Kalte Wohnungen: Erst am Donnerstag war die Heizung repariert. Foto: /Martin Haar

Ein Woche lang keine Heizung und kein warmes Wasser: In acht Wohnhäusern im Stuttgarter Norden wurde die Stimmung frostig. Erst am Donnerstag war die Anlage endlich repariert.

Stuttgart - Die Nächte werden so langsam frostig. Die gefrorenen Eisschichten an den Autoscheiben künden bereits von den nun anbrechenden Bibbertagen. Wohl dem, der sich hinter einen warmen Ofen verkriechen kann. Im Stuttgarter Norden war das rund 200 Mietern seit vergangenen Freitag nicht mehr vergönnt. Mehr noch: Wenn sie den Warmwasserhahn aufdrehten, kam auch nur kaltes Wasser – bis gestern Nachmittag war die zentrale Heizanlage defekt.

„Wir hatten nur 16 Grad Raumtemperatur“, klagte Bertram Wohlfahrt. „So langsam wirkte sich das massiv aus. Zumal wir ein acht Monate altes Kind haben, das auf den Boden krabbelt und schon hustet.“ Betroffen sind auch andere. Nach Angaben des Mieters sind nicht nur die Häuser der Otto-Umfrid-Straße 4 bis 10 betroffen, sondern auch die Gebäude an der Nordbahnhofstraße 61 bis 67. Eines dieser Häuser beherbergt sogar ein Seniorengemeinschaftswohnanlage.

Aber ganz egal, ob jung oder alt: Keiner versteht, warum der Vermieter diesen gravierenden Mangel nicht sofort beseitigt hat. „Ich habe schon zigmal im Büro von Helmut Laich angerufen“, sagt Bertram Wohlfahrt. „Aber ich und andere werden immer wieder vertröstet.“ Im Büro von Helmut Laich bei der Massivbau GmbH in Feuerbach bestätigt eine Mitarbeiterin sowohl die Kenntnis über den Totalausfall der Heizanlage, als auch die Anrufe der Mieter: „Sie können es mir glauben, uns ist die Sache selbst sehr unangenehm.“ Aber das Problem sei eben nicht so schnell zu lösen gewesen. Man habe vergangenen Freitag – nach Eingang der Nachricht – sofort gehandelt. Ein Handwerker sei beauftragt worden, habe sich die Sache angeschaut und daraufhin am darauffolgenden Montag ein nötiges Ersatzteil für die Reparatur bestellt.

Warten auf ein Ersatzteil

Auf dieses spezielle Ersatzteil warte man immer noch, sagte die Massivbau-Mitarbeiterin am gestrigen Donnerstagvormittag auf Anfrage: „Aber ich hoffe, dass es heute kommt und der Schaden am Nachmittag behoben werden kann.“ Das war dann tatsächlich auch der Fall.

Zuvor hatte Bertram Wohlfahrt bereits den Mieterverein Stuttgart eingeschaltet. Ihm ging es nicht nur darum, dass es in seiner Wohnung endlich wieder warm wurde, er und andere Betroffene dürften auch auf eine Mietminderung pochen. Jens Rüggeberg, Rechtsberater beim Mieterverein Stuttgart, blätterte daher schon eifrig in seinen Tabellen. Zum Thema Mietminderung gibt mindestens ein Dutzend Urteile in Deutschland. Die Bemessung der Mietminderung schwankt daher von Fall zu Fall. Jedes Grad weniger Temperatur bringt sozusagen ein paar Prozent mehr Mietminderung. „Die Urteile reichen von fünf bis 100 Prozent“, erklärt Rüggeberg. In der Regel pendeln sich die Urteile aber bei rund 20 Prozent ein.

Mietminderung möglich

Für Mieter, die sich in einer ähnlich misslichen Lage befinden, erklärt Rüggeberg daher, worauf man in solchen Fällen grundsätzlich achten muss: „Das Erste ist, dass ein Mieter bei Mängeln beweispflichtig ist.“ Freilich muss man den Vermieter sofort auf den Mangel aufmerksam machen und die Beseitigung einfordern. Dann trete der Anspruch auf Mietminderung automatisch ein. Da man aber die Miete in der Regel im Voraus bezahlt, müsse man den zu viel bezahlten Anteil im nächsten Monat abziehen. „Dann muss man halt schauen, ob man mit seiner Mietminderung durchkommt“, sagt Rüggeberg, merkt aber an: „In den meisten Fällen landet die Sache vor Gericht.“ Daher empfiehlt es sich, mit dem Vermieter eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Ob es dazu im Stuttgarter Norden zwischen den Mietern und dem Vermieter kommt, ist ungewiss. „Dieser eine Herr macht uns seit dem Tag, seit dem er eingezogen ist, nichts als Probleme“, klagt die Mitarbeiterin der Massivbau GmbH. Damit ist es eher wahrscheinlich, dass dieser Fall erneut auf dem Schreibtisch von Jens Rüggeberg landet.