Was passiert rund um die denkmalgeschützten Eiermann-Gebäude in Vaihingen? Darüber gab es Streit im Gemeinderat. Foto: Achim Zweygarth

Der Architektenwettbewerb für das Eiermann-Areal in Vaihingen geht weiter. Die CDU konnte sich im Gemeinderat nicht mit ihrer Forderung nach einer Begrenzung des Wohnanteils auf 25 Prozent durchsetzen.

Stuttgart - Wie viele Wohnungen auf dem früheren IBM-Gelände, dem sogenannten Eiermann-Campus in Vaihingen, gebaut werden, bleibt vorerst offen. Die CDU-Fraktion scheiterte am Donnerstag im Gemeinderat mit ihrem Antrag, den Wohnanteil auf dem insgesamt 19,5 Hektar großen Gelände auf 25 Prozent zu begrenzen.

Eine Mehrheit der Stadträte aus Grünen, SPD, der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus, der AfD und OB Fritz Kuhn plädierte dafür, im laufenden Überarbeitungswettbewerb der vier Architektenentwürfe für das Gelände keine Vorfestlegung über die Anzahl der Wohneinheiten zu treffen. Vor der Abstimmung hatten auch die fünf Stuttgarter Architektenkammern klar Stellung bezogen und sich gegen den CDU-Vorstoß positioniert.

Zustimmung von Schertlen sorgt für Verwunderung

Lediglich die Freien Wähler, die FDP und der Stadtist Ralph Schertlen schlossen sich der Position der CDU an, die auf dem sogenannten Eiermann-Campus Büros für Wissenschaft und Forschung sowie Gewerbe ansiedeln wollte. Besonders die Zustimmung des Einzelstadtrats Schertlen sorgte auf Seiten der Mehrheit für Verwunderung. Der Stadtist, der nur dank einer Zählgemeinschaft mit SÖS/Linke-plus einen Sitz im Technischen Ausschuss ergattern konnte, ist jedoch bekannt für sein unberechenbares Abstimmungsverhalten. Er gilt zudem als großer Fan automatisierter Elektro-Mobilitätsträger.

Dass die CDU in ihrem Antrag eine Mono-Rail-Bahn als Zubringer zum Gelände untersuchen lassen wollte, dürfte ihm sein Votum erleichtert haben. In letzter Minute hatte die CDU-Fraktion noch versucht, die sich abzeichnende Abstimmungsniederlage mit einem neuen Antrag zu verhindern. Darin forderte sie gemeinsam mit ihren Unterstützern, das Wettbewerbsverfahren so lange auszusetzen, bis ein externer Gutachter dem Gemeinderat dargelegt habe, welcher Nutzungsmix die Voraussetzungen für einen funktionierenden Stadtteil schaffen könne. Einen Kompromissvorschlag von OB Kuhn, das Verfahren weiterlaufen zu lassen, die Diskussion über den richtigen Wohnanteil auf dem Campus aber dennoch zu führen und die Büros aufzufordern, in einem Korridor zwischen 30 und 70 Prozent Wohnungen ihre Entwürfe zu überarbeiten, wurde von Alexander Kotz verworfen. Der CDU-Fraktionschef warf Kuhn vor, seinen eigenen Wahlslogan „Wir bauen nicht für Investoren, sondern für Menschen“ zu konterkarieren. Die Gerch-Gruppe um den Düsseldorfer Investor Mathias Düsterdickhatte das Gelände vor einem Jahr erworben und kann sich dort auch ein verdichtetes Wohnen vorstellen. Im Gegenzug hat sich Düsterdick verpflichtet, die denkmalgeschützen Bürogebäude des Architekten Egon Eiermann zu sanieren. Am Ende reichte es für die CDU nur zu einem Achtungserfolg: Die Mehrheit beschloss, während des weiter laufenden Wettbewerbs eine Debatte über die Definition des Begriffs funktionierender Stadtteil zu führen – mehr aber auch nicht.