Um 21 Uhr ist Schluss auf dem Weihnachtsmarkt – das ärgert Gastronomen und manche Besucher Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Diskutieren Sie mit: Um 21 Uhr ist auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt Zapfenstreich. Das ärgert machen Besucher, aber noch viel mehr die Wirte. Sollen die Öffnungszeiten verlängert werden?

Stuttgart - „Immer dann, wenn es am schönsten ist, wird man nach Hause geschickt“, klagt ein Besucher des Weihnachtsmarktes am Stand von Conny Weitmann. Die Stuttgarter Gastronomin versichert, dass dieses Lamento kein Einzelfall ist. „Meine Gäste würden gerne länger bleiben“, sagt Weitmann und trifft damit nicht nur den Nerv vieler Gäste, sondern auch den anderer Gastronomen.

Sie alle ärgern sich, dass Weihnachtsmarkt-Besucher um 21 Uhr vom Ordnungsdienst aufgefordert werden, ihren Glühweinbecher zügig zu leeren. Für noch mehr Missstimmung sorgt jedoch der anschließende Glühwein-Tourismus Richtung Schlossplatz. Dort, neben der Eisbahn, darf der Gastronomiebetrieb von Henny Stamer und Stefan Kinzler offiziell bis 22.30 Uhr öffnen. Auf der Internetseite lockt der „Wintertraum“ sogar mit Öffnungszeiten bis 23 Uhr. Im vergangenen Jahr sollen über eine Million Besucher dieses Angebot genutzt haben.

Glühweintourismus Richtung Schlossplatz

„Wenn bei uns Schluss ist, gehen viele weiter auf den Schlossplatz“, sagt Conny Weitmann. Sie empfindet dieses Ungleichbehandlung als „Wettbewerbsverzerrung“ und fordert für den Weihnachtsmarkt „längere Öffnungszeiten“. Schließlich müsse eine Pacht von 25 000 Euro erst mal erwirtschaftet werden. „Deshalb wäre ein Kompromiss schon ein Fortschritt“, sagt die Gastronomin, „wenn wir wenigstens Donnerstag, Freitag und am Samstag länger offen haben könnten, wäre uns geholfen.“

Beim Amt für öffentliche Ordnung hätte man grundsätzlich nichts dagegen. „Wenn so ein Wunsch vom Veranstalter beantragt wird, werden wir ihn prüfen“, sagt Sabine Dorsch vom Ordnungsamt, „theoretisch ist so etwas möglich.“ Doch die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart denkt nicht daran. Die städtische Tochtergesellschaft fühlt sich allen Beschickern des Marktes gleichermaßen verpflichtet. Eine Umfrage unter allen Markttreibenden habe gezeigt, dass die derzeitige Regelung den größten gemeinsamen Nenner finde.

Von 285 Ständen sind 40 Gastronomie-Betriebe

In diesem Jahr sind es 285 Stände, etwa 40 davon sind reine Gastronomiebetriebe, weitere verkaufen Süßwaren. Bedeutet: Die 200 klassischen Beschicker, die zum Beispiel Weihnachtskugeln verkaufen, wehren sich gegen eine Ausdehnung der Öffnungszeiten.

„Diese klassischen Beschicker machen morgens ab 10 Uhr ihre Geschäfte“, sagt Christian Eisenhardt von in.Stuttgart, „bereits um 18 Uhr nimmt deren Umsatz ab.“ Gegen 21 Uhr verlieren sich kaum noch Kunden an den Ständen der klassischen Beschicker. Aber der Veranstaltungsgesellschaft geht es nicht nur um den Umsatz der Beschicker. Wichtig sei auch der Gesamteindruck. Undenkbar sei, dass manche Stände geschlossen hätten, während andere weiter verkaufen. „Wir versuchen, ein einheitliches Bild zu vermitteln“, sagt Christian Eisenhardt, „außerdem sind wir kein Glühweinmarkt, sondern ein Weihnachtsmarkt.“

Tatsächlich zieht der Weihnachtsmarkt als Gesamtattraktion, wie Armin Dellnitz von der Stuttgart-Marketing GmbH bestätigt. „Die Weihnachtsmarktbesucher sind eine besondere Zielgruppe. Vor allem die Schweizer Gäste kommen, weil sie auch ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollen“, sagt der Touristik-Experte.

Alle internationalen Gäste hätten jedoch eines gemein: „Sie kommen wegen dem Gesamtatmosphäre, die von der ganzen Stadt ausgeht.“ Dazu gehörten auch das Rahmenprogramm, wie etwa in die Konzerte in der Stiftskirche. Aus touristischer Sicht gibt aus Sicht von Armin Dellnitz daher nur einen Wunsch: „Es wäre toll, wenn der Weihnachtsmarkt so lange wie möglich offen sein könnte.“