist.“ Den deutschen Weltklassespieler hat er bei der EM 2009 in Stuttgart sogar live spielen sehen: „Wie er spielt, da kann man nur davon lernen.“ Gegen ihn hätte er keine Chance. Und doch würde er gern einmal gegen den Superstar antreten. „Ein Privatstunde beim Montagstraining, das wäre super“, sagt Lenhardt.

Eines hat der Degerlocher, auch wenn der Vergleich natürlich ein wenig vermessen ist, seinem Idol aber schon voraus. Timo Boll hat bei seinen bisherigen Olympia-Teilnahmen noch nie eine Medaille im Einzel geholt.